«Nach em Räge schint Sunne», heisst es in einem bekannten Lied des Schweizer Komponisten Artur Beul. Solange diese beiden meteorologischen Zustände sich in einem ausgeglichenen Verhältnis abwechseln, ist man gerne bereit mitzusingen. Wenn es aber nur noch regnet, bzw. wie letzten Sommer nur noch heiss und trocken ist, vergeht einem das Singen.
Auch die Berggebiete haben mit zunehmender Wasserknappheit zu kämpfen. Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete SAB geht davon aus, dass auch im Sommer/Herbst 2023 mit knappen Wasserreserven gerechnet werden muss. Die SAB hat dazu jetzt ein Informationsblatt herausgegeben, das aufzeigt, was man in Berggebieten gegen die drohende Wasserknappheit tun kann.
Das Informationsblatt resultiert aus der Dialogplattform «Forschung- Praxis in der Berglandwirtschaft». Die neue Dialogplattform ist Bestandteil der Leistungsvereinbarung zwischen dem BLW und der SAB für die Periode 2022 – 25.
Immer weniger Niederschläge
Der Sommer 2022 war geprägt von einer geringen Niederschlagsmenge, Hitze und entsprechender Trockenheit. Solche extremen meteorologische Bedingungen seine in den vergangenen Jahren öfters vorgekommen und dürften wohl auch zukünftig nicht ausbleiben. Durch die schneearmen Winter mit milden Temperaturen fehlen die Wasserreserven. Natürliche Wasserspeicher in den Bergen seien so nur ungenügend vorhanden, schreibt die SAB.
Landesweit betrachtet fiel in den vergangenen zwölf Monaten weniger Niederschlag als in der Norm 1991-2020 über den gleichen Zeitraum. In manchen Regionen fehlt ein Viertel oder gar die Hälfte einer durchschnittlichen Niederschlagsmenge über die Monate März-Februar. Die folgende orange Fläche zeigt die Niederschlagsmenge in Binn VS im Vergleich mit der Norm.
Meteo Schweiz
Kurzfristige Massnahmen
Wie man sich auf den kommenden Sommer vorbereiten kann, zeigen diese Massnahmen auf, die sich auch kurzfristig umsetzen lassen.
- Bewusster Umgang mit Wasser im täglichen Gebrauch. Den aktuellen Verbrauch feststellen und hinterfragen. Wo können Einsparungen erzielt werden? > Tipp Wasser sparen
- Schulung des Personals im sparsamen Umgang mit dem Wasser.
- Die Wasserverfügbarkeit laufend prüfen, damit Massnahmen zum richtigen Zeitpunkt ergriffen werden können. Schüttmengen und Saisonverlauf der eigenen Quellfassungen kennen.
- Die technischen Einrichtungen, Wasserleitungen auf Leckagen überprüfen, reparieren und so vorliegende Wasserverluste reduzieren.
- Zusätzliche Speicherkapazitäten schaffen. In mobilen Tanks oder Bags Wasser sammeln und speichern: Dabei unterscheiden in Wasser 1. Qualität (Trinkwasser, Lebensmittelproduktion) und Wasser 2. Qualität (Tränkewasser, Reinigung und Bewässerung).
- Regenwasser, Dachwasser sammeln und speichern. Dieses Wasser 2. Qualität kann bestens für Reinigungsarbeiten (Stall, Plätze etc.), Bewässerungen oder Tränkewasser verwendet werden > Tipp Regenwassernutzung
- Gebrauchtes Wasser auffangen, rezyklieren und als Wasser 2. Qualität einsetzen z.B. zur Milchkühlung (Wassermehrfachverwendung). > Tipp leicht verschmutztes Abwasser nutzen
- Bestehende beständige Brunnen als Teil des Systems nutzen. Das Restwasser (Überläufe) für den Betrieb einsetzen.
- Die Weideführung den verfügbaren Wasserressourcen anpassen > 5 Projekte über zukunftsgerichtete Wasserversorgung in Sömmerungsgebieten
- Mit den Nachbarn die Situation besprechen. Im Rahmen einer betriebsübergreifenden Betrachtung Möglichkeiten zur gegenseitigen Unterstützung evaluieren und Synergien nutzen.
Langfristige Massnahmen
Als Massnahmen, die längerfristig ergriffen werden müssen empfehlt der SAB Folgendes.
- Grundlagen zur Wasserverfügbarkeit und zum Wasserbedarf erarbeiten. Wasserzähler installieren, am besten digitale Wasserzähler.
- Die Tierwahl in Anbetracht der Hitzebeständigkeit und dem Wasserbedarf dem Standort anpassen.
- Betriebs- respektive grenzüberschreitende Planung der Wasserressourcen.
- Wassereinzugsgebietsmanagement, gemeinschaftliche regionale Lösungsansätze evaluieren. > Infos vom Bund zum Wasserressourcenmanagement
- Wasserinfrastrukturen erneuern oder wo nötig neue bauen. Fassung neuer Quellen und Erschliessung weiterer Quellen.
- Erstellen multifunktionaler Wasserspeicher, z.B. kombiniert mit Löschwasser, Wasser für Beschneiung oder für Energieproduktion. > Studie über die Mehrzwecknutzung von Wasserspeichern im Oberwallis
Für weitere Auskünfte zum Thema steht die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete unter der Telefonnummer 056 450 33 11 zur Verfügung.