Ein Monat nachdem das Lötschental von schweren Unwettern heimgesucht wurde, kommen die Aufräumarbeiten gut voran. Bis zur Normalität dauert es aber noch. Betroffene berichten, wie sie die Situation gemeistert haben
«Das war eine richtige Katastrophe, wie ich das noch nie erlebt habe», erzählt der 70-jährige Beat Tannast aus Wiler. Obschon bereits pensioniert, hält er noch drei Kühe. Schuld waren die starke Erwärmung und der Regen, nachdem auf der Lauchernalp etwa 80 Zentimeter Neuschnee gefallen ist.
Zahlreiche ältere Scheunen im ganzen Tal, von denen einige noch teilweise genutzt würden, seien durch Wasser, Schlamm und Geröll beschädigt, viel Kulturland zerstört. «Etwa 150 Parzellen», schätzt Tannast, ihn selbst treffe es mit etwa 1000 Quadratmeter.
Trotz allem Glück
Für ihn ist es auf grosses Glück zurückzuführen, dass weder Menschen noch Tiere direkt zu Schaden kamen. Er gehört nicht mal zu denen, die vom Unwetter am schwersten getroffen wurden. Direkt neben seinem Depot ausgangs Wiler wurde etwa ein Getränkedepot komplett zerstört.
Schwer getroffen wurde auch Toni Henzen, dessen stark einsturzgefährdeter Schafstall in Kippel nur noch abgerissen werden kann. Henzen ist Präsident des Oberwalliser Zuchtverbands des Weissen Alpenschafs (WAS) und Vollerwerbs-Landwirt. «Eine Mauer ist weggebrochen, nachdem das Wasser das Fundament unterspült hat, und das ganze Gebäude wurde praktisch verdreht», sagt Henzen.
Zutritt lebensgefährlich
Versuche, mit Hilfe der Armee das im letzten Sommer geerntete Heu über das Dach bergen zu können, sind gescheitert. «Ein Ingenieur hat uns gesagt, dass das Betreten der Scheune lebensgefährlich wäre.» Ob es möglich ist, bevor oder während der Stall in diesen Tagen abgebrochen wird, das Heu mit Hilfe von Maschinen zu bergen, ist fraglich. Inzwischen hat er Heu gekauft, um seine rund 100 Schafe zu versorgen, die er nun statt in dem einen grossen Stall in zehn älteren Ställen hält.
Grosse Umwege
Andere Bauern aus dem Tal sprechen demgegenüber von Glück. Claudia Jaggi etwa erzählt: «Stall und Material sind bei uns ganz geblieben, nur die Zufahrt zur Mistplatte ist noch unterbrochen.» Möglicherweise muss sie einen Bagger organisieren, damit der Mist vor Wintereinbruch noch geführt werden kann. Doch angesichts der Schäden, die andere Bauern erlitten hätten, sei dies kein nennenswertes Problem. Selbst den Umweg, den sie in Kauf nehmen musste, um zu ihrem Stall zu gelangen, «macht man unter diesen Umständen gern».
Jaggi wohnt in Kippel, doch ihre Kühe hat sie im fünf Kilometer entfernten Blatten, das aber während zwei Wochen nicht erreichbar war. Doch glücklicherweise hatte sie ihr Auto kurz vor der Katastrophe auf der Schattenseite stehen, so dass sie nach kurzen Fusswegen – unter anderem über eine beschädigte Brücke, die aber rasch repariert wurde – eine Forststrasse nutzen konnte. Nicht möglich war in dieser Zeit einzig die Versorgung der Altersheime in Steg und Kippel, die Jaggi sonst mit Milch beliefert.


