Die Walliser Eringerkühe werden am Wochenende in der Arena von Aproz VS ihre Hörner zum ersten Mal mit Artgenossinnen aus dem italienischen Aostatal und dem französischen Savoyen kreuzen. Es ist eine Geschichte von Leidenschaft, Freundschaft und Hartnäckigkeit.
Die Augen von Bernard Clos leuchten, als der grosse Viehtransporter aus Italien in der Landwirtschaftsschule des Kantons Wallis in der Nähe von Sitten ankommt. «Ich erlebe diesen Moment sehr intensiv», sagt Clos. Er ist Viehzüchter und Präsident der Freunde der Kuh-Kämpfe im italienischen Aostatal.
Internationaler Wettkampf
Der Reihe nach kommen Samba, Merlitta, Manda, Marilyn, Brunie - fünfzehn schwarzbraune Schönheiten insgesamt - aus dem zweistöckigen Viehtransporter. An ihrer Seite werden am morgigen Samstag auch noch zwei savoyische und fünfzehn Walliser Kühe in den Ring steigen.
Bernard Clos träumt schon seit Jahren von einem solchen Anlass, bei dem sich Kampfkühe aus den drei benachbarten Alpenregionen messen können. Er sei eine der treibenden Kräfte für diesen internationalen Wettkampf gewesen - den ersten dieser Art, hält sein savoyischer Freund, der Züchter Jean-Louis Croz, fest.
Von Kindheit auf
Das Aostatal zählt rund 10’000 Kühe der kämpferischen Eringer-Rasse, welche auch im Wallis Tradition hat. Auf italienischer Seite werden sie die schwarz-braun Gescheckten genannt. Clos ist einer von rund 700 Züchtern. Seine Hoffnung, den Titel der «Königin» nach Hause in sein italienisches Dorf Jovençan zu tragen, ruht auf Brunie.
Verglichen mit dem Aostatal sei der savoyische Tierbestand mit rund 400 Kühen viel kleiner, erzählt Jean-Louis Croz. Die Leidenschaft für die Eringer-Rasse sei aber genauso gross.
Jean-Louis Croz hat die Statur eines Eishockey-Spielers und sieht mit seinen hellen, schulterlangen Haaren ziemlich verwegen aus. Der Savoyarde mit italienischen und Walliser Genen im Blut lebt im Dorf Cervoz und züchtet seit mehr als 20 Jahren Kampfkühe.
Eine Leidenschaft, die bereits in seiner Kindheit begann. «Ich trug immer kleine Kühe aus Plastik in meinen Hosentaschen herum», schmunzelt Croz.
Gefahr der Erschöpfung verhindern
In Aproz wird Croz sein Prachtstier Flocon in den Wettbewerb schicken. Unterscheiden sich seine Tiere von den Walliser Ringkämpferinnen? «Nein, es ist dieselbe Rasse,» betont Croz. Etwas nuancierter sieht es sein italienischer Kollege: «Im Aostatal haben die Tiere weniger robuste Hörner und einen stärkeren Nacken.»
Ein spezielles Training ist kurz vor den Kämpfen nicht vorgesehen: «Wir führen die Tiere ein bisschen spazieren, das ist alles,» sagen die beiden Züchter. Ziel sei es, dass die Kühe vor der Konfrontation mit ihren Gegnerinnen zur Ruhe kommen könnten.
Die Gefahr bestehe darin, dass eine Kuh bis zur Erschöpfung kämpfe und dann die Lust am Kämpfen für immer verliere. Dies müsse verhindert werden, deshalb gehe es Schritt für Schritt.
Wer wird Königin?
Wer die stärkste und beste Kampfkuh der drei Alpenländer ist, wird am Samstag in der Arena von Aproz ausgefochten. Rund 250 Tiere nehmen an der internationalen Ausscheidung teil. Die acht Siegerinnen aus der ersten Runde kämpfen anschliessend im Finale um den erstmals verliehenen Titel «Königin des Espace Mont-Blanc».
Das Schweizer Finale, bei dem es um den Titel der nationalen «Königin der Königinnen 2012» geht, findet am Sonntag statt.