Mit Spezialitäten aus dem Engadin in einzigartiger Kombination – auch farblich – begeisterte Iris Riatsch aus Vnà ihre Kolleginnen beim Landfrauenküche-Wettbewerb von «SF bi de Lüt». Sie gewann die Serie.
Iris Riatsch ist äusserst vielseitig begabt. Was die Familienfrau, Mutter, Grossmutter, Bäuerin, Künstlerin, Köchin, Gärtnerin, Bergsteigerin, Biokontrolleurin in die Hände nimmt, macht sie mit einer Begeisterung, welche sich auch auf ihre Mitmenschen überträgt. Diese Ausstrahlung ist der ersten Gewinnerin der Landfrauenküche, Migga Falett aus Bergün, nicht entgangen.
Sie fragte Iris Riatsch an, ob sie nicht auch bei der Kochserie mitmachen möchte. Iris Riatsch sagte zu, «ich glaubte allerdings nie daran, dass ich die Hürden bis zur eigentlichen Serie überwinden würde», lacht sie. Doch sie löste alle gestellten Aufgaben, gewann die Beurteilenden für sich und war ganz vorne dabei, die Serie konnte beginnen.
Vom Unterland herauf
Iris Riatsch ist im Appenzellerland, in Zürich Stadt und Zürich Oberland aufgewachsen. Ihre Familie zog es jedoch immer wieder ins bündnerische Vnà, wo sie ihre Ferien verbringen durfte. Mit dreizehn ging Iris alleine nach Vnà zur Kur, denn sie litt an Schlafstörungen. Da sah sie Domenic Riatsch. Obwohl sie keinen Kontakt miteinander hatten, schrieb sie in ihrem Oberstufen-Schulaufsatz, dass sie einen Jungen kenne, den sie sich als ihren Traummann vorstellen könne… Jahre später trafen sich die jungen Menschen, wurden ein Paar – Iris gab die vorgesehene künstlerische Laufbahn auf, zugunsten von Domenic und dem Leben als Bergbäuerin.
Aufbau des Betriebs
Iris und Domenic Riatsch konnten keinen Betrieb übernehmen, sondern bauten sich ihre Landwirtschaft von Grund auf auf. Anfangs lebten sie in einem kleinen Haus, ohne Warmwasser, ohne Elektroherd, sondern Holzherd. «Das war nicht immer einfach», sagt die Preisträgerin rückblickend. Domenic Riatsch arbeitete als Besamer im Engadin, Iris betreute die beiden ersten Kühe, erledigte Feldarbeiten, legte sich einen Garten an und sorgte mit eigenen Produkten für die Selbstversorgung der wachsenden Familie.
Erst Jahre später konnten Domenic und Iris Riatsch ein Haus und einen Stall bauen, denn die Tiere in drei verschiedenen Ställen zu betreuen, wurde zu einer kaum mehr lösbaren Aufgabe. Jetzt wurde die Arbeit auf dem Bauernhof erleichtert, Domenic arbeitete weiter als Besamer, Iris war tagsüber Bäuerin und Mutter, nachts nahm sie sich Zeit, ihrer künstlerischen Veranlagung zu frönen. Sie malte und kreierte Holzbilder. Domenic hatte viel Verständnis für die Kunst seiner Frau und unterstützte sie, wo er nur konnte. Als Domenic 51, Iris 48 Jahre alt waren, übergaben sie den Familienbetrieb ihrem Sohn.
Zeit für neue Aufgaben
Plötzlich gab es wieder mehr freie Zeit. Iris Riatsch suchte sich eine neue Aufgabe als Biokontrolleurin. Während zwölf Jahren war sie im ganzen Kanton Graubünden auf vielen Biobetrieben unterwegs. «Mir lag immer daran, dass mit der Natur, der Umwelt, dem Boden, den Tieren sorgfältig umgegangen wird.» Sie versuchte, bei den Kontrollen ihr Wissen einfliessen zu lassen. Sie diskutierte und versuchte zu helfen und nicht zu bestrafen. «Mit Lob, eigener Begeisterung und Ideen kommet man viel weiter als mit Sanktionen», meint sie rückblickend. Bei ihren Kontrollen sah sie aber auch in viele Familien, hörte Familiengeschichten, erlebte Schicksale. All diesen Menschen, die nie im Rampenlicht stehen, all diesen möchte sie ihren Sieg widmen!
Kochen
Kochen bereitete Iris Riatsch immer Freude. Das sei kreativ, hier könne sie gestalten, wirken, kombinieren, eigene Produkte verwenden und geniessen. Gerne gibt sie ihr Wissen und ihre Freude am Kochen weiter. Sie führt Enkelkochkurse durch, schenkt damit Zuwendung, arbeitet kreativ, sodass es zu einem wirklichen Erlebnis wird.
Andere teilhaben lassen
Anderen Menschen das Leben der Bergbauern näherbringen, das war immer etwas, das sie und ihr Mann Domenic mit Begeisterung taten. Lange bevor man von Agrotourismus sprach, beherbergten sie Gäste, liessen sie am eigenen Leben teilhaben, sie in eine andere, ihnen fremde Welt blicken. «Man muss nicht jammern, die Bergdörfer würden sich entvölkern, sondern man sollte etwas dagegen unternehmen, auch wenn es nur im ganz Kleinen ist», ist sie überzeugt.
Iris Riatsch ist eine stille Schafferin, geniesst ihre Arbeit, will am Abend zurückschauen können und sagen: «Das war wieder ein schöner, lebenswerter Tag» und dann die abendliche Ruhe und Zufriedenheit geniessen. Wer glaubt, etwas zu sein, hat aufgehört, etwas zu werden (Sokrates).