Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben ihren ersten globalen Bericht über die Risiken bei der Produktion von künstlichem Fleisch veröffentlicht. Genauer geht es um die Lebensmittelsicherheitsaspekte von so genannt zellbasierten Lebensmitteln.
Der 146-seitige Bericht solle als wissenschaftliche Grundlage für regulatorische Rahmenbedingungen dienen, berichtet die us-amerikanische Zeitschrift «Food Safety Magazine». Die FAO/WHO wollten durch den Bericht die potenziellen Auswirkungen auf die Lebensmittelsicherheit ermitteln, bevor zellbasierte Lebensmittel für die Konsumenten allgemein verfügbar werden. Um den nationalen Regulierungsbehörden eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu liefern, fehlten jedoch noch Daten und Analysen, so ein Fazit des Berichts.
Über 100 Firmen weltweit arbeiten bereits an Labor-Fleisch
Der Bericht mit dem Namen «Aspekte der Lebensmittelsicherheit von zellbasierten Lebensmitteln» enthält neben den Prinzipien der Produktionsprozesse, einen Überblick über die globale regulatorische Landschaft; und Fallstudien aus Israel, Katar und Singapur. Potenzielle Gefahren wurden von einer Expertengruppe aufgelistet.
Bereits heute würden weltweit über 100 Unternehmen an solchen zellbasierten Lebensmitteln arbeiten, die für die Kommerzialisierung bereit wären und auf eine Zulassung warten würden. Einige Länder, wie Singapur und die USA hätten diesbezüglich bereits erste Schritte unternommen.
Der Bericht fordert die nationalen Regulierungsbehörden auf, eine klare und konsistente Sprache zu entwickeln, um zukünftige Missverständnisse zu vermeiden, die für eine ordnungsgemässe Kennzeichnung besonders wichtig sind. Wie sollen diese Lebensmittel also genannt werden «zellbasiert», «kultiviert» oder «künstlich»?
David Parry / PA Wire
Unvorhersehbarkeit als potenzielle Gefahr
Potenzielle Gefahren seine auf vier Ebenen erkannt worden: Zellbeschaffung, Zellwachstum und -produktion, Zellernte und Lebensmittelverarbeitung.
Viele Gefahren bestünden auch bereits bei konventionell hergestellten Lebensmitteln. Trotzdem müsse dieser Produktionsweise besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Die Bewertung der Lebensmittelsicherheit müsse anders sein als bei herkömmlichen Lebensmitteln. Die Experten verweisen dabei auch auf die einzigartigen Materialien und die Zutaten (einschliesslich potenzieller Allergene).
Die WHO/FAO warnen auch von einer Verallgemeinerung. Die Lebensmittelsicherheit solle auch von Fall zu Fall geprüft werden, da jedes Produkt unterschiedliche Zellquellen, Gerüste/Mikrocarrier, Nährmedienzusammensetzungen, Kultivierungsbedingungen und Reaktordesigns verwenden kann.
Für politische Entscheide fehlen Daten und Analysen
Der Bericht halte auch fest, dass zellbasierte Lebensmittel in den meisten Ländern innerhalb der bestehenden Novel-Food (neuartige Lebensmittel)-Rahmenbedingungen reguliert werden könnten. So beabsichtige das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) Vorschriften für die Kennzeichnung von Fleisch- und Geflügelprodukten aus tierischen Zellen zu erlassen.
Obschon die Liste potenzieller Gefahren, die im Bericht ausgearbeitet wurden, eine Grundlage biete für erste politische Entscheide, müssten weltweit noch viel mehr Daten erfasst, analysiert und ausgetauscht werden, so der Bericht.
In-vitro-Fleisch
In-vitro-Fleisch (von lateinisch in vitro ‚im Glas‘), auch Kulturfleisch, kultiviertes Fleisch, schlachtfreies Fleisch, umgangssprachlich Laborfleisch, ist das Ergebnis von Gewebezüchtung mit dem Ziel, Fleisch zum menschlichen Verzehr im industriellen Massstab in vitro herzustellen. In-vitro-Fleisch wird zu den Fleischalternativen gezählt.
In-vitro-Fleisch wird das Potenzial zugeschrieben, erhebliche globale Probleme im Zusammenhang mit den Umweltauswirkungen der Fleischproduktion, dem Tierschutz, der Ernährungssicherung und der menschlichen Gesundheit zu lösen. Die zugrundeliegende Biotechnologie wird schon länger in der Medizin mit menschlichen Hautzellen verwendet, um Transplantate für Schwerbrandverletzte zu züchten
Quelle: wikipedia