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Vom Stall auf die Bühne

Die Bauerntöchter Silvia von Rotz-Bucher und Anita Bucher machen «Schüpferimeitli»-Volksmusik. Am Freitag vor einer Woche tauften sie ihre CD. Ein aufregender Moment. Auch, weil der Weg dorthin nicht immer leicht war.

 

Die Bauerntöchter Silvia von Rotz-Bucher und Anita Bucher machen «Schüpferimeitli»-Volksmusik. Am Freitag vor einer Woche tauften sie ihre CD. Ein aufregender Moment. Auch, weil der Weg dorthin nicht immer leicht war.

«Unsere Herzen ‹pöpperlen› ganz laut», sagt Silvia von Rotz-Bucher mit etwas atemloser Stimme. Sie steht neben ihrer Schwester Anita Bucher auf der Bühne – vor 300 Leuten. Beide tragen eine Tracht. Sie treten als «Schüpferimeitli» auf und machen Volksmusik. An diesem Abend präsentieren sie ihre zweite CD.

Es ist ein grosser Moment, auf den sie lange hingearbeitet haben. Und schon weit vor der Premiere waren sie aufgeregt. Das zeigte sich an einem Fototermin eine Woche zuvor. Auf der «Schüpferi» in Buochs NW, wo sie aufgewachsen sind, posierten sie für die Bilder.

Volksmusiksendung gewonnen

Dunst schwebte an diesem Tag über dem Vierwaldstättersee. Am Waldrand auf einer Anhöhe leuchtet eine rote Bank. Daneben stehen die beiden Schwestern. Ein Bein nach vorne gestellt, lächeln sie in die Kamera. Dabei glänzt bei beiden ein auf den Zahn geklebtes Strasssteinchen. Von Rotz, gross, schlank und braunhaarig, steckt die Hände in die Taschen ihres blauen Gilets. Sie hüpft von einem Bein aufs andere. «Es ist so kalt, aber es macht Spass. Wir singen gern, wir reden gern, und wir posieren gern», sagt sie und zwinkert mit ihren glitzernd geschminkten Augen der Schwester zu. 

Diese ist blond, in eine Daunenjacke gepackt und etwas kleiner. Mit grossen, hellen Augen blickt sie auf den See. «Hier oben haben wir auch das Foto fürs Cover unserer neuen CD gemacht», erzählt die 24-Jährige. Sie und ihre zwei Jahre ältere Schwester haben vor drei Jahren die Volksmusiksendung «Alpenrose» des Schweizer Fernsehens gewonnen.

«Eine Katastrophe»

Seither dürfen sie in der ganzen Schweiz an diversen Jodlerkonzerten mitwirken. «Den Leuten gefällt unsere Musik noch immer, deshalb haben wir eine zweite CD aufgenommen», sagt von Rotz und mit Blick auf die CD-Taufe:  «Wir werden immer aufgeregter. Vor allem dürfen wir uns jetzt nicht erkälten, das wäre eine Katastrophe.» Von Rotz drängt zum Weitermachen. «Lasst uns im Stall bei den Kühen noch ein paar Fotos machen, dann können wir an die Wärme.»

Im Stall des väterlichen Bauernbetriebs ist es weniger kalt. Es riecht nach Heu und Kuhmist. Die Fressgitter klirren, als die braunen Kühe ihre Köpfe hindurchdrängen, um zum Futter zu gelangen. Sofort greift von Rotz zur Gabel und schiebt das Heu näher zu den Tieren. Einem tätschelt sie den Kopf und redet ihm in ihrem ausgeprägten Nidwaldner Dialekt leise zu.

Die landwirtschaftliche Herkunft ist wichtig

«Früher haben wir viel im Stall gearbeitet, aber heute helfen wir nur noch aus», erzählt sie. Mittlerweile wohnen sie auch nicht mehr auf dem Betrieb. Für sie sei die landwirtschaftliche Herkunft aber immer noch wichtig. Dank dieser seien sie bodenständig geblieben. Und die bäuerliche Arbeit passe gut zu ihren traditionellen Liedern.

Von Rotz lebt heute mit ihrem Mann und ihrem einjährigen Sohn in Stans NW. Beruflich verkauft sie Blumen. Ihre Hobbys sind «Kochen, Basteln, Mamisein», wie sie auf der Homepage schreibt. Ihre Schwester lebt in Ennetmoos NW und arbeitet als Köchin. Viel Zeit verbringen beide mit Singen. Gut einmal in der Woche stehen sie zusammen auf der Bühne. Und üben müssen sie ab und zu auch. «So, jetzt aber schnell an die Wärme, nicht, dass wir uns noch erkälten», sagt von Rotz, sobald ein paar Fotos im Kasten sind.

Als Kinder an Hochzeiten

In der elterlichen Wohnung riecht es nach frisch gekochtem Essen. Mit ausgestreckten Armen kommt die Mutter auf ihre Töchter zu. Sie lächelt. Auch auf ihrem Zahn klebt ein Strasssteinchen. «Schön, dass ihr da seid, aber schade, dass ihr nicht zum Essen bleibt. Es gibt Risotto mit Saltimbocca.» «Mueti, wir haben wirklich keine Zeit», sagt von Rotz. «Dann nehmt wenigstens ein Guetzli.» Die Mutter stellt einen mit Kägi-Fret gehäuften Teller auf den grossen Holztisch.

Von Rotz und Bucher setzen sich. Sie ziehen ihre Jacken nicht aus. Auch von den Kägi nehmen sie keins. Auf dem Buffet stehen gerahmte Fotos mit zwei Mädchen in Trachten, die vor einer kleinen Gesellschaft singen. Als Kinder seien sie oft an Hochzeiten aufgetreten, erzählt von Rotz und deutet auf die Bilder.

«Manchmal hatten wir nicht mehr so Lust»

Immer, wenn sie bei ihrer Tante in den Ferien waren, habe diese mit ihnen gesungen und kleine Auftritte organisiert. Das habe Spass gemacht. «Als Jugendliche hatten wir dann nicht mehr so Lust zu singen. Wir haben uns vor den Klassenkameraden geschämt, dass wir volkstümliche Musik machen.» Die Eltern seien es gewesen, die drangeblieben seien und sie zum Weitermachen motiviert hätten.

«Das war aber nicht immer lustig. Manchmal waren wir Mädchen nicht der gleichen Meinung und sind einander ab und zu auf die Nerven gegangen», sagt von Rotz mit Blick zu ihrer Schwester. «Aber heute macht es uns selbst grosse Freude. Wir wissen es zu schätzen, dass wir zusammen Musik machen dürfen, und tragen Sorge zueinander», sagt sie. «Manchmal schaue ich auf der Bühne zu meiner Schwester und bin so dankbar dafür, dass wir das erleben dürfen. Ja, ich bin so dankbar, dass wir zusammen auftreten und singen», ergänzt Bucher.

«Ä risä Freyd»

«Und du bist auch stolz, Mueti, gäll?», fragt von Rotz. «Ja, miär hend nateyrleich ä risä Freyd, ä risä, risä Freyd», sagt sie. «So, jetzt müssen wir aber weiter.» Von Rotz steht auf. «Wir dürfen noch die Bühnendekoration abholen, Ach, ich bin so aufgeregt wegen der Plattentaufe, aber ich freue mich! Dort tun wir dann wieder, was wir neben dem Posieren gerne tun: singen und reden», sagt von Rotz, und Bucher schaut sie lächelnd an.

«Solche Musik brauchts»

Tatsächlich reden sie neben dem Singen viel. Sie führen durch den Abend, rezitieren Gedichte, und Bucher erzählt immer mal wieder einen Witz. Das Publikum ist begeistert. «Solche Musik brauchts in der heutigen Zeit», sagen mehrere. Man merke, dass eine intakte Familie hinter diesem liebevoll gestalteten Anlass stehe, heisst es von einer Frau.

Nach dem Konzert sind auch die «Schüpferimeitli» zufrieden. Ihre Schminke ist leicht verschmiert, in den Händen halten sie je einen grossen Korb, beladen mit ihren CDs. «Wir sind sehr zufrieden. Am Anfang war uns die Nervosität sicher anzumerken. Aber das ist in Ordnung. Das ist doch menschlich», sagt von Rotz und geht zu den wartenden Fans, die ein Foto von ihr und ihrer Schwester schiessen möchten. 

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