/fileadmin/images/logo.svg

Artikel werden durchsucht.

Urban Farming: In Berlin grösste Dachfarm geplant

Die Luft ist mit Abgasen getränkt, der Lärmpegel enorm. Eine sechsspurige Autobahn schlängelt sich durch die zubetonierte Landschaft und trifft auf eine vierspurige Stadtstrasse. Hier, mitten im Industriegebiet des Berliner Südkreuzes, soll bald Bio-Gemüse angebaut und eine Öko-Fischzucht aufgezogen werden.

Julia Becker, DADP |

 

 

Die Luft ist mit Abgasen getränkt, der Lärmpegel enorm. Eine sechsspurige Autobahn schlängelt sich durch die zubetonierte Landschaft und trifft auf eine vierspurige Stadtstrasse. Hier, mitten im Industriegebiet des Berliner Südkreuzes, soll bald Bio-Gemüse angebaut und eine Öko-Fischzucht aufgezogen werden.

«Wir wollen hier auf unserem Areal die grösste Dachfarm der Welt eröffnen», sagt der stellvertretende Geschäftsführer der Berliner Malzfabrik, Nicolas Leschke. Künstler und Kreative nutzen das Industriedenkmal seit Jahren als Treffpunkt und Quartier.

7000 m2 Fläche

Ab dem Frühjahr 2013 sollen tonnenweise Salat, Kohlrabi, Tomaten und
Kräuter gedeihen - unter einem schützenden Glasdach. Insgesamt 7’000 Quadratmeter Dachfläche stehen für den Bio-Anbau bereit, so viel wie ein Fussballfeld. In dem Gebäude darunter, in 22 ehemaligen Malzkesseln, sollen sich Schwärme von nahrhaften Talapia-Barschen tummeln.

Gespür für Herkunft vermitteln

Damit sind der 33-Jährige und seine Kollegen Teil einer wachsenden Bewegung: die der Stadtbauern, international Urban Farmers genannt. Weltweit beackern ihre Anhänger städtische Flächen, bauen essbares Grünzeug darauf an. «Uns ist wichtig, woher das Gemüse kommt und wie es hergestellt wird. Wir wollen den Menschen ein Gespür für die Herkunft ihres Essens geben», sagt Garten-Mitgründer Marco Clausen.

Doch der Wunsch nach heimischen Produkten kollidiert immer öfter mit einem anderen: dem Wunsch, urban leben zu wollen. Nach Berechnungen der Vereinten Nationen werden 2050 zwei von drei Erdenbürgern in einer Stadt leben - bereits heute trifft das auf jeden Zweiten zu.

«Da wäre es unsinnig, Gemüse weiterhin nur auf dem Land anzubauen und es endlose Strecken zum Verbraucher in die Stadt zu karren», sagt Christian Echternacht, der Dritte im Bunde. So suchten die Berliner nach einer Lösung, die Stadt und Ackerbau vereint - die Idee der Dachfarm entstand.

Geschlossenes System

«Der Clou ist, dass unser System autark ist. Nur Fischfutter soll zugeführt werden», sagt Leschke. Das gelingt über einen geschlossenen Wasserkreislauf: Die Ausscheidungen der Fische im Wasser dienen den Pflanzen als Dünger. Dadurch bereiten die Pflanzen ihrerseits das Wasser wieder für die Fische auf.

«Alle weiteren benötigten Ressourcen können durch erneuerbare Energien und Regenwasserrückgewinnung gewonnen werden», sagt die Nachhaltigkeitsbeauftragte des Projektes, Karoline vom Böckel. So soll das Kilo Fisch mit nur 200 Litern Wasser hergestellt werden - üblich sind 1’000 Liter.

Ohne Umwege landet die Ernte im hauseigenen Laden der Malzfabrik. «Ein Teil geht auch in den umliegenden Einzelhandel», sagt die 30-Jährige. In Kooperation mit der Technischen Universität Berlin lassen die Unternehmer derzeit eine Machbarkeitsstudie erstellen.

Investoren gesucht

«Die wird uns sagen, wie sich die Farm im Detail wirtschaftlich gestalten lässt», sagt Leschke. Fünf Millionen Euro kostet das Vorhaben, für das die drei Berliner noch Investoren suchen. Aber selbst wenn sie keine finden, wollen die jungen Unternehmer durchstarten.

«Von unserem Projekt hält uns niemand mehr ab. 2012 ist in Deutschland das Wissenschaftsjahr der Nachhaltigkeit, da gibt es genug Förderprogramme für Vorreiter wie uns», sagt Leschke. Wenn alles klappt, also in Berlin bald ein innovatives Bio-Anbaugebiet - einen Steinwurf von einer sechsspurigen Autobahn entfernt.

    Das Wetter heute in

    Umfrage

    Habt Ihr euren Mais geerntet?

    • Ja:
      31.45%
    • Nein:
      39.94%
    • Teilweise:
      25.63%
    • Habe keinen Mais:
      2.98%

    Teilnehmer insgesamt: 1342

    Zur Aktuellen Umfrage

    Bekanntschaften

    Suchen Sie Kollegen und Kolleginnen für Freizeit und Hobbies? Oder eine Lebenspartnerin oder einen Lebenspartner?