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Direktzahlungen: Genügt der Nebenerwerbskurs?

Für den Bezug von Direktzahlungen soll künftig mindestens eine Berufslehre erforderlich sein. Die nationale Junglandwirtekommission stellt den Nebenerwerbskurs in Frage. Während die Junglandwirte höhere Standards fordern, warnen andere vor einem Ausschluss motivierter Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger. Soll der Nebenerwerbskurs künftig weiterhin zum Bezug von Direktzahlungen berechtigen? Macht mit bei der Umfrage und hinterlasst einen Kommentar.

hun/ats |

Die nationale Kommission der Junglandwirtinnen und Junglandwirte (Jula) fordert, dass der Nebenerwerbskurs Landwirtschaft (NEK), auch als Direktzahlungskurs bekannt, sowie das eidgenössische Berufsattest (EBA) künftig nicht mehr für den Bezug von Direktzahlungen ausreichen sollen.

Der Grund: Die Anforderungen an Betriebsleitende seien gestiegen, der NEK vermittle dafür zu wenig Kompetenzen.

Direktzahlungskurs sehr gefragt

«Die Kompetenzen der Betriebsleiter sollten über die Ausbildung gestärkt werden, um gleichzeitig die detaillierten Handlungsanforderungen in der Agrarpolitik zu reduzieren», erklärt Jula-Präsident Damien Rey. Deshalb solle künftig mindestens ein eidgenössisches Fähigkeitszeugnis (EFZ) vorausgesetzt werden. Der Schweizer Bauernverband unterstützt diese Haltung laut seinem Newsletter.

Aktuell ist das Angebot des Direktzahlungskurses sehr gefragt. Im Kanton St. Gallen sind die Lehrgänge für das laufende und kommende Schuljahr ausgebucht. Auch im Kanton Luzern besteht gemäss Website eine längere Warteliste. Absolviert werden kann der Kurs von Personen ab 28 Jahren mit abgeschlossener Berufslehre, Maturität oder Studienabschluss.

Kritik an pauschaler Ablehnung

Nationalrat Manuel Strupler (SVP, TG) kritisiert die Forderung der Jula als zu pauschal. «Ich finde, die Direktzahlungen sollen an eine Leistung und nicht an eine Ausbildung geknüpft sein.» Wer diese Leistung mit einem Direktzahlungskurs oder EBA erbringe – und das werde ja kontrolliert –, solle ebenfalls Anspruch auf Direktzahlungen haben. «Sonst gäbe es die Direktzahlungen ja dann für eine Ausbildung und nicht für eine erbrachte Leistung.»

Auch die Kleinbauernvereinigung warnt vor negativen Folgen. Carole Gauch, Bereichsleiterin Politik, betont: «Aufgrund der stetig abnehmenden Anzahl der in der Landwirtschaft tätigen Personen und des Rückgangs der Betriebe sollten Personen, die sich in diesem Sektor betätigen wollen, gefördert und nicht behindert werden.» Die Durchlässigkeit im Bildungssystem sei zentral – gerade der NEK ermögliche den Einstieg in die Landwirtschaft auch für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger.

EBA: Schutz oder Einstieg?

Auch innerhalb der Jula ist man sich einig, dass es Ausnahmen geben muss. «In Regionen wie dem Wallis wird es sonst schwierig, Betriebsnachfolgende zu finden, und die Flächen würden nicht mehr genutzt», erklärt Damien Rey. In strukturell benachteiligten Gebieten sowie bei Nebenerwerbsbetrieben könne man sich den Kurs weiterhin vorstellen.

Der EBA hat laut Rey auch eine soziale Funktion: «Es geht auch darum, Personen vor dem familiären Druck zu schützen, einen Betrieb übernehmen zu müssen.» Strupler hingegen sieht das EBA als Einstieg für gute Praktikerinnen und Praktiker. Diese könnten für administrative Aufgaben etwa ein Familienmitglied oder eine externe Person beiziehen. Zudem verweist er auf die Möglichkeit, ein EBA oder ein EFZ auch im Erwachsenenalter nachzuholen.

Bedeutung für ausserfamiliäre Hofübernahmen

Trotz seiner persönlichen Erfahrung mit dem Direktzahlungskurs plädiert Strupler grundsätzlich für die klassische Ausbildung: «Die Berufslehre zu wählen, ist immer der bessere Weg.» Wichtig sei aber, dass auch alternative Bildungswege möglich bleiben – insbesondere in besonderen Lebenssituationen oder in Regionen mit schwierigen Voraussetzungen.

Für die Kleinbauernvereinigung ist klar: Der NEK eröffnet auch Chancen ausserhalb der klassischen Betriebsnachfolge. «Für Bauernhöfe, die über keine innerfamiliäre Nachfolge verfügen, sind dies überzeugte und oft sehr innovative potenzielle Nachfolgerinnen und Nachfolger», so Gauch. Diese hätten – aufgrund ihres Alters – meist auch die finanziellen Mittel für eine ausserfamiliäre Übernahme.

Keine Unterstützung für Hobby-Betriebe

Der Strukturwandel ist eine zentrale Herausforderung: 2023 verschwanden 644 landwirtschaftliche Betriebe in der Schweiz. «Ohne Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger in die Landwirtschaft – via Nebenerwerbskurs – dürfte sich diese Entwicklung weiter zuspitzen», warnt Gauch. Auch innerhalb der Familien würde der Kurs helfen, wenn etwa Kinder nach einem anderen Berufsweg doch noch den Hof übernehmen wollDie Jula betont, dass sie sich nicht gegen Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger an sich stellt – sehr wohl aber gegen «Hobby-Landwirtschaft». Rey sagt: «Es kann nicht sein, dass Leute Betriebe von ihren Grosseltern übernehmen, nur um dann fünf Pferde zu halten, und dafür vom Steuerzahler finanzielle Unterstützung erhalten.» Auch künstlich verlängerte Übergangsphasen lehnt er ab, da dies den Generationenwechsel verzögere.

Kursplätze ausbauen statt streichen?

Während die Jula die Direktzahlungsberechtigung infrage stellt, schlägt die Kleinbauernvereinigung das Gegenteil vor: den Ausbau. «Vielen Personen bleibt der Zugang zur Landwirtschaft auf diesem Weg verwehrt.

Aus unserer Sicht sollte die Anzahl der zur Verfügung stehenden Plätze für den Nebenerwerbskurs deshalb ausgebaut werden», fordert Gauch.

Folgen für die Bäuerinnenbildung

Ein weiterer Aspekt betrifft die Ausbildung zur Bäuerin bzw. zum bäuerlichen Haushaltsleiter. «Wenn die beiden Ausbildungen EBA und Direktzahlungskurs wegfielen, würde der Druck auf die Bildung Bäuerin steigen», erklärt Rey. Quer- und Späteinsteiger könnten diese Ausbildung als Umweg zu Direktzahlungen nutzen – das sei nicht im Sinne der Qualität.

Deshalb müsse klar geregelt sein, dass nur Personen mit landwirtschaftlicher Erfahrung Zugang erhalten. Die Jula steht laut Rey dazu im Austausch mit dem Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverband (SBLV). Mit Flavia Ursprung ist mittlerweile auch eine SBLV-Vertreterin in der Jula aktiv – das war nicht immer so.

So sieht der Nebenerwerbskurs aus

Kurze Ausbildung oder langjährige Lehre? In der Landwirtschaft führt mehr als ein Weg zum eigenen Betrieb. Der Direktzahlungskurs ist einer davon.

Der Kursabschluss führt aber nicht zu einem anerkannten Titel gemäss Berufsbildungsgesetz. Er berechtigt lediglich zum Bezug von Direktzahlungen. Gemeinsam mit der Konferenz der kantonalen Landwirtschaftsdirektoren (LDK) beschreibt die Organisation der Arbeitswelt (OdA Agrialiform) in einem Reglement den Ausbildungsinhalt.

Der Kurs muss mindestens 250 Lernstunden umfassen, davon 210 Stunden Unterrichtszeit. Dabei werden die Themengebiete Pflanzenbau, Tierhaltung, Mechanisierung und Anlagen und Agrarpolitik und Gesetzgebung behandelt. Neben der schriftlichen Abschlussprüfung muss ein Fachgespräch auf dem Betrieb, auf dem eine Arbeit geschrieben wurde, mit Überprüfung der fachlichen Kenntnisse absolviert werden. Damit der Kurs als bestanden gilt, ist eine Anwesenheit von 80 % erforderlich. Weiter muss ein Jahr landwirtschaftliche Praxis vorgewiesen werden können, diese wird ab Ende der Erstausbildung angerechnet.

Im Reglement heisst es, der Direktzahlungskurs müsse kostendeckend sein. Aus der Durchführung des Kurses fielen für die LDK und die OdA Agrialiform keine Kosten an. Am Berufsbildungszentrum in Pfäffikon SZ kostet der Kurs inklusive der Prüfungsgebühren etc. 6020 Franken. Dort startet der Kurs Anfang September, die Abschlussprüfungen finden Ende April bis Anfang Mai statt. Schliesslich können die Absolventinnen und Absolventen ihre Ausweise im Juni entgegennehmen. Die Kurstage verteilen sich auf fünf Schulwochen mit diversen Fach-/Themengebieten sowie zwei Wahlfachwochen.

Der Kurs berechtigt gemäss dem Dokument nicht zum Bezug von Strukturverbesserungsbeiträgen und/oder Starthilfe. Weiter ist er nicht gleichwertig mit der Fachbewilligung Pflanzenschutz. Der Kurs wird von acht Schulen in der deutschsprachigen Schweiz angeboten, wobei die Nachfrage gemäss den Angaben auf den Websites sehr hoch ist. hun

Direktzahlungen: Genügt der Nebenerwerbskurs?

  • Ja, der Kurs reicht aus:
    23.26%
  • Ja, aber mit Einschränkungen:
    11.63%
  • Keine Meinung:
    1.89%
  • Nein, mindestens Landwirt EFZ:
    63.22%

Teilnehmer insgesamt: 2227

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Kommentare (8)

Sortieren nach:Likes|Datum
  • Biopuur | 15.06.2025

    Ich finde es befremdend, dass die Jula auf ihre eigenen Berufskollegen schiesst, anstatt sie sich für verbesserte Rahmenbedingungen stark macht. Wir brauchen die Vielfalt der Betriebe, die das Kulturland der Schweiz pflegt. Warum soll denn z.B. ein Mutterkuhhalter auf ein paar ha Land eine 3-4jährige Lehre absolvieren müssen. Er wird doch wahrscheinlich einem zweiten Beruf nachgehen müssen, der sein Einkommen sichert. Ausserdem sollten wir nicht vergessen, dass ,weltweit gesehen, vor allem Klein- und Kleinstbetriebe die Menschheit ernähren!

    • Heidi | 15.06.2025
      Warum soll denn jemand, der die Menschheit ernährt nicht top ausgebildet sein müssen?
  • Sheepranger | 10.06.2025
    Nebenerwerbslandwirte und Hobbybauern sollten auch von Herr Rey und Co. mehr unterstützt als Bestraft werden. Viele Grossbetriebe gehen auch einem zweiten Job nach, zBsp.als Bauunternehmer, LKW Fahrer usw...ist auch nicht verboten, oder muss eine Ausbildung dazu haben.
    Denke Freude an Tieren und Natur kann man auch ohne Ausbildung zum Landwirt haben.
    Das man Kurse besuchen sollte für Weiterbildung oder Berechtigung für Direktzahlungen ist sicher nicht falsch.
    Das sollte auch in Zukunft so sein. ( siehe oben Kommentar von Rex )
  • Lisser Herrmann | 08.06.2025
    Viele Landwirte reden davon, wie schlimm es doch sei, dass immer mehr Betriebe verschwinden oder nicht weitergeführt werden... doch wenn ein Landwirt verunfallt oder überraschend stirbt rufen schon 10 andere "Kollegen" den Verpächtern an bevor die Leiche kalt ist. Dann stirbt ein weiterer Betrieb, welcher meist ohne Probleme einen motivierten Nachfolger gefunden hätte, da dieses Pachtland fehlt und dadurch die Existemzgrundlage. Es ist teilweise Schandhaft wie sich die Landwirte, welche die meisten schon gut leben können gegenüber einander aufführen. Ihr macht genau dies was die Politiker wollen, denn je weniger wir sind desto besser kann man uns kontrollieren.
  • Rex | 07.06.2025
    Nehmen wir an, ein junger Mann wächst auf einem kleinen Betrieb auf, 6ha. Der Vater hat den Betrieb jahrelang im Nebenerwerb geführt. Nun steht der Bursche vor der Berufswahl und lernt beispielsweise Forstwart. Von den 6ha kann er niemals eine Familie ernähren, aber es ist sein Zuhause. Kann er den Betrieb nicht übernehmen, muss die ganze Familie das Zuhause aufgeben. Dafür soll er zwei komplette Ausbildungen machen müssen?
    Jeder junge Bauer kann sich für diesen Bildungsweg entscheiden. Man darf nicht denen den Vorwurf machen, die diesen Weg gehen.
    Ja, das System braucht eine Überarbeitung. Aber die Möglichkeit auf eine verkürzte Ausbildung für Nebenerwerbslandwirtschaft sollte weiter bestehen.
    Genauso wie auch Forstkurse, Rotkreuz- Pflegekurse, Progresso- Kurse, Nachholbildungen in diversen Branchen etc. angeboten werden, die ungelernten Mitarbeitern bessere Perspektiven, vor allem bessere Löhne, bieten.
  • Biopuur | 07.06.2025
    Eine EFZ Ausbildung auf drei, ab 2027 sogar wahlweise vier Lehrbetrieben ermöglicht den jungen Berufsleuten sehr viele verschiedene Bewirtschaftungsformen kennen zu lernen.
    Dieser Rucksack mit den gesammelten und vertieften Eindrücken hilft, später in der eigenen Betriebsführung passende Muster umzusetzen.
    Fazit: Das Eigeniteresse an fundierter Ausbildung wird sich durchsetzen.....
  • Aelpler | 07.06.2025

    Junglandwirte sind vom Grössenwahn getrieben


    Herzblut ist entscheidend für eine gute Betriebsführung


    Kleinere Nebenerwerbsbetriebe sind für die Natur und die Versorgungssicherheit nützlicher als wenige Grossbetriebe mit grossen Traktoren

    • Aufi | 07.06.2025
      Junge Landwirte lernen nur noch DZ optimieren.Die Lehrmeister sind an der Ausbildung gar nicht mehr beteiligt.Lehrlinge (Arbeitskräfte) erhalten nur noch jene mit den Grössten und teuersten Ausstattungen. So werden die Jungen grössenwahnsinnig und der Knatsch auf dem Heimbetrieb ist vorprogramiert.
      Quereinsteiger haben Interesse und sind lernfähig.
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