Immer weniger Eringerkühe grasen im Wallis. Um den Bestand dieser Rinderrasse und auch anderer einheimischer Tierrassen zu sichern, ergreift der Bergkanton Massnahmen. Pro Jahr stellt der Kanton 250’000 Franken zu Verfügung.
Seit mehreren Jahren verzeichnen die einheimischen Walliser Rassen einen Rückgang ihrer Bestände. Das Wallis hat sich verpflichtet, sich für den Erhalt und die Förderung dieser Rassen, die auf einem Betrieb innerhalb der Kantonsgrenzen gehalten werden, einzusetzen.
20 Massnahmen
Das Departement für Volkswirtschaft und Bildung (DVB) habe eine Weisung mit rund 20 Massnahmen zur Unterstützung der einheimischen Rassen ausgearbeitet, teilte der Kanton Wallis am Freitag mit. Die Halter sollen diese anwenden, um von der kantonalen Beihilfe zu profitieren.
Die Weisung verfolgt mehrere Ziele, unter anderem den Fortbestand der Zucht und die respektvolle Haltung gesunder Tiere, die Verbesserung der Qualität und die Aufwertung der Viehwirtschaft, den Unterhalt einer strukturierten Landschaft und der Sömmerungsgebiete, die Anpassung und Verbesserung des Herdenmanagements oder auch die Unterstützung von öffentlichen Schlachtviehmärkten.
Unterstützung bei Neubauten
Neu sind Beiträge von 10 Rappen pro Kilo Milch für die Aufwertung von Konsummilch ohne Änderung der Zusammensetzung oder für Käse, Rahm und Joghurt, die ausschliesslich aus Milch von Eringerkühen hergestellt werden. «Ein zweites Beispiel ist die Förderung der Verbesserung der Tierzucht durch die Aufwertung der männlichen und weiblichen Tiere, die den Zuchtzielen am besten entsprechen», heisst es in der Mitteilung weiter. Insgesamt stellen die Massnahmen einen zusätzlichen jährlichen Betrag von mehr als 250’000 Franken dar, der vom Kanton getragen wird.
Ebenfalls unterstützt werden landwirtschaftliche Neubauten für die Haltung einheimischer Rassen. Je nach Produktionsbereich können die Landwirte einen zusätzlichen Beitrag von bis zu 6000 Franken pro Grossvieheinheit (GVE) erhalten, wenn sie sich verpflichten, ein Tierzuchtverbesserungsprogramm einzuhalten, das einen wirtschaftlichen Mehrwert bietet und in Zusammenarbeit mit den Verbänden der einheimischen Rassen festgelegt wird.
<figure class="wp-block-image"><figcaption>Die Eringerkühe sind in der Üsserschwiz vor allem durch die Kuhkämpfe bekannt.
Anja Tschannen</figcaption></figure>
Nur noch 6000 Tiere
Vorerst konzentrieren sich diese Massnahmen auf die Eringerkühe. Das kleingewachsene und kräftige Vieh bewegt sich auf schwierigem und steilem Gelände sehr trittsicher und hat einen ausgeprägten Herdentrieb, der die Haltung auf den Hochalpen vereinfacht.
Das wegen der Ringkuhkämpfe bekannte Tier wird im Wallis aber im seltener. In den 1930er-Jahren weideten im Wallis noch über 30’000 Eringerkühe. In den vergangenen Jahren waren es noch etwa 6000 Tiere.
Für die beiden anderen typischen Walliser Rassen, das Schwarznasenschaf und die Schwarzhalsziege, seien Massnahmen geplant, sagte Jean-Jacques Zufferey, Chef des Amts für Viehwirtschaft im Kanton Wallis, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage. Die Massnahmen für die Kühe seien ein erster Schritt.
Eringer werden seit der Römerzeit im Wallis, aber auch im Aostatal (I) und in Hochsavoyen (F) speziell für die Anforderungen im Berggebiet gezüchtet. Mit ihrer Körpergrösse und ihren Leistungen sind sie als Zweinutzungsrasse gut an die karge Vegetation und das steile Gelände angepasst. Charakteristisch für Eringerkühe ist auch, dass sie den ursprünglichen Charakter der Wildtiere weniger verloren haben als Kühe von milch- oder fleischbetonten Rassen. Besonders bekannt ist ihr ausgeprägtes Kampfverhalten. Wenn sich zwei fremde Kühe begegnen, kommt es mit grosser Regelmässigkeit und relativ schnell zu Drohverhalten und Kämpfen, bei denen ihre Dominanzbeziehung geklärt wird. Agroscope
Die Tiere sind mittelgross und haben eine stämmige Statur mit einem breiten, muskulösen Körper. Das Skelett ist dünn und sehr stabil. Der Kopf ist kurz und breit mit kräftigen Hörnern. Die Gliedmassen sind kurz und kräftig mit trockenen Gelenken und harten Klauen. Die Hinterbeine sind im Allgemeinen korrekt, die Bewegungsabläufe sind flink und klar. Ein Eringerkalb wiegt bei der Geburt zwischen 30 und 50 kg. Eine erwachsene Kuh wiegt zwischen 450 und 850 kg. Ein erwachsener Stier kann mehr als 900 kg wiegen. Das Fell ist einfarbig, und variiert von schwarz, über helles kastanienbraun bis ziegelrot, mit oft einem hellen Streifen auf dem Rückgrat. -> Mehr zur Rasse gibts beim Schweizerischen Eringerviehzuchtverband
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