Meist sind die vollen Güllelöcher erst im Februar ein Thema, wenn sich der Winter dem Ende zuneigt und man sich zumindest im Talgebiet die Frage stellt, ob schon gegüllt werden darf oder nicht. Die Regeln sind klar: Ist der Boden gefroren, wassergesättigt oder schneebedeckt, gilt ein Gülleverbot.
Heuer ist die Situation wegen der vielen Niederschläge im November und Dezember anders. Einerseits konnten die Landwirtinnen vor der Vegetationsruhe zum Teil nicht so viel Gülle ausbringen wie geplant, und andererseits floss mehr Regenwasser als sonst in die Güllegruben. Weiter passt wohl auch nicht auf jedem Betrieb die Grösse des Güllelagers zum Tierbestand. Denn diesen aufzustocken, ist schneller vollbracht, als den Güllekasten zu vergrössern.
Viele suchen Lagerraum
Mit der Befürchtung, dass auf einigen Betrieben die Lagermöglichkeiten für die Gülle nicht bis zum Vegetationsbeginn ausreichen werden, haben der Luzerner Bauernverband (LBV) und der Zürcher Bauernverband (ZBV) vor dem Jahreswechsel den Güllelagerpool ins Leben gerufen. Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter mit leeren, funktionsfähigen Güllelagern können diese via Pool ihren Berufskollegen und Berufskolleginnen in Nöten zur Verfügung stellen.
«Es gab viele Anfragen von Bauern, die zusätzlichen Lagerraum suchten», begründet LBV-Geschäftsführer Raphael Felder den Schritt zu dieser neuen Lösung. Die Rückmeldungen auf den Vermittlungsdienst sind laut Angaben der beiden Verbände jedoch verhalten. Felder schätzt, dass Landwirte, die noch über zusätzliche Kubikmeter verfügten, vorsichtig seien, da sie nicht selbst in die Gefahr eines übervollen Güllelochs geraten wollten.
Künftig gibt es «Güllespitzen»
ZBV-Geschäftsführer Ferdi Hodel geht davon aus, dass einige Betriebe die etwas weniger verregnete Zeitspanne in der Altjahreswoche zum Güllen genutzt haben und sich die Situation dadurch etwas entspannt hat. Ob die Vegetationsruhe zu dieser Zeit unterbrochen war, sei dahingestellt. Das ist nämlich erst dann der Fall, wenn die durchschnittliche Lufttemperatur an sieben aufeinanderfolgenden Tagen über fünf Grad liegt.
Mit viel Regen ausserhalb der Vegetationszeit ist auch künftig zu rechnen, da durch die Veränderung des Klimas die Niederschläge in der Schweiz im Sommer tendenziell abnehmen, im Winter hingegen zunehmen. Auch der Präsident des Berner Bauernverbands (BEBV) Jürg Iseli geht davon aus, dass es künftig eher höhere «Güllespitzen» geben wird. Dem gilt es Rechnung zu tragen, und da die Kosten für neue Güllelager hoch sind, empfiehlt Iseli zu überprüfen, ob es Lagerkapazitäten in der Nähe gibt und dafür zu sorgen, dass kein unnötiges Regenwasser in den Güllekasten gelangt.

Habt ihr noch genügend Lagerkapazitäten für eure Gülle?
- Ja, noch für zwei Wochen:6.81%
- Ja, noch für 3-4 Wochen:36.78%
- Ja, mehr als genug:46.59%
- Nein, suche Lagermöglichkeiten:3.81%
- Nein, aber habe schon Lösung gefunden:1.63%
- Habe keine Gülle:4.36%
Teilnehmer insgesamt: 734
Es gilt Ruhig zu bleiben und im richtigen Moment
Überlegt zu Handeln.
Die Klimaveränderung fordert in absehbarer Zukunft ein überdenken der Hofdüngeraustragsregelung.
Lockerung im Winter, kritischer im Hochsommer.