Bis vor einem Jahr stürzte sich Monika Dumermuth wagemutig die Weltcup-Skipisten runter. Sie liess sich auch durch schlimme Verletzungen nicht abbringen. Jetzt ist sie Bäuerin. Der Unterschied sei gar nicht so gross, sagt sie.
Sie sei eine «Stehauffrau», sagt die 34-jährige Monika Dumermuth aus Unterlangenegg BE über sich selber. Mit Recht: Ihre Karriere im Skiweltcup hat Spuren hinterlassen. Dreimal hat sie die Kreuzbänder im Knie gerissen und je einmal beide Beine gebrochen. Dazu kamen ein Oberarmbruch, ein Handbruch und diverse kleinere Blessuren. «Nach dem Unfall dachte ich jeweils schon ans Aufhören», sagt sie im Rückblick. Dann habe sie wieder auf den Ski gestanden, und es sei wieder gut gegangen. Nach dem zweiten Kreuzbandriss und einem Beinbruch habe sie aber gewusst, dass sie wohl kaum mehr eine Siegfahrerin werden könne.
Sieg nur im Training
Im Training für die Ski-WM 2003 in St. Moritz lag sie einmal ganz vorne, und auch sonst holte sie in Trainings mehrmals Podestplätze. Im Rennen selber gelang ihr das jedoch nie ganz. Am 26. Januar 2009 verpasste Dumermuth ihr erstes Weltcuppodest nur knapp und wurde mit 0,05 Sekunden Rückstand auf die Drittplatzierte, Andrea Dettling, Vierte im Super-G von Cortina d’Ampezzo. Am 25. Februar 2009 verletzte sie sich dann bei einem Sturz im ersten Abfahrtstraining von Bansko am rechten Knie und musste die an sich Erfolg versprechende Saison vorzeitig beenden. Am 7.März 2010 fuhr Dumermuth in Crans-Montana ihr letztes Weltcuprennen und trat daraufhin zurück. «In meiner Situation nach den vielen Verletzungen war es eine Riesenleistung, in die Top 5 zu fahren», ist sie überzeugt. Sie habe aber nie einfach mittendrin aufhören wollen: «Wenn es einmal nicht geht, hören viele auf. Das kann ich beim Bauern auch nicht.»
Von den Ski in den Stall
Seit 2006 führt sie den elterlichen Biobetrieb in Unterlangenegg zusammen mit ihrem Vater als Generationengemeinschaft. Nächstes Jahr wolle sie den Betrieb ganz übernehmen. Ob dann ihr langjähriger Lebenspartner Stephan Mooser Mitbesitzer werde, sei noch nicht ganz klar. Mitarbeiten werde er auf alle Fälle. «Eventuell heiraten wir, weil es rechtlich einfacher ist, in den Betrieb einzusteigen», sagt Mooser dazu. Er selber komme nicht vom Bauern, habe aber seit zehn Jahren auf dem Betrieb Dumermuth viel mitbekommen. «Von meinem Vater konnten wir beide viel profitieren», fügt Monika an.
Sie kennen sich aus dem Skiweltcup, wo Mooser als Servicemann nicht nur für Dumermuth arbeitete. An der Olympiaabfahrt 2006 in Turin etwa präparierte er die Ski der Silbermedaillengewinnerin Martina Schild. Die Landwirtschaft gehörte auch während ihrer Karriere für Dumermuth dazu: «Für mich war es nach den Verletzungen das Beste, auf dem Bauernhof mitzuarbeiten. Das hat abgelenkt.» Im Teeniealter hätte sie sich nicht vorstellen können, Bäuerin zu werden. Doch ihre Eltern hätten einen für sie sehr guten Weg beschritten. Sie habe immer gewusst, dass sie den elterlichen Betrieb übernehmen könne, aber nicht müsse.
Gelungener Wechsel
Und der Wechsel vom Profisport auf den Bauernhof sei gut gegangen. Die Arbeit gefalle ihr. Einzig das Reisen fehle ihr etwas, sei sie doch früher in der Welt herumgekommen: «Jetzt muss ich immer auf dem Betrieb sein.» Abgesehen davon sehe sie keine grossen Unterschiede zwischen Sport und Landwirtschaft: «Es ist beiderorts ein Kampf. So ist der Milchmarkt im Moment in Schwierigkeiten.» Es brauche bei beidem eine kämpferische Haltung, und man müsse chrampfen können, obschon manchmal auch nichts herausschaue. Einen Unterschied findet sie dann doch noch: «Im Spitzensport muss so viel zusammenpassen, damit man gewinnt. Es braucht nur eine schlechte Nacht vor dem Wettkampf, und der nächste Tag kann schon missraten sein.» Das sei der Unterschied zum Bauern. «Die Kühe kann man auch melken, wenn man schlecht drauf ist», meint sie schmunzelnd.
Milchpreis von 80 Rappen
Zum Thema Kühe und Viehzucht hat sie klare Ansichten: «Eine Leistung von 6000 Kilo pro Laktation reicht mir.» Und dies sei mit ihren reinen Simmentaler Kühen zu erreichen. Die Lebensdauer dieser Rasse sei zudem etwas länger, und Fleisch sei halt auch noch dran. Der Betrieb wird konsequent biologisch bewirtschaftet. Die Milch wird zu Bio-Emmentaler verarbeitet – zu einem Milchpreis von gut 80 Rappen, wie sie betont. Doch eine ideologische Biobäuerin sei sie nicht. Man müsse die Strategie auch dem Gebiet anpassen, unterstreicht sie. Und für ihren Betrieb sei die biologische Produktion das Richtige. Und auch politisch entspricht Dumermuth nicht dem eher grünen Bio-Image. Seit Anfang Jahr sitzt sie für die SVP im Gemeinderat. «Ich war schon immer politisch interessiert», meint sie dazu. Und da ihre Eltern noch gut im Schuss seien und ihr Partner Stephan auch mitarbeite, habe sie genügend Zeit, sich in die Dossiers einzuarbeiten.
Was würde sie rückblickend anders machen? «Ich würde von Anfang an viel mehr auf mein Gefühl hören und mich weniger von fremden Leuten steuern lassen.» Sie habe lange zu fest auf die Trainer und zu wenig auf ihren Körper gehört, was zumindest teilweise auch zu ihren Verletzungen beigetragen habe. Daraus wolle sie nun für ihr Leben als Bäuerin lernen: «Ich will nicht das machen, was der Nachbar macht, sondern das, was für mich gut ist.»


