Die Forschungsanstalt Agroscope hat Buchhaltungsdaten von Milchviehbetrieben zwischen 2010 und 2019 analysiert. Dabei zeigt sich, dass trotz steigenden Direktkosten die Deckungsbeiträge erhöht werden konnten.
42 Prozent der rund 50’000 Schweizer Landwirtschaftsbetriebe sind Milchviehhalter. Die Forschungsanstalt Agroscope zeigt nun in einem Bericht auf, wie sich die Milchviehbetriebe in den letzten Jahren entwickelt haben und mit welchen Strategien höhere Deckungsbeiträge erzielt werden können.
Sind es die auf Hochleistung ausgerichteten Betriebe mit sehr viel Kraftfuttereinsatz oder jene mit mittleren Leistungen und höherem Raufuttereinsatz?
Deckungsbeiträge steigen
Positiv ist einerseits, dass 2019 die durchschnittliche Leistung der Betriebe aus Milch- und Tierverkäufen einen Höchststand erreicht hat. Agroscope macht die anziehenden Milchpreise, die steigenden Milchleistungen pro Kuh und Jahr und die günstigere Lage auf dem Fleisch- und Nutzviehmarkt dafür verantwortlich. Negativ ist andererseits, dass die Direktkosten (Kraftfutter / Tierzukäufe / Tierarzt und Medikamente / Andere Direktkosten) im betrachteten Zeitraum kontinuierlich angestiegen sind.
In der Talregion von 1400 auf 1700 Franken, in der Hügelregion von 1200 auf 1400 und in der Bergregion von 1100 auf 1300 Franken pro RiGVE. Hauptursache sind laut Agroscope die gestiegenen Kraftfutterkosten sowie leicht höhere Ausgaben für Tierzukäufe. Nicht die Kraftfutterpreise pro Einheit, sondern der höhere Kraftfuttereinsatz sei für die höheren Kraftfutterkosten verantwortlich. Insgesamt ist aber der «Vergleichbare Deckungsbeitrag» (VDB > siehe Kasten) seit 2017 kontinuierlich angestiegen.
Deckungsbeitrag
Datengrundlage der Agroscope-Analyse bilden die Betriebe der Zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten. Der Bericht analysiert direkt zuteilbare Leistungen und Kosten des Betriebszweigs Milchvieh und Aufzucht von 2010 bis 2019 und fasst dies im «Vergleichbaren Deckungsbeitrag» (VDB) zusammen. Arbeiten durch Dritte oder Maschinenmiete sowie Direktzahlungen und Unterstützungen, z.B. Flächenbeiträge, werden nicht berücksichtigt.
Die Erlöse aus Milch und Fleisch sowie Direktkosten wie Tierarzt- und Medikamentenkosten, Kraftfutterkosten und Tierzukäufe werden für eine Rindviehgrossvieheinheit (RiGVE) bzw. je kg Milch berechnet. Nicht Gegenstand dieses Berichts ist eine Analyse der Vollkosten. hal
Einfluss der Milchleistung
Agroscope hat sich die Frage gestellt, was Betriebe mit höheren Deckungsbeiträgen anders machen. Deshalb hat sie die Ergebnisse der Gruppen der 25% schlechtesten vergleichbaren Deckungsbeiträgen und der 25% besten miteinander verglichen. Die besten 25% der Betriebe erreichen im Mittel in allen Regionen einen fast doppelt so hohen VDB wie die 25% schlechtesten Betriebe (z.B. Bergregion: VDB von knapp 4000 Fr./RiGVE zu knapp 2000 Fr./RiGVE). Dabei wurden aber bei den Direktkosten nur minimale Unterschiede festgestellt.
Dafür erwirtschaften die Besten einen rund 10 bis 20 Rappen höheren Milchpreis, aber auch eine um rund 1500 bis 2000 kg höhere Milchleistung je Kuh. Höhere VDB können also mit höheren Milchpreisen und höheren Milchleistungen erzielt werden, wobei es bei den Milchleistungen ein Optimum und nicht ein Maximum gibt. Denn in der Tal- sowie Hügelregion ist ab 8000 bzw. 9000 kg pro Kuh Schluss mit einer weiteren Erhöhung des VDB.
Sie werden sogar kleiner in den höchsten Milchleistungsklassen. Dies stützt wiederum Vollkostenuntersuchungen zur Milchproduktion, die gezeigt haben, dass Betriebsstrategien mit höherem Kraftfuttereinsatz bzw. höheren Milchleistungen niedrigere Arbeitsverwertungen (Franken je Stunde) aufweisen.
Kraftfutterkosten in Bergen am höchsten
Die Kraftfutterkosten je kg Milch sind in der Bergregion im Vergleich zur Tal- und Hügelregion am höchsten. Laut dem Bericht könnte es daran liegen, dass die Betriebe in den Bergregionen eine geringere Grundfutterleistung mit Kraftfutter kompensieren, und zum anderen, dass sie für kleinere Bestellmengen höhere Preise bezahlen.
Weil aber in der Bergregion höhere Milchleistungen jeweils auch zu höheren Deckungsbeiträgen führen, kann laut Agroscope ein höherer Kraftfuttereinsatz durchaus noch wirtschaftlich sein, wobei auch die Tierverkäufe für die höheren Deckungsbeiträge verantwortlich sein können.
Besser werden
Wie können Milchbauern also ihren Deckungsbeitrag verbessern? Wie die Analyse zeigt, zeichnen sich erfolgreichere Betriebe durch höhere Milcherlöse bei gleichzeitig höherer Grundfutterleistung aus. Eine Möglichkeit ist, den Absatz in Marktsegmente mit höheren Preisen wie beispielsweise Wiesenmilch, A2-Milch usw. anzustreben. Eine weitere Möglichkeit sind höhere Milchleistungen. Diese können auch mit einem höheren Anteil der Milchproduktion aus dem Grundfutter erreicht werden.
Voraussetzung dafür sind eine hohe Raufutterqualität, ein gutes Fütterungs- und Haltungsmanagement der Tiere sowie eine passende genetische Grundlage.