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Vor 8200 Jahren veränderte sich das Leben

 

Rund 350 Kilometer nordöstlich von St. Petersburg wurden vor mehr als 8000 Jahren hunderte Menschen bestattet. Dieser prähistorische Friedhof wurde laut neuen Erkenntnissen just um eine Zeitperiode genutzt, in der die Temperaturen deutlich absanken.

 

Ein internationales Forschungsteam konnte nun mit modernen Analysemethoden anhand der Überreste die Reaktion der Menschen auf die Abkühlung nachzeichnen. Das soziale Gefüge änderte sich demnach deutlich.

 

Aufgrund der schmelzenden eiszeitlichen Eiskappen Nordamerikas bildeten sich dort zu jener Zeit riesige Süsswasserseen. Als sich dann vor rund 8200 Jahren diese ungeheuren Süsswassermassen in den Nordatlantik ergossen, beeinflusste der sinkende Salzgehalt den Golfstrom. Das bedeutete für die damals in Europa ansässigen Menschen eine merkliche Abkühlung, die sogenannte Misox-Schwankung. Das Team um Rick Schulting von der Oxford University bezeichnet diese Veränderung als «den dramatischsten Klimaeinbruch» nach den Eiszeiten.

 

177 Gräber freigelegt

 

Ob diese Verwerfung auch weitestgehend flexible und kleine Jäger-Sammler-Gesellschaften aus der Bahn geworfen hat, untersuchten die Wissenschaftler anhand der in den 1930er Jahren ausgegrabenen Bestattungsstätte namens Yuzhniy Oleniy Ostrov auf einer Insel im Onegasee im Nordwesten Russlands.

 

Hier wurden 177 Gräber freigelegt, bis zu 400 dürften es einmal gewesen sein, schreiben die Forschenden in ihrer Arbeit. Da die Gräber sehr verschiedene Ausstattungen an Beigaben enthielten, gibt es Diskussion darüber, ob es sich damals um eine eher egalitäre Gesellschaft handelte oder ob es grosse Unterschiede gab.

 

Mittels neuer Datierungsmethoden stellten die Wissenschaftler nun fest, dass die Gräber fast nur in etwa über 100 bis 300 Jahren und höchstwahrscheinlich vor 8250 bis 8000 Jahren angelegt wurden. Dementsprechend ist davon auszugehen, dass sich hier Spuren der Misox-Schwankung finden, die in Nordosteuropa eine Abkühlung von ein bis drei Grad Celsius im Jahresschnitt über einen Zeitraum von bis zu 200 Jahre gebracht haben dürfte. Früher wurde angenommen, dass das Gräberfeld rund 800 Jahre lang genutzt wurde.

 

Gemeinsames Leben an schönem Ort

 

Die Klimaveränderungen könnten die Gegend um den See als Siedlungsplatz noch attraktiver gemacht haben, da sich dort vermutlich relativ viel Wild befand und die Fischgründe im See reichhaltig waren. Andere kleine Wasserflächen in der Region scheinen aufgrund des langen Zufrierens kaum mehr Fisch beherbergt zu haben, der zweitgrösste See Europas hingegen schon.

 

Dazu komme, dass die in der Kaltzeit etwas wärmeren Sommer mit weniger Niederschlägen die Waldbrandgefahr erhöhten. All das machte es den Wissenschaftlern zufolge für die Jäger-Sammler-Gruppen attraktiv, sich an den Ufern des Sees aufzuhalten, der wahrscheinlich ein um einiges günstigeres Mikroklima als die Umgebung hatte.

 

Die gefundenen Überreste von Menschen und Tieren deuten tatsächlich darauf hin, dass die Menschen an dem offenbar relativ lebenswerten Ort quasi zusammenrückten. Da sonst in der Region aus der Altsteinzeit nur kleine Bestattungsplätze bekannt sind, sei der grosse Friedhof als neue Entwicklung anzusehen, schreiben die Forschenden. Sie sehen die Stätte auch als Hinweis, dass Gruppen damit signalisieren wollten, dass sie gewissermassen im Besitz des Zuganges zu den dortigen Ressourcen sind.

 

Spannungen bei Jäger-Sammler-Gruppen

 

Dass sich mehrere Gruppen versammelten, wurde bereits vermutet, da sich im nördlichen Teil des Gräberfeldes mehr Bildnisse von Elchen, im südlichen mehr Bildnisse von Schlangen und Menschen fanden. Auch die Steinartefakte zeigen eine für die Region ungewöhnliche Vielfalt, die sich auch in DNA-Analysen der Überreste widerspiegelt.

 

Es sei davon auszugehen, dass der wichtige Zugang zu den Fischgründen auch zu sozialen Spannungen führte, weil sich die Jäger-Sammler-Gruppen nicht wie sonst üblich aus dem Weg gehen konnten. Dass es durch den Klimastress auch zu stärker hierarchisch organisierten Gemeinschaften gekommen sei dürfte, zeigen manche Gräber mit sehr viele Beigaben.

 

Jedenfalls wurde die Stätte in der Zeit nach der deutlichen Abkühlung kaum mehr genützt. In den dann wärmeren Wintern dürften die verschiedenen Gruppen wieder zur alten, verstreuten und mobileren Lebensweise zurückgekehrt sein. Die «Komplexität» in der Gesellschaft, die sich dort einst zeigte, war jedenfalls «auf die Situation abgestimmt und umkehrbar», schliessen die Wissenschaftler.

Kommentare (2)

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  • Jonas Hartmann | 29.01.2022
    Die Bibel und die darin dargestellte Schöpfung ist keine Beweisführung.Sie besteht aus diversen Büchern, die die Schöpfung aus dem GLAUBEN ihrer Zeit erzählen, die die Geschichte und Glaubensgrundsätze des israelitischen Volkes erzählt sowie dann im Christentum noch durch die Evangelien erweitert wurde. Sie ist die Grundlage für den jüdischen und christlichen Glauben so wie der Koran die Grundlage für die Muslime ist (auch in diesem wird nichts bewiesen).
  • Beat Furrer | 28.01.2022
    Ob das vor 8200 Jahren, wenn die Erde nur 6000 Jahre alt ist?
    Es zeigt sich, dass Abkühlung des Klimas negative Folgen für den Menschen und das Zusammenleben hat.
    Demnach ist es gut, dass es jetzt wärmer wird.
    Nur pseudo-religös-ideologische Verblendung sieht das anders und macht aus der angenehmen Erwärmung eine Panik, erhebt Steuern und gefährdet den Wohlstand.

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