Vor vier Jahren wurden Milchbauern vor Gericht zur Verantwortung gezogen, weil sie Vertreter eines Milchverbandes einsperrten. Vergangene Woche haben sie ihre Forderung nach einer Milchmengensteuerung erneut bekräftigt.
Vergangenen Mittwoch fanden sich Milchbauern der Bauerngewerkschaft
Uniterre vor der Schaukäserei in Pringy FR ein. Darüber war Philippe
Bardet, Direktor der Sortenorganisation Gruyère, nicht erfreut, schrieb
die „Freiburger Nachrichten“ in ihrer Donnerstagsausgabe. Die Forderung
einer Mengensteuerung beträfe die Gruyère-Produzenten nicht, sondern
Lieferanten von Industriemilch.
Milchmengensteuerung wie EU gefordert
Im
Jahr 2009 haben Milchbauern die Tür zum Saal der Schaukäserei während
vier Stunden versperrt. Der Streit drehte sich um die Milchüberschüsse.
Vergangenen
Mittwoch kreuzten vier Bauern als Sträflinge verkleidet bei der
Schaukäserei auf. Das Anliegen ist noch dasselbe: Eine
Milchmengensteuerung, wie sie sich in Europa abzeichnet. „Eine
Mengensteuerung, die kostendeckende Preise bezweckt, ist die einzige
Möglichkeit, um der Schweizer Milchproduktion eine Zukunft zu gewähren“,
betont Pierre-André Tombez, ehemaliger langjähriger Präsident von
Uniterre, gegenüber der „FN“.
Heute sei die Milchwirtschaft „total“ von der
Industrie gelenkt, die Preisvolatilität nehme zu, schreibt Uniterre in
einem Communiqué. Die Vorschläge des
Branchenverbandes würden missachtet. Zudem habe der neue Direktor der
Schweizer Milchproduzenten (SMP) (Red. Hanspeter Kern) verlauten lassen,
dass seine Organisation in marktstrategischen Beschlüssen nichts mehr
zu sagen habe.
„Uniterre hat viel Kredit verspielt“
Man
habe schon vier Jahren vor einer Krise gewarnt. Doch in den vergangenen vier Jahren
habe sich nichts geändert. „Der Markt funktioniert nicht, der Milchpreis
hat sich nicht erholt“, hebt Tombaz hervor. Nun droht den Milchbauern
eine weitere Öffnung des Milchmarktes. Eine unabhängige Studie komme zum
Schluss, dass nur jeder achte Betrieb die Milchproduktion fortsetzen
könne, hält Uniterre im Communiqué fest. Eine Grenzöffnung ohne
funktionierendes, wirksames Instrument zur Mengensteuerung wäre das
Todesurteil für die Branche, schlägt Uniterre Alarm. Der Bundesrat muss
bis Ende 2013 dazu Stellung nehmen. Der Bericht dürfte sich aber
verzögern.
Uniterre ist aber auch unzufrieden mit dem Freiburger
Milchverband (FSFL). Dieser setze sich zu wenig für die Milchbauern ein.
Uniterre sei für den Verband seit der Einsperr-Aktion eine unbekannte
Organisation. Momentan sei der Kontakt unterbrochen, berichtet die „FN“.
FSFL-Direktor Clément Moret betont, dass Uniterre durch diese Aktion
bei den Bauern viel Kredit verspielt habe. Zudem funktioniere Markt gut.
Innerhalb von zehn Monaten habe der Preis für Industriemilch um 10 auf
65 Rappen zugelegt. Um im Januar steige der Preis um weitere 2 Rappen,
macht Moret deutlich.