Am ersten Tag führte die Leserreise des "Schweizer Bauer" mit dem Car via Vorarlberg über den Reschenpass ins Vinschgau (IT). Hier erwartete die Familie Luggin in Laas die Besucher aus der Schweiz.
Auf dem Kandlwaalhof betreiben sie auf rund 860 Metern über Meer vor allem Obstbau. Der Name verweist noch auf die Bewässerungsrinne die früher oberhalb des Hauses vorbeiführte und das Gletscherwasser von der gegenüberliegenden Talseite auf die Felder brachte.
Normalerweise wird Direktvermarktung nicht toleriert
Heute erfolgt die Bewässerung in der mit jährlich knapp 800 mm Niederschlag ziemlich trockenen Region über Leitungen mittels Eigendruck. Jede Woche geht an festgelegten Tagen die Bewässerung los und gibt jeweils 30 mm ab.
Zwei Drittel der Ernte des Kandlwaalhofs werden jeweils via Genossenschaft verkauft, der Rest meist in Form von verarbeitetn Produkten vermarkten die Luggins direkt. Kandlwaalhof ist diesbezüglich ein Sonderfall im Vinschgau. Normalerweise toleriert die Genossenschaft keinen Direktverkauf. Die Luggins hingegen haben sich aber mit der Verarbeitung und Direktvermarktung in den letzten 10 Jahren ein solides Standbein aufgebaut.
Bioäpfel
Nur so ist es möglich, neben den saisonalen Arbeitskräften fünf Familienmitglieder vollzeitig im Betrieb zu beschäftigen. Die Grosseltern der Geschwister Luggin konnten mit den damals zwei Hektaren die Familie nicht vollständig ernähren, sondern mussten neben der Landwirtschaft im berühmten Marmorsteinbruch von Laas arbeiten.
Heute bewirtschaftet Gregor Luggin mit seinen Eltern und Geschwistern rund 12 Hektaren, seit 2005 biologisch. Das Schwergewicht liegt wie auch in der ganzen Region Vinschgau auf dem Apfelanbau. Hauptsorte ist hier Golden Delicious, daneben stehen Red Delicious, Pinova, Jonagold, Kanzi, etwas Topaz, Champagner Reinette und Weirouge.
Bodenpreise von bis zu 100 Franken/m2
Die Äpfel für die Direktvermarktung werden fast vollständig verarbeitet. Von Süssmost über Apfelwein bis Apfelessig bieten die Luggins auf allen Verarbeitungsstufen Produkte an. Ein Spezialität des Betriebes ist bespielsweise Süssmost und Apfelwein von der rotfleischigen Sorte Weirouge oder der Apfel-Balsamicoessig, der in Holzfässern vier Jahre lang reift.
Auch Trockenfrüchte aus Aepfeln, Birnen, Zwetschgen und Aprikosen stehen im Sortiment. Den Apfelwein und Essig verarbeiten Luggins mit betriebseigener Senfsaat und Kräutern weiter zu verschiedenen Senfspezialitäten. "Senfanbau ist im Vinschgau alles andere als rentabel, bei Bodenpreisen von 70 bis 80 Euro (84 bis 96 CHF) pro Quadratmeter Landwirtschaftsland." sagt Luggin. "Aber für uns geht die Rechnung auf. Wir können gute Preise lösen, weil die Nachfrage die Produktion bei weitem überstiegt".
Reinhold Messner an Verkaufslokal beteiligt
Wachsen wollen Luggins aber nicht. "Wir haben eine Grösse erreicht, mit der wir sämtliche familieneigenen Arbeitskräfte gut auslasten können. Weiterwachsen würde heissen, in Richtung Industriebetrieb gehen und mit fremden Arbeitskräften sowie grösseren Verarbeitungseinrichtungen zu haniteren. Das wäre nicht mehr authentisch."
Ein Teil der Produkte vom Kandlwaalhof wird im "Vinschger Bauernladen" verkauft. Dieses Verkaufslokal wird von einer Gruppe von Landwirten betrieben, die sich zu diesem Zweck genossenschaftlich organisiert haben. Bei diesem Projekt ist auch der Bergsteiger Reinhold Messner beteiligt. Ein Teil der Produkte im Laden stammen von den Betrieben, die Messner verpachtet hat.