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Vom Rettungssanitäter zum Berufsschäfer

Christian Zufferey |

 

Michael Baggenstos aus Vers-chez-Perrin VD begann als Hobbyschäfer. Heute ist er Präsident der Schweizer Berufsschäfer und hält rund 300 Saaser Mutten und Spiegelschafe. Mit einem Kollegen hat er nun eine Wanderschafherde aufgebaut.

 

Es sei ein bisschen wie auswandern gewesen, sagt Michael Baggenstos über seinen Umzug vom bernischen Büren zum Hof ins Waadtländer Broyetal – genau genommen nach Vers-chez-Perrin, einem kleinen Dorf, das zu Payerne VD gehört. «Obschon ich heute nur eine knappe Stunde von meinem früheren Wohnort entfernt lebe, kam ich in ein Gebiet mit einer anderen Sprache, mit einer anderen Kultur und mit einem neuen Schulsystem», meint Baggenstos schmunzelnd als Vater von damals drei schulpflichtigen Kindern.

 

Als sich ihm vor fünf Jahren die Chance bot, im Waadtland einen 18-Hektaren-Betrieb zu erwerben, zögerte er keinen Augenblick. Zusammen mit 40 Weissen Alpenschafen und ein paar Kreuzungstieren zog er um. «Davor habe ich einen Hobbybetrieb bewirtschaftet oder arbeitete auf anderen Bauernhöfen mit», erzählt Baggenstos.

 

Tiergattung passt zu ihm

 

Er lebte primär von einer Anstellung als Rettungssanitäter. Sein Ziel bestand jedoch darin, von der Schafhaltung zu leben. «Es ist die Tiergattung, die zu mir passt, die mit vergleichsweise einfacher Infrastruktur gehalten werden kann und sich mit Futter begnügt, das für andere Tiere eher weniger geeignet ist», schwärmt Baggenstos.

 

Doch dazu musste er sein Hobby zum Beruf machen. Heute züchtet er reinrassige Saaser Mutten und Spiegelschafe. Fast ausschliesslich mit eigener Remontierung stockte er seine Herde auf insgesamt rund 300 Mutterschafe auf – und es sollen noch mehr werden.

 

In seinem persönlichen Werdegang sieht er Parallelen mit dem Präsidentenamt, das er seit knapp zwei Jahren innehat. Er ist nicht mehr nur Hobbyschäfer mit nur wenigen Tieren. Stattdessen wurde er zum Berufsschäfer, der es sich nicht mehr leisten kann, dank einem Nebeneinkommen, auch mal finanziell draufzulegen. Aber es sind die Nebenerwerbsschäferinnen und -schäfer, die mit ihren Zuchttieren an Ausstellungen oder interkantonalen Märkten gesehen werden, während den Berufsschäfern mit ihren Kreuzungstieren dieses Schaufenster fehlt.

 

Die grösser werdenden Herausforderungen, namentlich der Druck durch die Agrarpolitik und die Herausforderung mit den Grossraubtieren, erfordern, dass Schafhalterinnen auf sich, ihre Interessen und ihre Bedürfnisse aufmerksam machen. Dafür will sich Baggenstos nun engagieren.

 

Zwei Ohrmarken

 

Seine neugeborenen Lämmer bekommen immer zwei Ohrmarken. Eine davon ist mit einem elektronischen Mikrochip versehen. Baggenstos kann diese Ohrmarke mit einem Handlesegerät erfassen, welches sich mit einer App auf seinem Mobiltelefon verbindet. Innert weniger Sekunden bringt er seinen Betrieb so auf den neusten Stand mit stets griffbereiten Informationen zu jedem Tier.

 

«Es war nicht damit getan, ein bereits für Kühe existierendes Programm weiterzuentwickeln», betont Baggenstos. «Anders als bei Kühen, gibt es bei Schafen nicht nur ein paar Zu- oder Abgänge zu melden, sondern oft gleich mehrere hundert.»

 

Heute eine Wanderherde

 

Baggenstos hält diesen Winter erstmals rund 200 seiner Schafe in einer Wanderherde, die er zusammen mit einem anderen Berufsschäfer selbst aufgestellt hat. Dazu musste er sich mit den Veterinärämtern der Kantone Waadt und Freiburg und mit den bereits existierenden Wanderherdenbetreiberinnen der Region einigen. Aber auch mit Bauern, deren Wiesen er für seine Schafe nutzen möchte. Ausserdem musste er Personal einstellen.

 

Eine der beiden Hirtinnen, die Baggenstos angestellt hat, ist Eliane Haldimann, eine gelernte Landschaftsgärtnerin. «Ich geniesse die Ruhe inmitten der Schafe, die für mich wie eine grosse Familie sind», erklärt sie.

 

Tag und Nacht verbringt sie bei den Schafen, nachts jeweils in einem von einem Traktor gezogenen Baustellenwagen, der in eine gemütliche und beheizbare Unterkunft umgebaut wurde. Mit dabei der Herdenschutzhund Sasso, der von der Westschweizer Tageszeitung «24 heures» kürzlich zum Tier des Jahres 2022 erkoren wurde.

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