Die Varroamilbe (Varroa destructor) gilt als eine Hauptursache des seit einigen Jahren immer wieder auftretenden seuchenartigen Bienensterbens, bei dem ganze Völker verenden und der für Imker einen schweren wirtschaftlichen Schaden darstellen kann.
Bienen kleiner
Der Milbenbefall schwächt die Honigbienen (Apis mellifera) gemäss einer Mitteilung der Uni Ulm auf verschiedenen Wegen: Durch das Aussaugen von Körperflüssigkeit verlieren bereits befallene Larven an Gewicht, die ausgeschlüpften Bienen sind kleiner als gesunde Tiere. Auch die erwachsenen Bienen werden durch die Parasiten geschädigt. Die befallenen Tiere besitzen eine deutlich verkürzte Lebensspanne, haben schlechtere Lernleistungen und kehren häufiger nicht in den Stock zurück.
In Europa nahm die Zahl der Honigbienenvölker von über 21 Millionen (1970) auf 15,5 Millionen im Jahr 2007 ab. Erst ab den 1990er-Jahre ist der Rückgang deutlich angestiegen.
Wissenschaftler unter anderem aus Ulm, Halle-Wittenberg, Schweden, Norwegen, Frankreich, der Schweiz, Belgien und den USA untersuchten in ihrer globalen Studie die Verbreitung und die Häufigkeit von insgesamt 14 Viren in Bienenvölkern aus Skandinavien, den Britischen Inseln, Kanada und Neuseeland und das vor und nach der Ausbreitung der Varroamilbe. Die Daten stammen aus den Jahren 2010 bis 2013 und aus insgesamt 654 Kolonien, davon befand sich ein Drittel in einem Varro-freien Gebiet.
Varroamilbe korreliert mit anderen Viren
Die Forschenden haben festgestellt, dass das Vorhandensein der Varroamilbe in den untersuchten Bienenstöcken mit dem Auftreten von anderen Viren korreliert. Darunter sind beispielsweise das Flügeldeformationsvirus, dessen Verbreitung im Zusammenhang mit der Varroamilbe gut belegt ist. Aber auch das Schwarze Königinnenzellvirus, das Bienenköniginnenpuppen sterben lässt, sowie das Sackbrut-Virus, das Honigbienenlarven infiziert, konnten nachgewiesen werden.
«Ein weiterer interessanter Aspekt unserer Studie ist, dass unsere grosse Probengrösse und die verschiedenen Orte, an denen die Proben gesammelt wurden, uns dabei halfen, neue Assoziationen zwischen Viren und Varroamilben zu identifizieren, die zuvor nicht gefunden wurden», sagt Vincent Doublet vom Institut für Evolutionsökologie und Naturschutzgenomik der Uni Ulm, der zusammen mit Melissa Oddie, Erstautor der Studie ist.
Forschende besorgt
Die Forschenden stellen die Hypothese auf, dass die Varroamilbe die verschiedenen Bienenviren beeinflusst haben muss. Diese Viren vermehren sich besonders gut in den befallenen Völkern und werden deshalb als opportunistische Viren bezeichnet. «Die Forschung hat sich in der Vergangenheit sehr stark auf das Flügeldeformationsvirus konzentriert, während andere Viren in den Schatten gestellt wurden. Der wichtigste Zweck unserer Studie war, anderen Viren die nötige Aufmerksamkeit zu ermöglichen», so Associate Professor Joachim De Miranda von der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften, der die Studie koordiniert hat.
Die Forschenden sind besorgt über diese Ergebnisse, zumal da es praktisch keine Varroamilben-freien Gebiete mehr auf der Welt gibt. 2022 erreichte die Varroamilbe Australien als letzten Kontinent mit Bienenhaltung. Ausserdem geben die Wissenschaftlerinnen zu bedenken, dass die Infektionen der Honigbienen auch auf die 20’000 Wildbienenarten und andere Bestäuber übergreifen könnten, die in der Landwirtschaft und in einheimischen Ökosystemen eine wichtige Rolle spielen.