/fileadmin/images/logo.svg

Artikel werden durchsucht.

Neues Verfahren macht Produktion rentabel

Hoher Unkrautdruck machte den Minzenanbau bei der Familie Studer unrentabel. Mit einem selbst entwickelten Verfahren gelang ihnen der Durchbruch. Die Produktion auf dem Biobetrieb lohnt sich wieder. Die Familie Studer ist für den Agropreis nominiert.

Reto Blunier |

Zwischen Solothurn und Oensingen breiten sich die Ortschaften immer mehr in die Kulturlandschaft aus. Die Region brummt. Die Gegend ist für die Wirtschaft und das Wohnen interessant. Auf einer Hochebene über dem bernischen Attiswil scheint dieses Wachstum weit entfernt. Dort oben geniesst man bei schönem Wetter einen wunderbaren Blick auf die Alpen.

Eigene Teemarke

Auf dem Alpfelenhof wurde vor fast 20 Jahren eine Entdeckung gemacht, die die Produktion von Kräutern prägen sollte. Doch nicht die schöne Aussicht hat zur Innovation geführt. Auf dem Betrieb werden seit Ende der 1970er-Jahre Kräuter kultiviert. 2001 haben Daniela und Lukas Studer die Kräuterproduktion übernommen. 2004 erwarben sie den ganzen Betrieb von Lukas’ Eltern. Auf dem 22 Hektaren grossen Biobetrieb sind die Kräuter mit 16 Hektaren das zentrale Standbein. Kultiviert werden im grösseren Stil verschiedene Minzensorten, Zitronenmelisse, Schafgarbe, Zitronenthymian, Gewürzfenchel sowie Ringelblumen.

Nebst dem Anbau werden die Kräuter in einer eigenen Anlage getrocknet, verarbeitet und abgepackt. Die fertigen Tees vermarkten Studers unter der eigenen Marke «Swiss Tea». Beliefert werden Fach- und Detailhandel und Hofläden. Zu den Abnehmern gehört auch Ricola. Von dort gelangen die Kräuter aus Attiswil in die ganze Welt.

Anbau vor dem Ende

Doch die Entwicklung des Minzenanbaus hing an einem seidenen Faden. Vor 19 Jahren machte ihnen die Produktion grosse Sorgen. Denn nicht die Minzen gediehen prächtig auf den Äckern, sondern das Unkraut. «Ich sass in jenem Sommer am Mittagstisch und war sehr bedrückt, wie der Anbau auf unserem Betrieb funktionierte», führt Lukas Studer aus. Der Unkrautdruck war so hoch, dass eine wirtschaftliche Produktion kaum mehr möglich war. Da die Kräuter mechanisch geerntet werden, müssen sie praktisch unkrautfrei sein. «Wir standen vor einer schwierigen Entscheidung: Entweder finden wir eine Lösung, oder wir stellen die Produktion von den verschiedenen Minzen ein», blickt der 48-Jährige auf die schwierigen Jahre zurück.

Da das Jäten von Hand erfolgt, ist die Produktion entsprechend personalintensiv und damit teuer. Einsparungen bei der Unkrautregulierung haben also einen sehr grossen Einfluss auf die Kosten. Ein Verzicht auf die Minzen war jedoch auch keine Option. Denn dieses Kraut finde in vielen Produkten Eingang und sei daher für einen Kräuterproduzenten unerlässlich, sagen Studers. Während einer Diskussion kam die Bauernfamilie auf die Stolonen zu sprechen. Das sind Wurzelausläufer, mit denen sich die Pflanze unter der Erde ausbreitet. «Das heisst, die Minze ist für die Vermehrung relativ lichtunabhängig. Das Unkraut dagegen ist vom Licht abhängig», sagt Daniela Studer. Die Idee mit der Abdeckung war geboren.

Erwartungen übertroffen

Lukas Studer verwendete dazu Bändchengewebe, welches er im Gewächshaus als Bodenabdeckung einsetzte. Der Vorteil: Diese Abdeckung ist vielseitig einsetzbar. Sie hilft, Unkräuter zu unterdrücken, hält Wasser besser im Boden und erwärmt durch die dunkle Farbe das Erdreich rascher. Zudem ist die Abdeckung wasserdurchlässig. Im Oktober 2004 startete der Versuch auf einer Fläche von rund 10 Aren. Getestet wurde das Kunststoffgewebe an drei Minzensorten. Das Resultat im Frühling 2005 übertraf sämtliche Erwartungen. Die Kräuter breiteten sich unter dem Gewebe ausgezeichnet aus und trieben nach dem Entfernen des Gewebes rasch aus. Es war fast kein Unkraut zu sehen.

«Endlich war der Anbau nach vielen Jahren wieder einmal wirtschaftlich. Das motivierte uns sehr», sagt Lukas Studer. «Wir hatten auch ein wenig Glück, dass die Abdeckung diese Wirkung zeigte», ergänzt seine Frau. Der Kräuterbauer nannte sein Verfahren Luk-System, abgeleitet von Lukas. In den Jahren danach deckten sie immer mehr Minzen damit ab. 2007 waren es 120 Aren. Seit 2010 wird die gesamte Fläche von 250 Aren Minzen so bewirtschaftet.

Besseres Ergebnis

Die Resultate sind eindrücklich. Der Aufwand für die Unkrautregulierung sinkt bei einer wuchsstarken Minze um das Drei- bis Vierfache, inklusive Ein- und Ausbringen des Bändchengewebes. Diese Zahlen wurden von der Forschungsanstalt Agroscope bestätigt. Sie führte zusammen mit Studers Versuche durch. Gemäss den Forschenden gibt es gute Erfahrungen mit Pfefferminze, Apfelminze und Orangenminze. Lukas Studer rechnet die finanziellen Vorteile vor. Liegen die Arbeitskosten pro Hektare ohne den Einsatz des Kunststoffgewebes bei 25’000 bis 40’000 Franken, so sinken sie mit dem Luk-System um 10’000 bis 20’000 Franken. Und er führt einen weiteren Vorteil auf: Es braucht deutlich weniger Maschinen. «Auch hier können Kosten gesenkt werden», fährt er fort. Da die Folie bis zu 20 Jahren eingesetzt werden kann, lassen sich die Anschaffungskosten über eine lange Zeit verteilen.

Der Einsatz des Bändchengewebes führt nicht nur zu massiv tieferen Produktionskosten. Da durch die Winterabdeckung das Wachstum der Wurzeln und der Ausläufer gefördert wird, ist der Blattertrag des ersten Schnittes höher. «Es resultiert ein deutlich besseres wirtschaftliches Ergebnis als ohne Abdeckung», lautet das Fazit von Agroscope. Das System hat auch positive Auswirkungen auf die Bodeneigenschaften sowie auf die Wasserund die Nährstoffversorgung der Kulturen. Laut Agroscope ist das Grobporenvolumen grösser. Die Abdeckung schützt vor Wind- und Wassererosion und führt so zu einer geringeren Auswaschung von Bodennährstoffen. Eine Win-win-Situation.

Marktchancen

Doch es gibt auch Herausforderungen zu meistern. Im Frühling sei entscheidend, zum richtigen Zeitpunkt die Abdeckung zu entfernen, erklärt Lukas Studer. Der optimale Zeitpunkt hängt von der Entwicklung der Vegetation ab. Untersuchungen von Agroscope haben gezeigt, dass der optimale Zeitpunkt gut mit dem Austrieb der Kirschbäume übereinstimmt. Zwar werden in der Schweiz Kräuter mehrheitlich nach Knospe-Kriterien angebaut. Lukas Studer sieht mit seinem System Potenzial für konventionelle Betriebe. Einerseits sinke der Herbizideinsatz massiv. Andererseits bieten sich Marktchancen. «Unabhängig vom Produktionssystem ist das Luk-System eine ökonomisch interessante Lösung für alle Landwirte, die Minzen anbauen», sagt der Meisterlandwirt.

Das Luk-System steht sämtlichen Landwirtinnen und Landwirten offen. Die Familie Studer verdient damit kein Geld. «Dass das System nicht geschützt ist, macht uns nicht traurig. Wir freuen uns, wenn andere Bauern unsere Idee auf ihren Betrieben einsetzen und wir positive Rückmeldungen erhalten», sagt Daniela Studer. Die «Kräuterfamilie» wünscht sich, dass das System weiter verfeinert und verbessert wird. Zudem erhoffen sich die beiden, dass der Austausch unter den Produzierenden gefördert wird.  Sollten Studers den Agropreis gewinnen, würden sie das Preisgeld in den Anbau von neuen, speziellen Kräutersorten investieren.

Jetzt sind Sie an der Reihe. Geben Sie Ihrem Favoriten die Stimme, Das Projekt mit den meisten Stimmen erhält bei der Agropreis-Verleihung am 2. November den Leserpreis von «Schweizer Bauer» und «Terre&Nature» in der Höhe von 3000 Franken. Und mit ein wenig Glück gewinnen Sie einen Reisegutschein oder ein Abonnement des «Schweizer Bauer Magazin».

-> Hier gehts zur Website von Swisstea

Kein Formular zum Anzeigen

Kommentare (1)

Sortieren nach:Likes|Datum
  • Klaus Leuenberger | 10.09.2023
    Ich belomme den Newsletter bereits und bin Abonnent des Schweizer Bauer
×

Schreibe einen Kommentar

Kommentar ist erforderlich!

Google Captcha ist erforderlich!

You have reached the limit for comments!

Das Wetter heute in

Umfrage

Habt Ihr euren Mais geerntet?

  • Ja:
    33.51%
  • Nein:
    37.01%
  • Teilweise:
    22.07%
  • Habe keinen Mais:
    7.41%

Teilnehmer insgesamt: 1713

Zur Aktuellen Umfrage

Bekanntschaften

Suchen Sie Kollegen und Kolleginnen für Freizeit und Hobbies? Oder eine Lebenspartnerin oder einen Lebenspartner?