Die Freiburgerin Anja Tschannen studiert Agronomie an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zollikofen. In ihrem Blog berichtet sie über das Studium, aber auch über ihre Arbeit als Freie Mitarbeiterin beim Schweizer Bauer und ihre Hobbies.
Diva schlägt das Aggregat herunter und wehrt energisch die lästigen Stechfliegen ab. Mit einem dumpfen Schlag streichen die langen Kuhhaare meine Wange und hinterlassen eine brennende Spur. Während ich gedanklich fluchend das Aggregat wieder anhänge, versuche ich nachzuvollziehen, wieso mein Chef die Kuhschwänze nicht wenigstens zur Melkzeit anbinden will. Der Schweiss steht mir auf der Stirn, es ist ein schwüler Sommertag.
Als ich nach dem Melken mit Aggregaten beladen in das Melkräumli trete, trifft mich doch glatt der Schlag. In meinem Eifer habe ich doch tatsächlich vergessen, dass heute Morgen die Milch abgeholt wurde und der Milchtank anschliessend gereinigt und zum Abtrocknen offen gelassen wurde. Ach du heiliger Quark, mein Puls schiesst in die Höhe. Nach einiger ausgiebigen Reinigungsaktion und einem schuldbewussten Beichte bei meinem Chef, helfe ich draussen die Pferde auf die Weide zu lassen.
Alte Erinnerungen an unvergessliche Zeiten
Eine Wissenschaft für sich, Dubona und Iena kommen gemeinsam auf die Weide, aber sie dürfen nicht neben Eomer und Masha gelassen werden, da sie sich nicht leiden können. Busang und Alinghi kommen auf die kleine Weide unten rechts, aber erst wenn alle anderen Pferde bereits draussen sind und Romulus, der Superstar, hat eine eigene Residenz und rennt mich vor lauter Vorfreude über den Haufen und Galoppiert mit dem Führstrick im Schlepptau davon.
Nach einem ereignisreichen Tag durchquere ich zum ersten Mal den „Hausfluss“, die Venoge, und geniesse den Sonnenuntergang. Es kommt mir vor als wäre es gestern gewesen als ich mit Gigolino mein Praktikum in Penthaz VD antrat. Ich denke gerne an die unvergessliche Zeit im Welschland zurück und schwelge in Erinnerungen.
Das Ende naht
Unglaublich, dass dies schon mehr als drei Jahre zurück liegt. Das Praktikum und alles was ich seither erleben durfte, ist für mich die schönste Zeit meines bisherigen Lebens. Und schon bald schliesst sich ein weiteres Kapitel und eine neue Seite wird aufgeschlagen. Das letzte Semester im Studium ist angebrochen und mit grossen Schritten nähert sich das Ende.
Dazwischen liegen noch eine arbeitsintensive Bachelorarbeit, einige Prüfungen und hoffentlich noch viele unvergessliche Momente und Feste auf dem Campus der HAFL. Trotzdem scheint das Ende nur noch einen Atemzug entfernt, die Zeit rast unaufhaltsam vorbei und was kommt dann? Dann fängt das Leben erst an, sagen viele. Und was waren dann all die bisherigen Augenblicke? Habt ihr etwa vorher noch nicht richtig gelebt?
Die Geschichte geht weiter
Für mich hat das Leben so richtig angefangen, als ich mich entschieden habe nur noch die Dinge zu tun, die ich tun möchte und die ich für mich als sinnvoll und richtig betrachte. Als ich mein Praktikum antrat und es durchzog, als ich das Studium begann, als ich Redaktorin wurde. Deshalb ist für mich das Ende des Studiums nicht der Anfang meines Lebens, sondern das Ende und der Beginn eines Kapitels.
Ich freue mich schon jetzt mit meinen Freunden in diesem langen Kapitel herumzustöbern und die besten Momente wieder und wieder durchleben zu können. Aber ich freue mich auch sehr darauf, die leeren Seiten zu beschreiben und auszufüllen. Und egal wo es mich hintreiben wird, ich weiss ganz genau, dass die Geschichte so spannend, lustig und intensiv weitergehen wird, wie bisher.