Die aktuelle Haushaltskrise in den Vereinigten Staaten – der sogenannte Shutdown – hat jetzt auch Folgen für die Marktberichterstattung des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA)
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Die aktuelle Haushaltskrise in den Vereinigten Staaten – der sogenannte Shutdown – hat jetzt auch Folgen für die Marktberichterstattung des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA). Der für Donnerstag, 9. Oktober 2025 terminierte «World Agricultural Supply and Demand Estimates» (WASDE) wird «bis auf Weiteres ausgesetzt», informiert das USDA auf seiner Website.
Subventionspaket liegt auf Eis
Der Bericht erscheint monatlich und enthält Prognosen für Angebot und Verbrauch der wichtigsten Agrarrohstoffe in den USA und weltweit. Auch ein von US-Präsident Donald Trump angekündigtes neues Subventionspaket für die gebeutelten Landwirte liegt vorerst auf Eis.
Grund für den Verwaltungsstopp ist, dass sich Senat, Repräsentantenhaus und Präsident nicht auf einen neuen Haushalt einigen konnten. Anders als etwa in Deutschland, wo im Zweifelsfall die vorläufige Haushaltsführung greift, darf in den USA der Staat ohne neu freigegebene Haushaltsmittel auch keine Ausgaben mehr tätigen – in der Folge müssen große Teile der Verwaltung ihre Arbeit einstellen.
Landwirte stehen unter Druck
Etwas gedulden müssen sich die US-Farmer daher offenbar auch bei den umgerechnet 11.85 Mrd. Franken, die ihnen Trump Ende September versprach. Der Präsident kündigte an, die wirtschaftlich unter Druck stehenden Landwirte aus den Zolleinnahmen zu kompensieren. Laut dem ehemaligen USDA-Chefökonomen aus Trumps erster Amtszeit, Joe Glauber, dürfte das aber wegen des Verwaltungsstopps vorerst schwierig werden.
Wie Glauber gegenüber der Wirtschaftszeitschrift «Fortune» sagte, könne das USDA nicht einfach so Zolleinnahmen umverteilen. «Dazu braucht es einen Beschluss des Kongresses, und den gibt es nicht so leicht, wenn die Regierung nicht einmal arbeitet», erläuterte der Agrarökonom. Selbst wenn das Weisse Haus Geld finden würde, könne das USDA nicht einfach einen «Schalter umlegen» und das Geld ausgeben.
Schliesslich sei die für Zahlungen zuständige Behörde aktuell geschlossen. «Man müsste Mitarbeiter zurückrufen, neue Vorschriften ausarbeiten und ein völlig neues Programm entwerfen. Das kostet Zeit und Personal, und ohne eine funktionierende Regierung ist das nicht zu schaffen», so die Einschätzung Glaubers.
Farmer legen sich ins selbst gemachte Bett
Dass Trump die Landwirtschaft ausgerechnet mit Geldern aus den Zolleinnahmen bedenken will, birgt eine gewisse Ironie. Schliesslich ist laut Beobachtern die Krise der US-Landwirtschaft zu einem grossen Teil auf eben jene Zölle beziehungsweise die von anderen Ländern verhängten Gegenzöllen zurückzuführen.
Der Präsident der American Soybean Association (ASA), Caleb Ragland, sprach Ende September von einer «überwältigenden Frustration» unter den Sojaanbauern. «Die USA haben in diesem neuen Erntejahr keinen einzigen Verkauf nach China getätigt, da China Vergeltungszölle in Höhe von 20% verhängt hat», beklagte Ragland, der eigenen Angaben zufolge in den vergangen drei Präsidentschaftswahlen für die Republikaner stimmte.
20 Schiffsladungen argentinischer Sojabohnen nach China
Die US-Regierung müsse dringend einen «Deal» mit China abschliessen, forderte Ragland. Unverständnis äusserte er darüber, dass Washington zuletzt dem wirtschaftlich strauchelnden Argentinien unter die Arme griff. «Die US-Regierung gewährt Argentinien wirtschaftliche Unterstützung in Höhe von 20 Mrd. Dollar (15.80 Mrd. Franken). Und Argentinien senkt nun seine Exportsteuern auf Sojabohnen, um innerhalb von nur zwei Tagen 20 Schiffsladungen argentinischer Sojabohnen nach China zu verkaufen», monierte Ragland.