Nach dem heftigen Gewitter über dem oberen Emmental sucht die Gemeinde Schangnau Helferinnen und Helfer fürs Aufräumen. Sie hat auch einen Spendenaufruf erlassen. Die Behörden sprechen von enormen Sachschäden.
Besonders getroffen von den Fluten wurde am Montag das über die Kantonsgrenzen hinaus bekannte Ausflugsziel Kemmeribodenbad mit seinem Hotel-Restaurant. Ebenfalls überflutet wurden das Dörfchen Bumbach und das Gebiet Schwand. Das Hotel-Restaurant bleibt laut einer Mitteilung der Gemeinde und der regionalen Behörden längere Zeit geschlossen.
Hof Schwand verwüstet
Die Gäste des Hotels wurden rechtzeitig in Sicherheit gebracht. Die Betreiber des Hotels konnten die Nacht auf Dienstag nicht zuhause verbringen – ebenso wie einzelne weitere Personen, welche am Montagabend unterwegs waren. Das sagte die Emmentaler Regierungsstatthalterin Claudia Rindlisbacher auf Anfrage. Verletzte gab es nicht. Die Höhe der Sachschäden ist noch unbekannt.
Auch in den weiteren Schadengebieten entlang der Emme kamen nach aktuellem Erkenntnisstand keine Personen zu Schaden. Wie bereits beim Hochwasser 2014 wurde auch beim aktuellen Ereignis das Gebiet um den Hof Schwand stark verwüstet. Weitere Schadenplätze sind entlang der Emme unter anderem im Ortsteil Bumbach zu verzeichnen.
Aufräumarbeiten nicht behindern
Bereits am Aufräumen ist der Zivilschutz der Region Oberemmental. Rindlisbacher ruft dazu auf, derzeit keine Ausflüge in dieses Gebiet zu machen, um die Aufräumarbeiten nicht zu behindern. Auch sind gewisse Strassen, Wanderwege und Brücken zeitweise nicht passierbar. Die Trinkwasserversorgung ist sichergestellt. «Über die Höhe der Sachschäden lässt sich derzeit noch keine Aussage machen», teilt der Krisenstab mit. Das betroffene Gebiet ist zurzeit nicht zugänglich.
Personen, die Hilfseinsätze im Gebiet leisten möchten, melden sich bitte direkt bei der Gemeindeverwaltung Schangnau. Die Gemeinde hat auch ein Spendenkonto eingerichtet. -> Hier gibts mehr Infos
Schon 2014 wurde die Gemeinde Schangnau von einem Hochwasser heimgesucht. Damals führte die Emme bis zu 340 Kubikmeter Wasser pro Sekunde ab, am Montag bis zu 270. Die Wucht des Wassers war also vor acht Jahren grösser.
«Räbloch» nicht verstopft
Anders als 2014 regnete es am Montag am stärksten im Quellgebiet der Emme – im Gebiet Lombachalp. Deshalb wurde das Kemmeribodenbad so stark getroffen. Es liegt fast zuhinterst im Emmental. Auch waren die Seitenbäche der Emme dieses Jahr weniger reissend, wie laut der Mitteilung ein Naturgefahrenberater feststellte.
2014 führte der Anschutz dazu, dass die Emmeschlucht «Räbloch» bei Eggiwil verstopft war. Bei einem Helikopter-Überflug am 4. Juli konnten bisher keine grösseren Schäden am Räbloch festgestellt werden. «Auch wenn sich erneut viel Schwemmholz angesammelt hat, fliesst das Wasser aktuell durch die Emmeschlucht», heisst es in der Mitteilung.
Verbindungen bei Brienz weiter unterbrochen
Am rechten Brienzerseeufer im Berner Oberland waren derweil auch am Dienstag die Hauptstrasse und die Eisenbahnlinie der Zentralbahn zwischen Brienz und Oberried unterbrochen. Dies nach dem Murgang vom Montagnachmittag bei Ebligen.
Zwischen Brienz BE und Oberried BE verkehren die Züge bis mindestens Betriebsschluss am Dienstagabend nicht. Wie die Zentralbahn auf ihrer Internetseite schreibt, verkehren aber für alle Züge Bahnersatzbusse zwischen Brienz und Interlaken Ost – ohne Halt über die Nationalstrasse A8. Zusätzlich fahren Regiozüge zwischen Interlaken Ost und Oberried. Die Haltestellen Brienz West und Ebligen können nicht bedient werden.
Zug entgleist
Am Montagnachmittag war ein Zug der Zentralbahn entgleist, weil er auf einen vom Murgang mitgerissenen Baum auffuhr. Wie Zentralbahn-Mediensprecher Thomas Keiser auf Anfrage sagte, unterquerte der grösste Teil des Murgangs die Gleise, nicht aber der Baum.
Nun muss das Unternehmen das entgleiste Fahrzeug wieder auf die Gleise stellen und schauen, wie es um das Trassee steht. Derselbe Murgang unterbrach die Hauptstrasse, wie Markus Wyss, zuständiger Kreisoberingenieur des Kantons Bern, auf Anfrage sagte.
Eine Mediensprecherin der Berner Kantonspolizei sagte am Dienstagmorgen auf Anfrage, nach wie vor habe die Polizei keine Kenntnis von verletzten Personen im Zusammenhang mit den Gewittern vom Montag. Insgesamt zwölf Schadenmeldungen aus dem ganzen Kanton Bern seien zwischen Montagnachmittag und Dienstagmorgen bei der Polizei eingegangen.