Hallo zusammen, ich bin Tirza Bauer, Trainsoldat in der vergangenen Sommer-RS 24. Fragen wie beispielsweise warum ich freiwillig Dienst leiste, ob ich die Entscheidung bereits bereue und wie es generell dazu kam, begegnen mir immer wieder. Doch versteht mich nicht falsch – ich kann das Unverständnis nachvollziehen: Spätestens dann, wenn wir die letzten Kalkablagerungen nach dem Schuhe putzen an den Sohlen wegrubbeln müssen da die diese ansonsten nicht genug sauber wären. Wie auch wenn man im grössten Regen etwas suchen muss, von dem man manchmal nicht einmal weiss, wie es genau aussieht.
Zum Glück sorgt hierbei der Regenschutz, der im Militär-Slang «Fisch» genannt wird, dennoch für ein trockenes Tenue. Die Jacke ist so lang, dass diese bei weitem ausreicht, nicht nass zu werden und gefühlt ein ganzes Pferd unter sich verstecken würde.
Eigene Schwächen zum Vorschein bringen
Man könnte auf die Warum-Frage mit einer einfachen, lapidaren Antwort, wie «weil ich es kann» antworten. Obwohl ich diese Antwort eigentlich ziemlich feiere (ich habe sie auch mindestens einmal zu meinem Besten gegeben) möchte ich meine Gedanken in diesem Blog in einer ausführlicheren Antwort mit euch teilen. Dazu kurz etwas zu meiner Persönlichkeit: Ich bin aufgeschlossen, meist optimistisch denkend, ich mag es, wenn viel los ist.
Dennoch kann ich mich in meiner Unordentlichkeit verlieren und brauche für einige Aufgaben länger als manch andere. Diese beiden negativen Punkte, ihr erahnt es vielleicht bereits, lassen sich nicht gut mit dem Militär verknüpfen. Aber dies ist genau der springende Punkt: Ich stehe momentan zwar erst am Anfang der vierten RS-Woche aber kann bereits feststellen, wie gut es mir tut, auch einmal unter Zeitdruck funktionieren zu müssen und dennoch Ordnung zu halten.
Einfacher ausgedrückt möchte ich damit sagen, dass das Militär die eigenen Schwächen zum Vorschein bringt, an denen man arbeiten kann, wenn man auch möchte. Diese Einstellung ist auf jeden Fall besser, als mit einer sturen Miene die letzten Kalkablagerungen von der Sohle zu entfernen. Denn so überlegt man sich eine Strategie, wie man die soeben erwähnten, lästigen Flecken mit möglichst wenig Aufwand entfernen kann.
Zur Person
Mit 27 die RS zu absolvieren klingt für viele unverständlich. Doch genau dies wagte Tirza Bauer aus Eglisau ZH, die ein paar Monatedavor noch im Hörsaal der Berner Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) theoretisches Wissen erlangte.
Mit der Begründung, sie müsste das Ganze einfach machen, stürzte sie sich in dieses Abenteuer. Eine grosse Motivation war es vor allem, als eingeteilter Trainsoldat Wissen über Pferde zu erlangen. Aber auch, die Dinge selbst zu erleben, von denen all die Personen, welche vor ihr Dienst geleistet haben, erzählten.
Eignungsprüfung nicht bestanden
So, ich denke, dass jetzt ziemlich klar ist, weshalb ich generell Militärdienst leiste. Doch warum Trainsoldat? Ich habe eine Berufslehre als Landwirtin gemacht und anschliessend das Agronomiestudium an der HAFL angehängt. Da liegt es doch auf der Hand, zum Train zu gehen, nicht wahr?
Nicht ganz: Ich schwankte immer zwischen Hundeführer und Trainsoldat. Während dem letzten Studienjahr verbrachte ich viel Zeit mit dem Besuch von Trainings des Schweizerischen Militärhundeführervereins (SMF). Insgesamt waren es zirka 25 Trainings.
An der Rekrutierung wurde ich als Trainsoldat ausgehoben (da Hundeführer nur als 2. Funktion möglich ist), mit dem Versprechen, dass ich noch den Vorkurs für angehende Train- und Veterinärrekruten besuche. Dieser überzeugte mich so stark, dass mein Interesse für den Train wieder stärker wurde, sodass es gar kein grosser Verlust war, als ich die Eignungsprüfung als Hundeführer nicht bestand. Wahrscheinlich lag es an meiner bemerkbaren Unsicherheit im Gespräch. Ich kann wirklich gar nichts verbergen.
Besteht eine gewisse Affinität?
Der Vorkurs war spannend strukturiert. Man erhielt eine Führung durch die Kaserne, konnte viele noch offene Fragen klären. Dann erfolgte eine Einteilung in Gruppen, für jene, die sich stärker für den Train interessieren und für solche, deren Ziel Patrouillenreiter ist. Da ich während meines Studiums bereits eine Semesterarbeit über den Train geschrieben habe, stand ich bei der Patrouillenreitergruppe ein.
Darüber wusste ich bis dahin noch nichts. Eine Reihe Soldaten stand mit ihren Pferden in einem Glied und wir konnten auswählen, auf welchem Pferd wir eine Runde reiten wollten. Dies diente dazu, den Militärsattel ein wenig kennen zu lernen, sowie auch herauszufinden, ob eine gewisse Affinität zum Reiten besteht.
Reitselektion findet statt
Mein Blick schweifte über die vor mir stehenden Freiberger, auf der Suche nach dem ansprechendsten Tier. Als einer der Soldaten mir sogleich sein Pferd vorstellte und ich daraufhin die vorgegebene kurze Strecke ritt, dachte ich, dass mir die Ausbildung zum Patrouillenreiter sicherlich zusagen würde. Diese Woche findet die Reitselektion statt, die ich bestehen muss, um den Aufgaben als Patrouillenreiter nachgehen zu können. Wird sie nicht bestanden, erfolgt eine Ausbildung im Bereich Lastentransport, der ursprünglichen Aufgabe des Trains, ohne Spezialfunktion als Patrouillenreiter.
Obwohl die Patrouillenreiterausbildung eine Spezialausbildung ist, finden seit diesem Jahr für Trainsoldaten und Patrouillenreiter zwei komplett unterschiedliche Fachdienstausbildungen statt.
Ich freue mich auf die funktionsspezifische Ausbildung. Obwohl noch wichtig zu erwähnen ist, dass Faktoren der Grundausbildung (schiessen, Zwangsmittelausbildung, Sanitätsausbildung, etc.) auch spannend sind und man auch dabei viel lernen kann.
Tirza Bauer aus Eglisau ZH absolvierte nach der HAFL die Rekrutenschule.
zvg
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