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VW wegen möglicher Sklavenarbeit auf Farm verklagt

Die brasilianische Staatsanwaltschaft für Arbeitsrecht hat Volkswagen do Brasil wegen möglicher Sklavenarbeit auf einer Amazonas-Farm in den 1970er und 1980er Jahren verklagt. In der Zivilklage fordert die Behörde Entschädigungszahlungen in Höhe von 165 Millionen Reais (rund 24 Mio Franken).

awp/blu |

Volkswagen do Brasil äusserte sich dazu auf Anfrage zunächst nicht. Im März vergangenen Jahres war eine aussergerichtliche Einigung gescheitert. Das Unternehmen hatte in einer Anhörung zu möglicher Sklavenarbeit auf einer Amazonas-Farm eines Tochterunternehmens in den 1970er und 80er Jahren den Verhandlungstisch verlassen.

VW weist Vorwürfe zurück

«Volkswagen do Brasil weist alle Behauptungen zurück, die in den Protokollen dieser Untersuchung über die Fazenda Vale do Rio Cristalino enthalten sind, und stimmt den einseitigen Darstellungen von Fakten durch Dritte nicht zu», sagte ein Sprecher von Volkswagen do Brasil im März 2023 auf Anfrage.

Die Vorwürfe beziehen sich auf die Zustände auf dem Agrarbetrieb Fazenda Volkswagen, der einer Tochterfirma von Volkswagen do Brasil gehörte. Nach Angaben der Ermittler hinderten bewaffnete Wachleute und ein System der Schuldknechtschaft die Arbeiter am Verlassen der Farm. Dies seien Merkmale von moderner Sklavenarbeit.

1'400 Quadratkilometer gross

«Dokumente und Zeugenaussagen belegen die schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen auf der Fazenda während dieser Zeit», sagte Staatsanwalt Rafael Garcia Rodrigues. «Die Arbeiter waren durch erschöpfende Arbeitszeiten, entwürdigende Arbeitsbedingungen und Schuldknechtschaft sklavereiähnlichen Bedingungen ausgesetzt.»

Mit der Fazenda Volkswagen wollte der Autokonzern damals in das Fleischgeschäft einsteigen. Die Farm wurde in den 1970er Jahren gegründet und von der brasilianischen Militärdiktatur unterstützt. Sie war rund 1'400 Quadratkilometer gross und hatte etwa 300 Arbeiter. Die für die Rodung zuständigen Leiharbeiter waren nicht direkt bei dem Tochterunternehmen angestellt.

Schweizer Farmmanager weist Vorwürfe zurück

Der ehemalige Manager der Farm, der Schweizer Friedrich Brügger, wies 2022 gegenüber Medien jede Schuld von sich. Die Verantwortung sei Sache der Arbeitsvermittler gewesen. «Wenn 1’000 Männer auf einem Haufen sind, liegt es auf der Hand, dass es da nicht immer ganz zart zugeht», sagte er zu NDR. Brügger bestreitet aber die Vorwürfe und spricht von möglichen Einzelfällen «im Rahmen» des damals Üblichen.

Dass Leiharbeiter verschuldet waren, das sei durchaus vorgekommen, sagte er zum «NDR». Daran wären sie allerdings selbst schuld gewesen, wenn sie zu viel auf der Farm konsumiert hätten.

Ohne Bezahlung

Die brasilianische VW-Tochter hat die Farm gemäss deutschen Medien von 1974 bis 1986 am südlichen Rand des Amazonasbeckens betrieben. «Die Arbeiter mussten sieben Tage die Woche arbeiten, mehr als zehn Stunden am Tag, ohne jede Bezahlung», sagte 2019 der zuständige Staatsanwalt Rafael Garcia der «Süddeutschen Zeitung». Die Arbeiter durften die Farm nicht verlassen. Wer es trotzdem versuchte, wurde angeschossen, verprügelt, gefesselt oder mit vorgehaltener Waffe zum Arbeiten gezwungen, sagen Zeugen gegenüber den deutschen Medien.

Die brasilianische Staatsanwaltschaft hatte VW do Brasil im Mai 2022 vorgeladen.  Bei der Anhörung im Juni 2022 ging es auch um eine etwaige Wiedergutmachung für die Arbeiter auf der Farm und für die brasilianische Gesellschaft.  Es gehe um einen sehr schwerwiegenden Verstoss gegen die Menschenrechte, der über mehr als zehn Jahre hinweg unter der direkten Beteiligung von Volkswagen stattfand, hiess es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft.

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