Schädigen zu viele Honigbienen die Wildbienenpopulationen? Diesem Thema widmeten sich Imkerinnen und Imker am vergangenen Samstag an der 146. Delegiertenversammlung von Bienenschweiz in Baar.
Vincent Dietemann, Wissenschaftler am Zentrum für Bienenforschung, erklärte an der Versammlung, dass die Datenlage nicht ausreiche, um sagen zu können, dass es zwischen der Wild- und der Honigbiene ein Konkurrenzverhältnis bestehe. Andere Faktoren hätten einen viel grösseren Einfluss auf die Situation der Wildbienen, heisst es in der Medienmitteilung von BienenSchweiz.
Beschränkung der Honigbienenhaltung gefordert
Fast die Hälfte der rund 600 Wildbienenarten in der Schweiz sind gefährdet. Nachhaltige Lösungen seien also dringend notwendig, schreibt Bienenschweiz weiter. Doch kann eine gesetzliche Regulierung der Honigbienenhaltung tatsächlich die Situation der Wildbienen verbessern?
In jüngster Zeit fordern einige Wildbienenschützer gesetzliche Beschränkungen der Honigbienenhaltung, heisst es in der Mitteilung weiter. Als Grund wird das geringe Blütenangebot angegeben, von dem sowohl gefährdete Wildbienen als auch die Honigbienen zehren. Diese Befürchtungen führten schon zu politischen Vorstössen, die eine Regulierung der Imkerei forderten.
Wer ist Bienenschweiz?
Bienenschweiz ist der Imkerverband der deutschen und rätoromanischen Schweiz und vertritt 14‘000 Imkerinnen und Imker. Die Imker und Imkerinnen der Schweiz sind nach Sprachgebiet in drei Bienenzuchtvereinen organisiert und unter dem Dach des Verbandes der Schweizerischen Bienenzüchtervereine zusammengeschlossen.
Bienenschweiz kümmert sich unter anderem um die Belange der Bienenzucht, der Bienengesundheit, der Honigqualität, dessen Vermarktung und auch um die Ausbildung des Imkerkaders.
Gesetzliche Regulierung nicht zielführend
Der Bienenwissenschaftler Vincent Dietemann legte in einem Fachreferat dar, dass die Gefahr für die Wildbiene vor allem von anderer Seite käme, und nicht eigentlich von der Honigbiene. Die Hauptgründe für den Wildbienenschwund liegen vor allem im Verlust der Lebensräume, dem Nahrungsmangel, dem Einsatz von Pestiziden und dem Klimawandel liegen, erklärte Dietemann an der Versammlung.
Für eine mögliche Nahrungskonkurrenz zwischen Wild- und Honigbienen sei die Faktenlage eindeutig zu mangelhaft und es könne keine diesbezüglichen Rückschlüsse gezogen werden, führt der Experte weiter aus. Die beiden Bienenarten in Konkurrenz zueinander zu sehen, sei nicht produktiv. «Für eine optimale Bestäubung, die Ernährungssicherheit und den Naturschutz brauchen wir sowohl Wild- als auch Honigbienen», sagte Dietemann. Entsprechend sei eine gesetzliche Regulierung der Honigbienenhaltung nicht zielführend.
Als neu gewählter Präsident tritt Martin Schwegler die Nachfolge von Mathias Götti Limacher an, der sein Amt nach sieben Jahren abgibt. Götti Limacher bleibt dem Verband aber erhalten. Er wurde zum neuen Geschäftsführer von Bienenschweiz ernannt.
Der Menznauer Rechtsanwalt Martin Schwegler wurde im April 2024 zum neuen Präsidenten von BienenSchweiz gewählt.
zvg
Neuer Präsident von BienenSchweiz
Auch für den neu gewählten Präsidenten, Martin Schwegler, ist klar, dass eine vereinfachte Schuldzuweisung dem Wildbienenschutz nicht helfen würde. «Es gilt die Diversität zu fördern und neue Lebensräume für alle Bienen zu schaffen», sagt Schwegler. Und genau das will Bienenschweiz mit ihrem Blühflächenengagement erreichen: blüten- und strukturreiche Flächen im Siedlungsgebiet wie auch in der Landwirtschaftszone schaffen.
Dieses Projekt sei ein konkreter Beitrag zum Schutz der Biodiversität und verbessert so mit der Schaffung von Nistgelegenheiten und blühenden Lebensräumen zielgerichtet die Situation aller Bienen, schreibt Bienenschweiz abschliessend. Im letzten Jahr konnten so über 50 Hektaren Blühflächen geschaffen werden.