Zur Bekämpfung der hohen Inflationsrate erhöht die US-Notenbank ihren Leitzins stark um 0,75 Prozentpunkte. Damit liegt er nun in der Spanne von 1,5 bis 1,75 Prozent, wie die Federal Reserve (Fed) am Mittwoch mitteilte.
Es ist der grösste Zinsschritt seit fast 30 Jahren. Letztmals wurde 1994 der Leitzins um 0,75% erhöht. Analysten hatten überwiegend eine Straffung um 0,5 Prozentpunkte erwartet. Viele Beobachter hatten allerdings auch einen grösseren Schritt prognostiziert. An den Finanzmärkten wurde ein Schritt um 0,75 Punkte erwartet.
Hohe Inflation
«Wir bei der Fed sind uns der Schwierigkeiten bewusst, die eine hohe Inflation mit sich bringt», sagte Fed-Chef Jerome Powell in einer Pressekonferenz. Die Anhebung um 0,75 Prozentpunkte sei «natürlich ungewöhnlich». «Ich gehe nicht davon aus, dass Schritte dieser Grössenordnung üblich sind», sagte er weiter. Es sei aber von «entscheidender Bedeutung», gegen die Inflation anzukämpfen. Daher habe man die Entscheidung für diesen grossen Zinsschritt getroffen.
Die hohe Inflation ist gegenwärtig so ausgeprägt ist wie seit über 40 Jahren nicht mehr. Bereits im Mai hatte die Notenbank das Zinsniveau um 0,5 Prozentpunkten angehoben und im März um 0,25 Prozentpunkte. Im laufenden Jahr rechnet die Federal Reserve (Fed) mit einer höheren Inflationsrate als noch vor drei Monaten angenommen. Die Teuerungsrate soll trotz der geplanten Erhöhungen des Leitzinses 2022 durchschnittlich bei 5,2 Prozent liegen, eine Steigerung von 0,9 Prozentpunkten gegenüber der vorigen Prognose vom März, wie Daten der Zentralbank zeigten.
«Wir sind uns bewusst, dass unser Handeln Auswirkungen auf Gemeinden, Familien und Unternehmen im ganzen Land hat», sagte Powell. Das Ziel sei aber, die Inflation zu senken. «Es ist klar, dass die Menschen die Inflation nicht mögen», führte er weiter aus. Viele würden solch eine Inflation wie aktuell zum ersten Mal in ihrem Leben erleben.
Wachstumsprognose gesenkt
Das Kerninflation, also ohne Berücksichtigung von Lebensmittel- und Energiepreisen, soll dieses Jahr demnach bei 4,3 Prozent liegen. Die Fed musste ihre Prognosen zur Inflationsentwicklung seit Beginn der Corona-Pandemie bereits mehrfach nach oben korrigieren. Die Fed ist den Zielen der Preisstabilität und Vollbeschäftigung verpflichtet.
Zudem erwartet die Fed in diesem Jahr ein deutlich geringeres Wirtschaftswachstum als zuletzt angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der weltgrössten Volkswirtschaft soll demnach um 1,7 Prozent wachsen. Das wären 1,1 Prozentpunkte weniger als noch im März prognostiziert. Im Vorjahr war die Wirtschaft im Zuge der Erholung von der Corona-Krise noch um starke 5,7 Prozent gewachsen.


