Ursi Koch aus Braunau TG − der Kalauer drängt sich auf − brennt fürs Brennen. Die Bäuerin stellt aus eigenen Früchten exquisiten Edelbrand her und gewinnt damit Preise. Bis dahin war es aber ein langer Weg.
Die Stube im Bauernhaus von Ursi Koch und ihrer Familie ist gemütlich. Doch so ganz nach Wohnen fühlt sich das Ambiente nicht an, überall stehen Flaschen in verschiedenen Grössen mit edlem Inhalt, an einer Wand reihen sich Zertifikate von verschiedenen Auszeichnungen und in einer Ecke steht eine Art Verkaufsgestell mit den unterschiedlichsten Edelbränden in speziellen Flaschen.
Während der Besuch staunt, sagt Ursi Koch: «Unsere Stube ist auch mein Verkaufsladen.» Selbstverständlich lasse sich Edelbrand nicht gleich verkaufen wie Konfitüre oder Eier, deshalb sei es unumgänglich, dass sie die Kundschaft, die direkt bei ihr zu Hause einkaufen wolle, ins Haus, beziehungsweise in ihre gute Stube bittet. Sie und ihre Familie hätten sich an diese Situation gewöhnt und es ergäben sich dabei gute Gespräche, erzählt die Bäuerin und Mutter von vier Kindern.
200 Hochstamm-Obstbäume
Zusammen mit ihrem Mann hat sie vor 28 Jahren den Hof ihrer Schwiegereltern mit zehn Hektaren Fläche und 17 Kühen übernommen. Schon damals wurde die alte Brennerei, die immer schon im Keller stand, alle paar Jahre mal angefeuert.
Seither hat sich vieles verändert. Der Betrieb wurde modernisiert und vergrössert. Heute halten sie zwischen 60 bis 70 Milchkühe, 60 Aufzuchtrinder, verbringen zwei Monate im Jahre im Berggebiet, sie halten bis zu 20 Aufzucht- und Mastkalber und bewirtschaften 200 Hochstamm-Obstbäume und 20 Aren Niederstammkulturen.
Die Idee, die alte Brennerei durch eine neue Anlage zu ersetzen, geisterte schon lange in ihren Köpfen. Meist hatten aber neue Bauten auf dem Betrieb Vorrang. Als die Kinder grösser waren, schien im Jahr 2014 die Zeit reif für das Brennen. Es war nie eine Frage, wer das Zepter in der Brennerei übernehmen würde. Ursi Kochs Mann war voll im Betrieb engagiert, es war also naheliegend, dass Ursi Koch am Landwirtschaftlichen Zentrum Flawil einen Brennkurs absolvierte.
Ein Jahr danach wurde die neue Brennerei bestellt. Kurz vor Weihnachten brannte sie den ersten Gravensteiner-Feinbrand und bereits ein halbes Jahr später reichte sie den Vieille Prune Barrique und den Gelbmöstler-Likör an die Ostschweizer Edelbrandprämierung ein.
Und welche Freude: Ursi Koch ist auch sechs Jahre danach voller Stolz. Sie holte die höchste Auszeichnung bei der Kategorie Vieille Prune und holte den Gruppensieg zu sich nach Braunau. Auch beim Gelbmöstler-Likör schnitt sie mit 19 von maximal 20 Punkten sehr gut ab. Ab dann wusste die engagierte Brennerin, dass sie auf dem richtigen Weg ist.
Erfahrene Verkäuferin
In den folgenden Jahren entwickelte sich Ursi Koch laufend. Ihre Nase wurde immer feiner und präziser, und die guten Fruchternten in den Jahren 2017 und 2018 taten das Ihre dazu. Sie heimste regelmässig Auszeichnungen ein, und auch der Verkauf der Edelbrände entwickelte sich zusehends. Erst vor ein paar Monaten wurde sie als Gruppensiegerin bei der Edelbrandprämierung für ihren Zwetschgenbrand geehrt.
Als gelernte Detailhandelsangestellte, ihre Familie betrieb eine Zimmerei in Ettenhausen, arbeitete sie später im Büro eines Holzhandels, und so war ihr auch die Vermarktung nicht ganz fremd. Nebst dem Verkauf in ihrer Wohnstube konnte sie ihre Flaschen in einem Haushaltwarengeschäft in Tobel in Kommission geben, aber auch in verschiedenen Landi-Läden stehen diese heute zum Verkauf in den Gestellen.
Gern etwas Regionales
Neu ist sie auch im neueröffneten Wiler Altstadtgeschäft Regalo mit ihren Schnäpsen präsent. Zudem geht sie an verschiedene Märkte in der Region. Ihr ist bewusst, dass der rückläufige Alkoholkonsum in der Schweiz ihre Verkaufszahlen nicht ins Unermessliche steigern lassen.
Hingegen merkt sie, dass sich auch viele Genussmenschen gerne etwas Aussergewöhnliches leisten und dabei gerne auf ein regionales Produkt zurückgreifen und dabei auch bereit sind, etwas tiefer in die Tasche zu greifen.
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