Neue Grundlagen zur Berechnung von Suisse-Bilanz und GMF werden ab 2019 auf vielen Betrieben zu Problemen führen.
Im letzten Jahr wurden die «Grundlagen für die Düngung landwirtschaftlicher Kulturen» (Grud 2017) aktualisiert. Die Übernahme der Änderungen in die Suisse Bilanz kann für Rindviehmast- und Mutterkuh-, aber auch für Milchviehbetriebe grosse Folgen haben. Irene Vonlanthen vom Schweizer Bauernverband (SBV): «Es kann darauf hinauslaufen, dass Betriebe weniger Dünger zukaufen und einsetzen dürfen.»
Mit den Grud 2017 wurden bei diversen Tierkategorien der Grundfutterverzehr und die Nährstoffausscheidungen angepasst. Bei den Mutterkuhkälbern ist der Grundfutterverzehr neu um 50%, der Nährstoffanfall für N um 35% und für P um 12,5% tiefer.
Wiesenertrag sinkt
Auf den Mutterkuhbetrieben führt das zu einer Verschärfung der Suisse-Bilanz. In dieser werden die anfallenden Nährstoffe der Tierhaltung dem Bedarf des Pflanzenbaus gegenübergestellt. Zudem wird angenommen, dass der Grundfutterverzehr dem Ertrag der Wiesen entspricht. Falls der Grundfutterverzehr abnimmt, sinkt der Wiesenertrag. Viele Betriebe erfüllen die Suisse-Bilanz wegen dem höheren Nährstoffanfall bei tieferem Grundfutterverzehr und folglich tieferem Nährstoffbedarf der Wiesen nicht mehr.
Die Agridea hat anhand von 31 Modellbetrieben die Folgen auf das Programm zur graslandbasierten Milch- und Fleischproduktion (GMF) geschätzt. Dieses ist bei Mutterkuh Schweiz für Kühe und Kälber Pflicht. «Die Berechnung der Futterbilanzen mit den heute gültigen Normen erfüllten 29 Betriebe. Mit den Normen gemäss Grud 2017 erreichten zwei Betriebe die Vorgaben nicht mehr», zieht Irene Weyermann von der Agridea Bilanz. «Durch die tieferen Wiesenerträge ist der Anteil an Grundfutter zu tief.»
Viel zu tief
Daniel Flückiger von Mutterkuh Schweiz will sich mit diesen Zahlen nicht zufrieden geben: «Die Annahmen für Mutterkuhkälber liegen aus unserer Sicht weit entfernt von dem, was in der Realität zutrifft. Sie sind viel zu tief.» Mutterkuh Schweiz habe vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) die Zusicherung, dass die Werte erst 2021 für die Suisse-Bilanz herangezogen würden. «Bis dann werden wir aufzeigen, dass der tatsächliche Futterverzehr von Mutterkuhkälbern höher ist als in den Grud 2017.»
Laut Irene Vonlanthen wurde die Umsetzung auch bei Kälber- und Grossviehmastbetrieben aufgeschoben. Das bestätigt Matthias Ofner vom BLW: «Das BLW hat mit Swiss Beef, dem SBV, Beratern und Agroscope beschlossen, den Sachverhalt zu überprüfen.»