Die Rolle der Bauernfamilie bestehe in der Produktion von Nahrungsmitteln. Erst danach komme die Bereitstellung und die Pflege des Erholungsraumes, sagt Markus Kägi, Baudirektor im Kanton Zürich.
«Underwägs vo Puur zu Puur» hiess das Motto vergangenen Sonntag im Zürcher Unterland. Nach einjähriger Vorbereitungszeit haben zehn Bauernfamilien die Bevölkerung auf ihre Betriebe eingeladen. Gesamthaft wurden 15000 Zuschauer gezählt.
Positives Fazit
Severin Lamprecht, Präsident des Bezirksvereins Bülach, hat zusammen mit dem Strickhof, dem Zürcher Bauernverband sowie weiteren Partnern aus der Region und der Landwirtschaft den Aktionstag am Bettag organisiert.
Am Abend zogen alle Bauernhöfe ein positives Fazit, die Festwirtschaften waren sehr gut besetzt, zum Teil bis spät in den Abend hinein. Die Gäste genossen Köstlichkeiten direkt vom Betrieb, nutzten die Möglichkeit, an Betriebsführungen teilzunehmen, und die Kinder waren müde und glücklich vom Traktörli-Fahren, Kalb-Streicheln und Süssmost-Trinken.
Vielfalt der Bauernhöfe
Vier der Betriebe liegen zwischen Bülach und Kloten, unweit der Pisten und des Flughafens. Sechs weitere liegen im Embracher und oberen Eigental, zwischen dem Goldenberg und Breite ob Nürensdorf. Den Organisierenden war es ein Anliegen, dass möglichst viele Aspekte der produzierenden Landwirtschaft gezeigt werden konnten.
Dass dies gelungen ist, zeigte auch der informative Flyer, welcher in den Geschäften auflag und in die Haushaltungen verteilt worden war. So stellte Familie Kern vom Alpenhof in Bülach fast etwas provokativ zum herrlich warmen Spätsommerwetter ihre Christbaumkulturen vor.
Nicht alle haben ein Hoflädeli
Auch die Beerenkulturen auf dem Zelglihof in Nürensdorf haben ihren saisonalen Höhepunkt hinter sich. Genau dies war aber gewollt. «Die Konsumenten sollen sehen, dass nicht immer alles zur Verfügung steht. Andere Kulturen, die nur kurze Zeit aktuell sind, wie Christbäume, geben trotzdem das ganze Jahr über Arbeit», sagt Ferdi Hodel, Geschäftsführer des Zürcher Bauernverbandes.
Erstaunt stellten Besucher fest, dass nicht alle Betriebe das Standbein Direktvermarktung ausüben. Je nach Lage des Hofes, denn auch im Unterland, gibt es Betriebe, die ein paar Kilometer vom dicht besiedelten Wohngebiet entfernt liegen, je nach Art und Bedeutung der Standbeine und je nach Auslastung der mitarbeitenden Familienmitglieder gibt es auch Höfe, die auf ein Hoflädeli verzichten.
Im Agglomerationsgürtel
Der Bezirk Bülach liegt im Agglomerationsgürtel der Stadt Zürich, einige Ortschaften sind schweizweit bekannt, weil sie täglich in den Staumeldungen erwähnt werden. Viele Bauernfamilien haben sich darauf eingestellt, dass ihr Arbeitsfeld von Erholungssuchenden und manchmal auch von Tier- und Naturschützern benutzt und oft auch hinterfragt wird.
Severin Lamprecht ging in seiner Begrüssungsrede auf dieses Spannungsfeld ein. «Nicht selten werden wir in der Presse zu untätigen Direktzahlungsempfängern degradiert, dabei produzieren wir hier vor den Toren der grossen Städte gesunde Lebensmittel.» Weiter prangerte er den Kulturlandverlust an. «Wird bei uns Kies ausgebeutet und das Land wieder renaturiert, müssen automatisch 22 Prozent der Fläche als Ökoflächen ausgeschieden werden. Dabei braucht es doch genau dieses Land, um die auf den Höfen angebotenen Köstlichkeiten zu produzieren.»
Oberster Bauer
Markus Kägi, Baudirektor im Kanton Zürich und damit oberster Bauer – das Amt für Landschaft und Natur steht unter seiner Direktion – äusserte sich zur Bedeutung der Landwirtschaft im Kanton Zürich. Er betonte, dass die primäre Rolle der Bauernfamilie jene der Nahrungsmittelproduktion sei. Erst danach komme die Bereitstellung und Pflege des Erholungsraumes.
«Würden wir die Nahrungsmittelproduktion ausklammern und der Landwirtschaft nur eine Ausgleichsfunktion zuweisen, dann könnten wir genauso gut einen Ballenberg hinstellen.» Der Regierungspräsident strich auch die Bedeutung des Strickhofs heraus, die Aus- und Weiterbildung unterliege einem steten Wandel und vermittle landwirtschaftliches Wissen und Kompetenz.
Theorie und Praxis gehörten zusammen, das sei ein Erfolgsrezept. Um Bildung und Forschung besser zu vernetzen, planen die ETH, die Uni und der Strickhof gemeinsam ein Zentrum für Nutztierwissenschaften Agrovet-Strickhof.