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Vom Bürogummi zum Bürobauer?

Unter dem Motto «Bürogummi wird Bauer» hat Sebastian Hagenbuch eine Zweitausbildung als Landwirt in Angriff genommen. Er berichtet in seinem Blog regelmässig über seine Ausbildung.

Sebastian Hagenbuch |

 

Unter dem Motto «Bürogummi wird Bauer» hat Sebastian Hagenbuch eine Zweitausbildung als Landwirt in Angriff genommen. Er berichtet in seinem Blog regelmässig über seine Ausbildung.

„Mach das KV, das ist eine gute Basis für die Zukunft.“ Das waren die Worte meines Vaters zu der Zeit, als ich als überforderter 14-Jähriger plötzlich mit der Berufswahl konfrontiert war. Auch wenn ich es nur äusserst ungern zugebe: Er sollte wohl recht behalten.

Dass meine Zukunft im Bereich Landwirtschaft liegen wird, dachte damals wohl noch keiner, am allerwenigsten ich selbst. So kam es, dass ich – unfähig, mir die Frage, was ich eigentlich will, zu beantworten – auf der Gemeindekanzlei Bünzen das „Handwerk“ eines Bürogummis lernte.

Wer nun denkt, dass die Landwirtschaft eine komplett andere Welt ist, hat recht – und doch nicht. In meinem Alltag auf dem Hof steht physische Arbeit im Vordergrund. Klar, auch im KV musste ich mal Zeitung bündeln oder einen Ordner ins Archiv tragen, aber die Arbeit im Stall und auf dem Feld geht doch etwas mehr an die Substanz. Zwei Beispiele verdeutlichen aber, dass das Büro zum Bauernhof gehört wie das Amen zur Kirche.

An meinem ersten Schultag auf der Rüti bei Zollikofen fassten wir nebst acht Ordnern auch gleich einige Aufträge: Alle landwirtschaftlichen Lehrlinge müssen eine Lerndokumentation verfassen, wo sie bestimmte Tätigkeiten auf ihrem Lehrbetrieb genau dokumentieren. Wählt man beispielsweise „Kunstwiese“, so wird von der Standortwahl über die Bodenbearbeitung, Wahl der Mischung, Saat, Düngung und die Verwertung alles akribisch festgehalten, ebenso in einem Bereich aus der Tierhaltung. Eine Mischung zwischen Büro und draussen Arbeit gibt es auch im Pflanzenbau: Ein 60 Pflanzen umfassendes Herbarium mit Gräsern und Kräutern muss erstellt werden. Ja, es nicht alles einfach Gras, was grün ist.

Dass das Büro auch nach der Lehre eng mit der Landwirtschaft verflochten ist, sehe ich auch auf meinem Lehrbetrieb: Die Direktvermarktung von Gemüse (Gemüse-Abos) und Milchprodukten (Q-Klub) verlangt viel Administration: Bestellungen sortieren, Packliste erstellen, Lieferscheine und Rechnungen drucken, Buchhaltung aktualisieren. Der Biohof Heimenhaus ist zudem Personalintensiv, und alle möchten pünktlich ihren Lohn auf ihrem Konto sehen, die Anwesenheiten müssen aufeinander abgestimmt sein und ein Kochplan sorgt dafür, dass jeder einmal dazu kommt, für zwölf hungrige Mäuler ein feines Menü aus überwiegend hofeigenen Produkten auf den Tisch zu zaubern.

Da bin ich fast noch froh, dass ich mal ein Semester lang Betriebsökonomie studiert habe. Und wer weiss, wenn die für den Staat auszufüllenden Formulare und der damit verbundene administrative Aufwand weiter zunehmen, folgt vielleicht der Bauer punkto Berufsbezeichnung dem Käser: Dieser heisst nämlich heutzutage Milchtechnologe, und für den Bauern würde ich dann den Agrarmanager oder FPE (Food Producing Expert) als offiziellen Titel vorschlagen. Oder haben Sie einen besseren Vorschlag?

Zur Person

Sebastian Hagenbuch ist zwar auf einem Bauernhof aufgewachsen, musste aber dennoch 23 Jahre alt werden und mit dem Velo bis nach Istanbul fahren um zu merken, dass ihn Kühe und Traktoren mehr anziehen als die bislang vertraute Arbeit im Büro. Eine vertraute Welt entdeckt er in seiner Zweitausbildung völlig neu – und lässt Sie in seinem Blog daran teilhaben.

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