Wenn am 28. März in Bulle die Kühe einlaufen, endet eine lange Vorbereitungszeit. Franz Salzmann* aus Gurmels FR, der an internationalen Showmanship-Wettbewerben brilliert hat, sagt, worauf es ankommt.
Damit ein Tier überhaupt mit Erfolgsaussichten an einer Ausstellung teilnehmen könne, müssten sehr viele Faktoren stimmen, betont Franz Salzmann. Viele Wochen vor der Ausstellung beginnt bereits die Arbeit für den Besitzer, um die Tiere in Schaukondition zu bringen. «Das ist mit sehr viel Aufwand verbunden, was oft unterschätzt wird», betont er.
Beim Kalb fängts an
Eigentlich beginne eine erfolgreiche Schaukarriere schon mit der Geburt: «Denn die Kälber von heute sind die Kühe von morgen.» Die Aufzucht dürfe man nicht vernachlässigen. Zum richtigen Zeitpunkt müssten die Tiere die richtige Nahrung und Vitamine haben, damit das Wachstum und die Entwicklung nicht beeinträchtigt wird.
Auch mit der besten Aufzucht wird aber selten ein Kalb ohne gute genetische Anlagen eine starke Schaukuh. Deshalb müsse bereits dem Zuchtentscheid und der Selektion genügend Aufmerksamkeit geschenkt werden. «Doch Erfolg ist nie garantiert. Rinder und Kühe sind keine Maschinen», warnt Salzmann. Ständige Betreuung sei das A und O. Denn die Gefahren und Krankheiten lauern überall: Lungenentzündungen, Fruchtbarkeitsprobleme, geschwollene Beine, Euterentzündungen oder Unfälle.
Die konkrete Vorbereitung von Rindern und Kühen auf eine Ausstellung unterscheidet sich. «Schaurinder sollten möglichst rohfaserreich gefüttert werden, damit die Tiere viel Rahmen und Kapazität entwickeln», so der Rat des Experten. Wichtig sei, dass die Tiere viel, gut und ausgewogen frässen, gut mit Mineralstoffen und Vitamine versorgt seien und Wasser zur freien Verfügung hätten. «Wenn eine Kuh zum ersten Mal kalbt, zeigt sich schnell, ob sie sich für eine Show eignet oder nicht», so Salzmann.
Zentral sei hierbei das Euter, weil dieses alleine bei den Richterentscheiden mindestens zu 40% gewichtet werde. Gerade bei jungen Kühen sei zu bedenken, dass zuerst die Geburt und dann die Milchproduktion Stress bedeuten. «Dazu kommt eine Fütterungsumstellung, und trächtig sollten die Kühe auch wieder werden. Eine Ausstellung mit dem zusätzlichen Stress kann deshalb zu Problemen führen», mahnt Salzmann. Optimal ist seiner Ansicht nach ein Abkalbezeitpunkt zwei bis drei Monate vor der Show. Die Fütterung spiele eine grosse Rolle. Grassilage und vor allem Mais seien nicht ideal für eine Ausstellungskuh. «Viel Heu in der Ration hingegen ist optimal, um eine Kuh in Schaukondition zu haben», rät er. Wichtig sei zudem, Energie, Protein und Rohfasern im richtigen Verhältnis zur Verfügung zu stellen.
Gesundheit ist zentral
Eine Top-Gesundheit ist für Salzmann eine zentrale Voraussetzung, um an der Ausstellung teilnehmen zu können: «Wenn die Kuh Anzeichen von Krankheit oder anderen Problemen zeigt, ist es besser, die Kuh zu Hause zu lassen.» Wenn die richtigen Tiere gezüchtet, gut aufgezogen, richtig vorbereitet (siehe Kästen) und gesund an die Schau gebracht worden sind, folgt die Kür, die eigentliche Schau. «Die Freude an den Tieren und die Freude, diese im Ring zu präsentieren, darf wegen des grossen Aufwands nicht verloren gehen», betont Salzmann. Denn die Genetik werde immer besser und die Vorbereitungen ständig aufwendiger. Jeder Bauer müsse für sich entscheiden, wie viel Zeit und Geld er investieren wolle. «Heutzutage braucht es aber ein Ausnahmetier, um vorne mitzulaufen», so Salzmanns Fazit.
*Franz Salzmann ist regelmässig als Kuhfitter und Kuhstylist tätig sowohl im In- wie im Ausland. Unter dem Präfix «Petit Suisse Holstein» züchtet er selbst schwarze und rote Holstein-Tiere. An der Holstein-Europameisterschaft 2010 in Cremona brillierte er am «Clipping and Showmanship»-Wettbewerb mit dem dritten Gesamtrang.
Lauftraining
Salzmann rät, gleich nach der Selektion der Tiere mit dem Lauftraining zu beginnen. Je öfter dies geschehe, desto besser würden sich die Tiere im Ring präsentieren. Wichtig sei, ein langsames Schritttempo einzuhalten. Beim ersten Lauftraining mindestens 30 Minuten pro Tier laufen. Danach genügten 10 Minuten am Tag. Besser dreimal die Woche 10 Minuten als nur einmal 1 Stunde.Waschen
Beim Waschen schwört Salzmann auf Orvus, das meistgebrauchte Tiershampoo, weil dieses das Haar nicht nur reinigt, sondern auch entfettet, bleicht und glänzend macht. Die Kühe sollten mit Orvus vor dem Scheren und vor der Ausstellung gewaschen werden. Optimal sei 3 bis 4 Mal vor der Ausstellung. Das schaffe die besten Voraussetzungen für eine perfekte Top-Line.
Abspülen
Nach dem Waschen folgt das Abspülen, am besten mit Wasserschlauch. Salzmann rät, immer von vorne nach hinten zu spülen, damit das Shampoo gut rausgewaschen wird. Wichtig sei viel Wasser, aber nicht zu viel Druck. Nach dem Abspülen mit der Hand durch das Haar fahren und kontrollieren, ob Seifenreste vorhanden sind. Danach die Tiere mit Hilfe eines Kunststoffschabers abtrocknen.
ScherenSalzmann empfiehlt, die Tiere 2 bis 3 Tage vor der Ausstellung zu scheren. Er empfiehlt, die Tiere mit einem Heiniger-Messer 31F zu scheren. Scheren sollte man immer gegen die Haarwuchsrichtung. Für die Top-Line sollten vorerst links und rechts vom Widerrist auf einer Breite von 4-5 Zentimetern die Haare stehen gelassen werden. Nur so ist eine schöne Top-Line möglich.
Beine und KopfUm die Beine zu scheren, empfiehlt Salzmann die «Saphir» und ein 10er-Messer bis über die Haxen. Das eigne sich auch für den Kopf des Tieres. Denn die Kühe seien ruhiger bei einer kleineren und leiseren Schermaschine. Wer keine kleine Schermaschine besitzt, muss die Kuh zwangsläufig komplett von Kopf bis Fuss mit der grossen Schermaschine und dem 31F-Messer scheren.
Euter
Euter wirken gemäss Salzmann am effektivsten, wenn sie mit einer Saphir-Schermaschine und einem 50er-Messer geschoren werden. Das Euter sollte vorher mit «Revive» eingesprayt werden. Nach dem Scheren mit Nivea-Creme einstreichen. «Final Mist» empfiehlt Salzmann am Ausstellungstag für den Körper. Damit das Euter glänzt, «Final Bloom» oder Baby-Öl verwenden.