Der Biohof Zaugg in Iffwil war Gastgeber für die Premiere der diesjährigen Hoftheater-Tournee. Das Premierenpublikum kam trotz schlechtem Wetter zahlreich, und man war sich einig: «Die Chorprobe» war den Besuch wert.
Die Spannung steigt. Während Sponsoren und Theaterbesucher das feine Gastronomieangebot der Familie Zaugg geniessen, gönnt sich Darstellerin Monica Marquardt nur ein Glas Wasser. Lampenfieber? «Ein bisschen, das gehört doch dazu. Und vor allem Vorfreude, endlich vor Publikum zu spielen.» Monatelang hat sich das Team auf diesen Abend und auf die Tournee vorbereitet.
Während Monica Marquardt dieses Jahr das erste Mal dabei ist, haben alle anderen im Team schon in früheren Produktionen mitgemacht. So auch der Techniker Cyrill Altwegg. Da für die Premiere seit zwei Tagen vor Ort geprobt wurde, hatte er etwas mehr Zeit als sonst. «Normalerweise gehen wir hin, stellen auf und spielen.»
Zusammenrücken
«Sind das jetzt Stroh- oder Heuballen, auf denen wir drauf sitzen?», will eine städtische Besucherin wissen und wird flugs von ihrer ländlichen Sitznachbarin in Sachen Heu und Stroh aufgeklärt. «Wir haben hier drei Plätze reserviert», wendet sich eine andere Theaterbesucherin leicht irritiert an die dort bereits Sitzenden.
«Kein Problem, hat ja noch viel Platz», sagen diese und rücken zusammen. Es finden sogar noch weitere Personen Platz in dieser Reihe. Die ungezwungene Atmosphäre im improvisierten und trotzdem ansprechenden Scheunen-Theatersaal lässt auch das gemischte Stadt- und Landpublikum unkompliziert werden und zusammenrücken.
Rundum-Erlebnis
Als das Stück beginnt, haben die Besucher bereits viel vom Bauernhof gesehen. Sie sind am – extra offenen – Kuhstall vorbeigekommen, haben feine Bauernhofprodukte gegessen und sich mit der Bauernfamilie und den Mitarbeitern unterhalten können. Das kurzweilige musikalische Lustspiel um die menschlichen Irrungen und Wirrungen in einem Dorfchor fügt sich nahtlos ins ländliche Thema ein und begeistert die Zuschauer mit überraschenden musikalischen Arrangements und Darstellern, die mit viel Spielfreude die Scheune endgültig zum Theater machen. Viel zu schnell ist es vorbei. Das Theater. Nicht das Erlebnis. Wer will, kann sich am Märitstand nämlich noch mit Hofprodukten eindecken.
«Ein unglaubliches Erlebnis», freut sich eine regelmässige Theaterbesucherin. «In einer Scheune mit dieser Atmosphäre – das wirkt halt schon ganz anders als auf einer Bühne», findet sie. Ehrensache, dass sie sich beim Märitstand noch ein feines Souvenir gönnt. «Genau so soll es sein», freut sich Theaterleiter Albert Ullmann. «Genau dieses Rundum-Erlebnis – das ist der Grundgedanke des Hoftheaters.»