In keinem anderen Land ist der Biowarenkorb so gross wie in der Schweiz, und der Marktanteil lag letztes Jahr bei gut 11 Prozent. Einen deutlichen Schub erhielt der Biomarkt während der Pandemie. Wegen der allseits gestiegenen Kosten sind die Konsumentinnen und Konsumenten beim Einkauf seither preisbewusster geworden, und Bioprodukte haben zum Teil einen schwereren Stand.
Unter diesen Gesichtspunkten arbeitet Bio Suisse derzeit an einer neuen Stossrichtung für die Zukunft, da die aktuelle Verbandsstrategie Avanti Ende 2025 ausläuft.
So befasst sich die Eigentümerin der Knospe mit der Frage, wie sich die Welt bis 2040 entwickeln wird, wie die Landwirtschaft und die Ernährung dann aussehen werden und was das für den Verband und für die Knospe bedeutet.
Der «Schweizer Bauer» hat nachgefragt, wie die bis jetzt existierenden möglichen drei Stossrichtungen eingeschätzt werden. Bio Suisse selbst will sich zur laufenden Diskussion nicht äussern.
Das sind die drei Vorschläge:
Variante 1: Ursprüngliches soll weiterentwickelt werden, und Bio Suisse definiert sich als Premiummarke klar vor anderen Biomarken.
Variante 2: Es gibt verschiedene Qualitäten oder Standards zu unterschiedlichen Preisen, die Grundsätze bleiben erhalten, die Richtlinien werden aber zum Teil angepasst und vereinfacht. Dazu kursieren Stichworte wie «Knospe mit Zusatzleistungen», «Knospe light» oder «Königs-Knospe».
Variante 3: Bio soll für möglichst viele sein, wobei die Grundsätze angepasst und die Richtlinien auf das Nötigste reduziert werden.
Laut dem Magazin «Bioaktuell» bekommen die Varianten 1 und 2 bis jetzt am meisten Zuspruch, und von verschiedenen Seiten war zu erfahren, dass die Variante 3 vor allem Zustimmung aus der Westschweiz erhält.
Biofarm-Präsident und Biolandwirt Hans-Ulrich Held spricht sich für die Variante 1 aus. «Wir müssen die Besten und die Teuersten sein. So können wir uns abheben», sagt er. Paul Ebnöther, Biolandwirt und Präsident von Bio Schwyz, spricht sich für die Strategie mit verschiedenen Standards aus. «Ich sehe dadurch grössere Absatzchancen von Bioprodukten. Denn, wenn ein Bio-Label etwas weniger strenge Vorschriften hat, wird es auch günstiger im Verkauf.»
Hansjürg Jäger, Dozent für Agrarpolitik und für Märkte an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (Hafl), beurteilt bei der Variante 1 die Positionierung von Bio Suisse am Markt und somit die Abgrenzung zu anderen Labels als einfacher im Vergleich zu den anderen Varianten. Dafür könnte bei der Variante 3 der Marktanteil stärker steigen, sagt Jäger und ergänzt: «Insofern haben Vorstand, Delegierte und Mitglieder eine anspruchsvolle Abwägung zu machen.»

Welche Strategie soll Bio Suisse künftig fahren?
- Variante 1: Sich als Premiummarke definieren:28.21%
- Variante 2: Richtlinien Anpassen und teilweise vereinfachen:10.26%
- Variante 3: Grundsätze und Richtlinien anpassen:39.1%
- Ist mir egal:22.44%
Teilnehmer insgesamt: 312