/fileadmin/images/logo.svg

Artikel werden durchsucht.

Verkaufsschlager Heumilch

Vor zehn Jahren haben in Österreich Bauern und Verarbeiter das Label "Heumilch" ins Leben gerufen. Koordinator Andreas Geisler über die Beliebtheit der Heumilch-Produkte, über wachsende Konkurrenz und das Ende der Milchquote in der EU.

 

 

Vor zehn Jahren haben in Österreich Bauern und Verarbeiter das Label "Heumilch" ins Leben gerufen. Koordinator Andreas Geisler über die Beliebtheit der Heumilch-Produkte, über wachsende Konkurrenz und das Ende der Milchquote in der EU.

Sie konnten den Absatz zwischen 2009 und 2013 um 115 Prozent auf 40'000 Tonnen steigern. Haben Sie einen solchen Erfolg bei der Gründung vor zehn Jahren für möglich gehalten?
Andreas Geisler: Nein, dies war nicht vorhersehbar. Es gab aber schlichtweg keine andere Alternative, als für das Nischenprodukt Heumilch (silofreie Milch) Aktivitäten am Absatzmarkt zu setzen. Ansonsten wäre diese Milchsorte wohl in der Industriemilch untergegangen und die Milchbauern hätten auch kein Interesse mehr an dieser Produktionsweise gehabt.

Wie erklären sie sich die Beliebtheit von Heumilch-Produkten?
Heumilch trifft einfach den Zeitgeist, Natürlichkeit, Regionalität, Landleben, etc. Zudem greifen die gemeinsamen Aktivitäten mit dem Lebensmittelhandel.

Wie kam es zur Gründung der ARGE Heumilch?
Zur Gründung kam es, als sich Gleichgesinnte in der kleinstrukturierten Milchwirtschaft in Österreich Gedanken gemacht haben, wo die Reise in der europäischen Milchwirtschaft hin geht und wo unser Platz dabei ist.

Gemessen an der gesamten österreichischen Milchproduktion beträgt der Heumilch-Anteil mittlerweile 15%. Wie viel Luft nach oben besteht noch?
Wir haben insgesamt über 400 Mio. kg Heumilch pro Jahr. Aufgrund der topografischen Lage unserer Heubauern (95 % im Berggebiet) wird sich die Milchmenge zwar ein wenig entwickeln, im Vergleich zur Gesamtmilchmenge nach dem Auslaufen der Milchquote in der EU wird die Milchmenge relativ gesehen jedoch geringer werden.

 

Verkaufsschlager Heumilch

Im Januar 2014 haben Bauern und Verarbeiter die Arbeitsgemeinschaft Heumilch gegründet. Das Label sollte eine Differenzierung gegenüber anderen Milchprodukten ermöglichen, mit dem Ziel, eine höhere Wertschöpfung zu erzielen. Heumilch wird als "natürlichste Form der Milcherzeugung" angepriesen. Kühe fressen vor allem Gras und Heu. Der Raufutteranteil muss mindestens 75 Prozent betragen. Das Verfüttern von Silage und gentechnisch verändertem Futter ist verboten. Heumilch hat sich damit in einer Nische positioniert. Lediglich drei Prozent der in der EU produzierten Milch entsprechen den Heumilch-Standards. Den Heumilch-Bauern werden die Mehrleistungen mit höheren Milchpreisen abgegolten. Der Zuschlag hat sich seit 2009 auf 5 Cent (6,05 Rp.) verfünffacht. Bei den Konsumenten kommt Heumilch an. Der Absatz konnte seit 2009 um 115 Prozent auf letztjährig 40'000 Tonnen gesteigert werden.

 

Etwa die Hälfte der Heumilchprodukte geht in den Export. Welches sind die wichtigsten Märkte bzw. wie viel Potenzial sehen sie beim Export noch?
Der wichtigste Absatzmarkt ist für uns der Heimmarkt. Der Exportschwerpunkt liegt in Deutschland. Im Export gibt es noch genügend Potenzial.

Ihr Erfolg hat bereits Nachahmer auf den Plan gerufen. Seit 2013 gibt es in Österreich mit "Bio-Wiesenmilch" ein neues Label, das ähnlich positioniert ist wie Ihres. Die Bio-Wiesenmilch gibt es zwar erst regional zu kaufen, sie soll zukünftig aber national in die Läden kommen. Ist ihr Erfolgsmodell bedroht?
Es gibt in jedem Lebensmittelgeschäft schon bisher eine Vielzahl von Milchsorten, Milchprodukten und Marken. Letztendlich entscheidet der Konsument sich für das glaubwürdigste Konzept.

Was hat der Bauer vom Mehrpreis, den die Konsumenten bezahlen?
Der Heumilchbauer erhält einen Mehrpreis von rund 15 Prozent.

Deckt der Mehrpreis den Mehraufwand der Bauern ab?
Mittlerweile schon. Heumilchbauer zu sein ist aber nicht nur ein Thema vom Mehrerlös, sondern eine Lebenseinstellung.

Im nächsten Jahr schafft die EU die Milchquoten ab. Was bedeutet das für die Heumilch-Produktion?
Wir werden uns weiter in Nischenmärkten bewegen und die Differenzierungsstrategie fortsetzen.

Sie wollen bis 2020 ihre Vermarktungsoffensive fortführen. Was bedeutet das?
Dass die gemeinsame Strategie unserer rund 60 Käsereien und Molkereien bzw. der rund 8'000 Heumilchbauern fortgesetzt wird.

In der Schweiz gab bzw. gibt es ähnliche Projekte wie die Heumilch. "Grüne Milch" wurde hierzulande aber nie zu einem Verkaufsschlager wie in Österreich. Wie erklären Sie sich das?
Ich werde mich hüten, Schweizer Milchproduzenten und –verarbeitern Ratschläge zu erteilen. Die Ausgangslage mit den Sortenorganisationen ist in der Schweiz eine ganz andere.

 

Grüne Milch: Kein Durchbruch in der Schweiz

Auch in der Schweiz wurden Versuche unternommen, grüne Milch-Labels aufzubauen. Nur ist das beim Alltagsprodukt Milch nicht ganz einfach. Das mussten zuletzt IP Suisse und die Migros erfahren, als sie im Jahr 2011 ihre "Wiesenmilch" lancierten. Naturnah und standortgerecht sollte die Milch produziert werden, mit viel betriebseigenem Gras und Heu, aber wenig Kraftfutter, auf Soja wurde gänzlich verzichtet. Angesichts der kontroversen Diskussionen um den steigenden Einsatz von Kraftfutter in der Tierproduktion versprach die Wiesenmilch ein Erfolg zu werden. Zum Verkaufsschlager wurde sie dennoch nicht. Hatte die Migros die Wiesenmilch anfänglich in der ganzen Schweiz verkauft, krebste der Grossverteiler mangels Nachfrage wieder zurück. Heute gibt es die Wiesenmilch noch bei der Migros Aare und Luzern, wo sie in der Linie "Aus der Region. Für die Region" verkauft wird.

Etwas weiter zurück liegt der Versuch der Schweizerischen Vereinigung der silofreien Milchproduzenten, eine Wiesenmilch zu lancieren. Mangels Nachfrage wurde ein entsprechendes Projekt im Jahr 2008 wieder begraben. Was die Etablierung eines Labels mit grüner Milch schwierig macht: Schweizer Milch ist bereits grün. Laut den Schweizer Milchproduzenten fressen Kühe hierzulande zu rund 80 Prozent Raufutter. Bio-Bauern dürfen maximal 10 Prozent Kraftfutter einsetzen.

Nur werden diese Vorzüge meist nicht speziell ausgelobt gegenüber den Konsumenten. Auch dass die Schweizer Milch punkto Zellzahlen – ein Mass für die Qualität der Milch – im internationalen Vergleich hervorragend abschneidet, wird nicht an die grosse Glocke gehängt. In der Schweiz ist zudem der Anteil silofreier Milch deutlich höher als im Ausland. Diese Milch wird etwa zu Emmentaler, Gruyère und anderen Rohmilchkäsen verarbeitet. Das Argument "silofrei" spielt in der Vermarktung aber kaum eine Rolle.

 

    Das Wetter heute in

    Umfrage

    Lässt Ihr Trockenfutter produzieren?

    • Ja, aus Gras:
      4.96%
    • Ja, aus Mais:
      13.99%
    • Ja, aus Gras und Mais:
      4.37%
    • Nein:
      76.68%

    Teilnehmer insgesamt: 686

    Zur Aktuellen Umfrage

    Bekanntschaften

    Suchen Sie Kollegen und Kolleginnen für Freizeit und Hobbies? Oder eine Lebenspartnerin oder einen Lebenspartner?