Nach einem Gewinnsprung im vergangenen Jahr will der Feinchemikalienhersteller und Pharmazulieferer Lonza auch 2015 bei Umsatz und Gewinn weiter zulegen. Wegen dem Fall der Euro-Mindestgrenze prüft der Konzern jedoch nun Massnahmen für den Standort Visp VS, wo auch Hilfsmittel für die Landwirtschaft produziert werden.
Lonza-Konzernchef Richard Ridinger bezeichnete den Entscheid der Nationalbank, die Anbindung des Frankens aufzuheben, am Mittwoch als «überraschenden Schuss aus dem Hinterhalt». Der Standort Visp werde dadurch vor «extreme Herausforderungen» gestellte, sagt der CEO an der Bilanzmedienkonferenz am Hauptsitz in Basel.
Weitere Fitnesskur - Massnahmen noch offen
Für den gerade erst einer Restrukturierung unterzogenen Standort Visp braucht es laut Ridinger eine weitere Fitnesskur zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit. Visp müsse sich künftig noch besser gegen externe, aber auch konzerninterne Konkurrenz behaupten können.
Einzelmassnahmen wie etwa eine Entlassungswelle sind für Ridinger indes keine Lösung. Vielmehr brauche es ein Paket von diversen Massnahmen. Die Arbeiten daran werden nun aufgenommen. Ideen gebe es bereits, in die Karten blicken lassen wollte sich der CEO jedoch noch nicht. Auch zu einem allfälligen Stellenabbau war am Mittwoch nichts zu erfahren. Dafür sei es noch zu früh.
Ein Viertel aller Stellen in Visp
Lonza beschäftigt heute in Visp rund ein Viertel seiner weltweit 9800 Angestellten. Letztes Jahr stieg die Zahl der Arbeitsplätze im Wallis um 30 auf 2445. Am Konzernsitz Basel erhöhte sich der Personalbestand um 27 auf 285.
Ridinger sieht Lonza heute in einer guten Ausgangslage für die Bewältigung der aktuellen Herausforderungen. Anlass für eine Überreaktion gebe es daher keinen. Der Konzern sei heute wesentlich globaler aufgestellt als noch vor ein paar Jahren, weshalb die Frankenstärke weniger ins Gewicht falle.
In Visp werden Produkte für die Landwirtschaft hergestellt
In Visp werden nur noch 27 Prozent des Konzernumsatzes erzielt. 2011, vor der Übernahme des US-Biozid-Herstellers Arch, waren es noch 40 Prozent gewesen. Insgesamt mache der Schweizer Franken in der Konzernrechnung noch 11 Prozent aus. Das ist für Ridinger ein überschaubarer Einfluss.
Produziert wird im Oberwallis unter anderem auch Dünger. So wird Ammonsalpeter hergestellt, aber auch Herbizide, Fungizide oder Insektizide. Ein anderer Kernbereich ist die Schneckenbekämpfung, in welcher die Lonza dank dem Metaldehyd-Wirkstoff eine weltweit führende Position aufgebaut hat.
Auch dieses Jahr mehr Umsatz und Gewinn
Für die Zukunft zeigt sich der Konzernchef trotz der Turbulenzen an der Währungsfront zuversichtlich: Lonza will auch 2015 sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn weiter zulegen. Nach dem SNB-Entscheid nimmt der Konzern die konkreten Zielvorgaben für das laufende Jahr jedoch noch einmal unter die Lupe. Sie und die mittelfristige Prognose bis Ende 2018 sollen Ende April bekannt gegeben werden.
Mit dem im vergangenen Jahr erzielten Ergebnis zeigte sich Ridinger zufrieden. Bei einem Umsatzplus von 1,6 Prozent auf 3,64 Mrd. Franken konnte der Reingewinn um 172,4 Prozent auf 237 Mio. Fr. gesteigert werden. Bei den Feinchemikalien belief sich der Umsatz auf 2,15 Mrd. Franken. Aus dem besonders lukrativen Bereich Pharma und Biotech flossen 1,45 Mrd. Fr. in die Konzernkasse. Lonza konnte letztes Jahr in beiden Segmenten die Profitabilität weiter steigern.
Aktionäre sollen profitieren
Richard Ridinger hatte die operative Führung von Lonza 2012 übernommen. Seither baut er den Konzern von einer produktgetriebenen in eine marktorientierte Organisation um. Dieser Prozess, der auf mehr Effizienz sowie Produkte und Dienstleistungen mit hohen Margen abzielt, werde 2015 fortgesetzt, sagte der CEO.
Vom guten Ergebnis sollen nun auch die Aktionäre mit einer höheren Dividende profitieren: Die letztmals 2011 angehobene Ausschüttung soll um 35 Rappen auf 2,50 Fr. erhöht werden. Der unerwartete Gewinnanstieg machte die Lonza-Aktien an der Schweizer Börse zu gesuchten Objekten. Der Aktienkurs kletterte im Morgenhandel um 4,2 Prozent. Kurz nach 14 Uhr betrug das Plus noch 3,6 Prozent.