Isabelle Burkhalter machte die Bäuerinnenausbildung, um mit ihrem Vater einen Landwirtschaftsbetrieb zu führen. Es kam anders. Das Schicksal riss sie auseinander.
Isabelle Burkhalter hat den Stuhl vors Bauernhaus gestellt. In die Hostet. Die Sonne scheint. Der Schnee ist geschmolzen, obwohl Les Ecorcheresses im Jura auf über 900 Metern über Meer liegt. Burkhalters Blick geht über die weiten Wiesen bis zu den hochgewachsenen Tannen. Die Luft riecht schon ein bisschen nach dem warmen Gras des Frühlings.
Vom Stall hinter Burkhalter klingen die Glocken ihrer Zebus. Die 35-Jährige ist hier aufgewachsen und nach vielen verschiedenen Stationen, auf eine ganz andere Art als geplant, wieder zurückgekommen mit einer grossen Aufgabe vor sich.
Peru und Basel
Als junge Frau zog es sie weg aus der Abgeschiedenheit des Juras − zwanzig Autominuten trennen sie von Moutier BE. Der Bus fährt ein paar wenige Male pro Tag. Burkhalter ging nach Peru, studierte Soziale Arbeit in Basel, arbeitete in einem Kinderheim und auf einer Beratungsstelle für Jugendliche, machte eine Weiterbildung in diesem Bereich.
In der Zwischenzeit verpachtete ihr Vater den Biobetrieb. Keines seiner fünf Kinder wollte zu diesem Zeitpunkt den Hof weiterführen. Burkhalter spürte aber die Sehnsucht nach der Natur. Sie machte einen Alpsennenkurs und verbrachte den Sommer auf einer Geissalp. Sie lernte einen Mann kennen, arbeitete mit ihm auf verschiedenen Höfen und wurde schwanger. Die Beziehung ging in die Brüche. Sie zog nach Solothurn und arbeitete in einer Kita, die auch ihre Tochter Lissi besuchen konnte.
Ihr Vater verstand sich nach einigen Jahren nicht mehr mit seinen Pächtern. Sie teilten nicht die gleichen Werte. In ihm und in seiner Tochter Isabelle reifte der Gedanke, gemeinsam auf den Hof zurückzugehen. Als die Kita, in der Isabelle Burkhalter arbeitete, schliessen musste, nahm sie das als Zeichen und entschied, mit dem Vater den Hof zu übernehmen. Das war Ende 2019.
Da der Vater 2023 pensioniert sein würde, musste sie eine Ausbildung machen, die ihr den Bezug von Direktzahlungen ermöglichen würde. Eigentlich wäre ihre erste Wahl Landwirtin gewesen. Die Ausbildung zur Bäuerin liess sich aber besser in ihren Alltag mit der kleinen Tochter integrieren. Sie ging also an den Wallierhof in Riedholz SO, besuchte hauswirtschaftliche Module, ein paar betriebswirtschaftliche und als frei gewählte hatte sie Rindviehhaltung und Ackerbau.
Ein Rechtsstreit
Sie wusste damals schon, dass sie diese paar Module nicht befähigen würden, den Betrieb selbst zu führen. Das mache aber nichts. Der Vater wäre ja da. Er sollte als Berater und Mitarbeiter bei ihr angestellt werden.
Alles war geplant. Doch die Pächter waren nicht einverstanden. Ein Rechtsstreit folgte. Schliesslich war klar, dass Burkhalter und ihr Vater Anfang 2023 auf den Hof gehen könnten. Sie gleisten alles auf.
Doch dann brach der Vater eines Tages zusammen. Er ging zum Arzt. Die Diagnose war: Hirntumor. Im Herbst 2021 wurde er in Basel operiert und kam später, nach mehreren Spitalaufenthalten, in ein Hospiz in Arlesheim BL. Burkhalter arbeitete damals auf einem anderen landwirtschaftlichen Betrieb in Thörigen BE. Sie hatte die Stelle aber gekündigt und konnte viel Zeit mit dem Vater verbringen und von ihm Abschied nehmen. Anfang 2022 starb er. Ein Jahr, bevor der Betrieb von den Pächtern an seine Tochter ging.
«Manchmal erstaunt»
Nun sitzt sie da. Die Sonne scheint ihr aufs Gesicht. Sie lächelt. «Ich bin manchmal selbst erstaunt, wie ich das alles schaffe. Ich hatte mich darauf verlassen, dass mein Vater mir helfen würde, mir das landwirtschaftliche Wissen weitergibt. Aber gleichzeitig sind nach seinem Tod Türen aufgegangen. Krasse Türen.»
Ein Freund und ehemaliger Kollege des Vaters übernahm zum Beispiel die Rolle des Coaches und Beraters und hilft ihr. Wenn sie etwas nicht wisse, frage sie einfach. Sie schäme sich nicht zu sagen, «ich habe keine Ahnung, wie man Traktor fährt, das musst du mir zeigen.»
Auch sonst ist sie nicht allein mit der kleinen Lissi. Denn «Silvan ist aufgetaucht», wie sie sagt. Während ihrer Zeit auf dem Hof in Thörigen hat sie den Elektroniker kennengelernt. Sie sagte ihm, dass sie eine Tochter habe und den Plan, den Hof in der Abgeschiedenheit des Juras zu übernehmen. Ob er das wolle. Sonst würde es mit ihnen nicht funktionieren. Er wollte es. Sie leben nun als «Partner auf Augenhöhe» auf dem Hof und arbeiten sich in alles ein.
Er fehlt jeden Tag
Vor ein paar Wochen haben sie elf Zebu angeschafft, und es werden noch 20 weitere Tiere dazu kommen, deren Fleisch sie direkt vermarkten wollen. Auch Kaschmirziegen haben sie gekauft für die Landschaftspflege, und sie planen, Hühner zu halten, deren Eier sie in einem Laden in der Nähe absetzen können. Ab April wollen sie mit ihrer Ferienwohnung und einem umgebauten Bauwagen in den Agrotourismus einsteigen.
Ein weiteres Projekt, das noch Burkhalters Vater aufgegleist hat, ist ein Agroforst, den sie zusammen mit dem Kanton Jura aufbauen wollen. Insgesamt verfügt Burkhalter über 30 Hektaren Land und sechs Hektaren Wald. «Mein Vater hinterlässt mir hier etwas, das mir sehr stark entspricht. Natürlich müssen wir auf Wirtschaftlichkeit achten, aber mir ist es sehr wichtig, mit der Natur und in geschlossenen Kreisläufen zu arbeiten», sagt sie.
Sie blickt ins Land hinaus. «Meine Trauer ist durch eine grosse Dankbarkeit fast aufgehoben. Dank meines Vaters darf ich hier sein und dieses erfüllende Leben leben. Ich hinterfrage nichts. Seine Krankheit und sein Tod kamen mit der Natur. Wir sind Bauern. Wir wissen, dass es keinen Sinn hat, sich gegen die Natur zu stellen.» Für die Akzeptanz und das Loslassen helfe zudem, dass sie die Zeit des Abschieds mit ihrem Vater intensiv genutzt habe.
«Ich denke jeden Tag an ihn und er fehlt mir. Nicht primär wegen seines Wissens, das er mir nun nicht weitergibt. Das kann ich mir anders holen und mir aneignen. Vielmehr wegen den Momenten, in denen wir hier zusammensitzen könnten und einander sagen, schau, was wir hier aufgebaut haben. Das ist unser Stück Land, das ist unser Ort.»
War früher zuständig als Gemeinderat von Soulce für den Hof prêt vinge, hätte viel bei euch in der Höhe zu tun damals.
Kannte deinen Vater durch die Pächter von der Prêt Vinge auch eine Fam. Bürohalter kennen lernen, es ist immer tragisch Ben man den Vater verliert, kenne das es ist schmerzhaft. Wenn ihr über Weidebetrieb und Unterhalt wissen wollt gerade in dieser Höhe, könnte ich euch mein Wissen gerne weitergeben.Wir leben in einer der schönsten Gegend des Juras dies verbindet.
Die Kontaktangaben findest du auf unserer Homepage:
Www.la-belle-etoile.ch
Wünsche Eu 3 alles Liebi und Gueti. I bi d Tante vom Silvan. Es isch en trurigi Gschichte, aber ihr schaffet. Viel Chraft für alles wonir no vorhänd. E gueti Zit im Jura. Liebi Grüess Lotti und Kurt
Fuehle mit Ihnen????????❤️❤️????????????????
Katharina
um sie zu unterstützen.
MlG U.Meyer