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Vom Schicksal gebeutelt

Die Landesgrenze zwischen der Schweiz und Frankreich verläuft mitten durch Jean Glaus’ Bauernhof. Schlimmer sind jedoch die Schicksalsschläge, die Glaus hinnehmen musste. Sein Hof brannte schon zweimal ab.

 

Die Landesgrenze zwischen der Schweiz und Frankreich verläuft mitten durch Jean Glaus’ Bauernhof. Schlimmer sind jedoch die Schicksalsschläge, die Glaus hinnehmen musste. Sein Hof brannte schon zweimal ab.

Der Beauregard-Bauernhof in Fahy JU hat eine belebte Vergangenheit hinter sich. Während des Zweiten Weltkriegs, als die Landesgrenze noch mitten durch das alte Wohnhaus hindurch führte, wurden hier jugendliche deutsche Soldaten, die sich eigentlich bereits ergeben hatten, erschossen.

Grenzübertritt für auf Weide

Nach dem Krieg wurde die Grenze zwar etwas verschoben und führt seither hinter dem ehemaligen Wohnhaus durch, der Stall für das Jungvieh, die Maschinenhalle und ein nicht mehr genutzter Silo befinden sich aber immer noch in Frankreich.

Um Kälber von der Schweizer Seite in den Rinderstall auf französischem Boden und zum Abkalben wieder zurück in die Schweiz zu «überführen» – eine Distanz von vielleicht gerade mal zehn Meter – muss Jean Glaus alle nötigen Formulare für den Grenzübertritt ausfüllen. Dasselbe gilt, wenn er seine rund 120 Milchkühe auf die französische Weide bringt.

73 ha in Frankreich

Doch eine andere Wahl bleibt ihm kaum, denn auf Schweizer Seite ist der Hof von Wald umgeben. Auch 73 der insgesamt 93 Hektar grossen Nutzfläche befinden sich in Frankreich, die aber schon vor 1984 zum Beauregard-Hof gehörten und daher als «terre par tradition» (wörtlich: traditioneller Boden) beitragsberechtigt sind.

Hinzu kommen noch rund 60 Hektaren an Glaus’ Wohnort in Fontenais, wo er Getreide, Mais, Raps oder Zuckerrüben anpflanzt. Zum täglichen Melken muss er daher jeweils 14 Kilometer zurücklegen, doch «seit die Autobahn A16 eröffnet ist, bin ich zwei Minuten schneller da», so Glaus.

Teure Altlasten

Die Herausforderung, einen Bauernhof auf zwei Seiten der Landesgrenze zu bewirtschaften, dazu noch weit vom eigenen Wohnort entfernt, ist aber vergleichsweise harmlos. Vielmehr zu schaffen machten Glaus die Altlasten, die ihm mit der Übernahme des Beauregard-Hofes aufgebürdet wurden.

Der Hof gehört ihm nämlich erst seit zwei Jahren – dies, obschon der ehemalige Besitzer und Glaus’ Onkel Jakob Güdel schon vor acht Jahren gestorben ist. Sein Onkel wurde 2003 im «Schweizer Bauer» als «ein böser Mann» zitiert. Glaus erinnert sich: «Im selben Jahr hat mir mein damals 80-jähriger Onkel versprochen, dass ich den Hof kaufen kann.» Doch auf diesen Artikel hin habe noch eine Drittperson Ansprüche an den Hof gestellt.

Bis vor Bundesgericht

Es folgte ein jahrelanger Rechtsstreit, der bis vor das Bundesgericht gelangte. Erst 2016 hat Glaus schliesslich gewonnen. Weil sich der Hof aber teilweise auf französischem Boden befindet, waren auch nervenaufreibende Gerichtsprozesse in Frankreich nötig. «Ich habe schlecht geschlafen und einmal sogar einen Herzinfarkt erlitten», erzählt Glaus. 

Einfach alles hinschmeissen und aufgeben wollte Glaus aber nicht, denn «ich habe schon zuviel in diesen Betrieb investiert, habe das Wohnhaus renoviert und in einen Melkstand mit 14 Melkplätzen, im guten Glauben, dass mein Onkel Wort hält und mir den Hof verkauft.»

Zweimal Feuer

Doch dann wurde im Jahr 2006 erst ein Stall vom Schnee erdrückt. Dann brannte 2015 das Wohnhaus ab – es gleicht heute noch einer Ruine – und im Jahr darauf brannte auch noch der Kuhstall. Wenigstens blieb der Teil mit dem Melkstand unbeschädigt. Heute sind seine Milchkühe da untergebracht, wo er früher das Futter lagerte. 

Glaus hat zwar schon konkrete Vorstellungen, wie er seinen Hof wieder aufbauen würde. Doch inzwischen fehlt es am Geld. Denn zu allem Überfluss wurde jahrelang versäumt, die Versicherungsprämien zu bezahlen, womit die   zwei durch Feuer verursachten Schäden nicht versichert sind. Hinzu kommen Hunderttausende von Franken, die er für Gerichts- und Anwaltskosten aufwenden musste. Ohne fremde Hilfe wäre ein Wiederaufbau kaum möglich. So mutet der Name des Bauernhofs, wörtlich übersetzt «schöner Ausblick», beinahe schon ironisch an. 

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