Seit Mitte März war der Progesteronspiegel der Elefantenkuh täglich gemessen worden. Die Abnahme des Werts deutete dann die bevorstehende Geburt an. Von da an wich Schmidinger kaum mehr von Farhas Seite. Seit 30 Jahren ist Schmidinger Tierpfleger – und begleitete in dieser Zeit fast ebenso viele Elefantengeburten.
«Spürte Vertrauen»
Im geschützten Bereich – versteckt hinter Bäumen und einer Kunstmauer – stellte Ingo Schmidinger ein Feldbett auf, um auch nachts in der Nähe der Elefantenkuh zu sein. So war er für alle Eventualitäten gewappnet.
Die gebärende Elefantenkuh habe wahrgenommen, dass er stets in ihrer Nähe war. «Das war auch wichtig», sagte Schmidinger im Gespräch mit Keystone-SDA. Sie sollte sich in keinem Moment erschrecken. «Ich habe das Vertrauen der Elefantenkuh gespürt», sagte er. Für Elefantenkuh Farha war es die vierte Geburt. Vater des Jungtiers ist der 20-jährige Elefantenbulle Thai.
Fast zweijährige Tragzeit
Der Asiatische Elefant gilt als stark bedroht. Noch schätzungsweise 50‘000 wildlebende Tiere gibt es weltweit – Tendenz abnehmend. Bereits seit 2009 engagiert sich der Zoo Zürich daher im Rahmen seines Naturschutzprojekts «Kaeng Krachan» in Thailand auch vor Ort für den Erhalt und Schutz der Tiere. So wird die Schutzarbeit der Ranger im rund 3000 Quadratkilometer grossen «Kaeng Krachan»-Nationalpark unterstützt.
Zeitgleich gilt es eine stabile Reservepopulation im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms EEP aufrecht zu erhalten, an dem sich auch der Zoo Zürich beteiligt. Durch die fast zweijährige Tragzeit der Elefanten sind Geburten im Vergleich mit anderen Tierarten eher selten. Die Population wächst dadurch nur langsam. «Umso erfreulicher ist die nun erfolgreich verlaufene Geburt im Zoo Zürich», schreibt der Zoo in einer Mitteilung.
Das Schnarchen der anderen Elefanten
Viel Schlaf bekam der Tierpfleger in diesen Nächten vor der Geburt aber nicht. Um sich dem Schlafrhythmus von Farha anzupassen, stellte er alle 20 Minuten den Wecker. Zudem hörte er von weit her das Schnarchen anderer Elefanten, wie er erzählte. Schmidinger fütterte die gebärende Elefantenkuh regelmässig, um sie zu stärken.
Das Elefantenbaby, das am frühen Karsamstagmorgen im Zoo Zürich zur Welt gekommen ist, trägt den Namen Zali.
Enzo Franchini, Zoo Zürich
Kurz vor der Geburt wurden die Wehen dann heftiger. Der Elefantenkuh seien die Schmerzen anzusehen und anzuhören gewesen, erinnert sich der erfahrene Tierpfleger. Dann, am frühen Karsamstagmorgen um 2.22 Uhr, plumpste das kleine Elefäntchen schliesslich auf den sandigen Boden. Schmidinger, der sich davor noch im Halbschlaf befand, verschaffte sich rasch einen ersten Eindruck vom Jungtier. «Es atmete, es bewegte sich – und die Mutter verhielt sich vorbildlich», sagte er.
Vorsichtig optimistisch
Die Tage, die folgten, waren aufregend. An ausreichend Schlaf war bislang noch nicht zu denken. Doch ab Mittwochabend, so Schmidingers Plan, will er sich erst einmal etwas zurückziehen. Und hoffentlich ein wenig Schlaf nachholen.
Der Asiatische Elefant gilt als stark bedroht. Noch schätzungsweise 50‘000 wildlebende Tiere gibt es weltweit.
Enzo Franchini, Zoo Zürich
Beim Zoo Zürich gibt man sich vorsichtig optimistisch. «Natürlich freuen wir uns über die Geburt, gleichzeitig sind wir noch vorsichtig. Die ersten Lebenswochen eines Jungtieres sind immer die heikelsten – auch wenn das Kalb momentan einen gesunden und fitten Eindruck macht. Wir werden die Situation in den nächsten Tagen weiterhin genau beobachten», sagt Zoodirektor Severin Dressen. Zuletzt gab es vor fünf Jahren erfolgreichen Nachwuchs bei den Elefanten.