Die Ausstellung «Rilke, Dürrenmatt, Bonvin... und der Wein» untersucht die Beziehung der Schriftsteller Rainer Maria Rilke, Hermann Hesse und Friedrich Dürrenmatt zum Wein. Die Wanderausstellung läuft ab Samstag bis am 3. Dezember im Weinmuseum in Siders VS.
«Die Idee, eine Ausstellung rund um den Wein als gemeinsamen Nenner dieser literarischen Grössen zu entwickeln, ergab sich von selbst», erzählt Brigitte Duvillard, Direktorin der Fondation Rilke in Siders VS, über die Zusammenarbeit mit dem Museo Hesse in Montagnola TI und dem Centre Dürrenmatt Neuenburg NE.
Die drei Autoren hatten eine besondere Beziehung zum Wein und thematisierten ihn in ihren Werken auf ganz unterschiedliche Weise. Und genau darum geht es in dieser zweisprachigen Ausstellung, die Zitate aus ihren jeweiligen Werken, Fotos, Zeichnungen und emblematische Objekte zeigt. «Wir wollten diese Literatur beleben und ihr einen Körper verleihen», sagen Duvillard und die Direktorin des Weinmuseums, Delphine Niederberger.
Der legendäre Weinkeller
Es ist ein wenig kühl in dem Dürrenmatt gewidmeten Raum und die Kieselsteine knirschen unter den Schuhen. Das ist kein Zufall: «Es ist eine Anspielung auf den legendären Keller des Autors von ‹Das Versprechen›, der ein grosser Liebhaber von Bordeaux und Burgunder war», erklärt Duvillard. Einige seiner Flaschen sind ausgestellt, «natürlich leer», fügt die Direktorin lachend hinzu.
Der Autor, der einem Gläschen nie abgeneigt war, baute in seinen Schriften zahlreiche önologische Referenzen ein. Der Wein löst die Zungen, bis die Wahrheit ans Licht kommt, heisst es etwa in einem berühmten Roman «Der Richter und sein Henker».
Der in Neuenburg lebende Dürenmatt «schätzte den Schweizer Wein überhaupt nicht. Er sagte, dass ‹das Leben zu kurz ist, um den Wein zu trinken, der nicht gut ist›», so Duvillard. Diese Ansicht vertrat er lautstark, indem er eine Reihe von Karikaturen veröffentlichte, in denen er sich über den Schweizer Wein lustig machte.
Kreative Reifung
Der Dichter Rilke, ein sehr bescheidener Trinker, sah den Wein eher als poetische Metapher für die Wartezeit, die für die Reifung aller Dinge, einschliesslich seiner eigenen Kreation, notwendig ist, erzählt Duvillard. Diese Feststellung machte er während seiner Jahre in Veyras auf dem Château de Muzot, das über einen kleinen Weinberg verfügte und dessen Produktion Rilke sehr genau verfolgte.
Sowohl der Wein als auch die Reben tauchen in seinen berühmten «Duineser Elegien» auf. Aber auch in «Die Walliser Vierzeiler», die der Landschaft gewidmet sind, die ihn nach Jahren des Schweigens wieder kreativ werden liess. Diese Vierzeiler wurden auf Französisch verfasst, der Sprache der Rebe, wie Rilke gemäss der Direktorin der ihm gewidmeten Stiftung erzählt.
Last des Lebens
Bei Hesse ist die Beziehung zum Wein noch einmal anders. Er trank in seiner Jugend exzessiv, um «seiner strengen Erziehung entgegenzuwirken», erklärt Niederberger. 1919 im Tessin angekommen, erzählte er in «Klingsors letzter Sommer» von seinen Besuchen in den örtlichen Grotti und dem grosszügigen Weinkonsum, der die Todesangst überdeckte und gleichzeitig die Euphorie verherrlichte.
Als sich der Autor von «Siddhartha» 1931 in Montagnola in der Villa Casa Rossa niederliess, zu der ein grosses Grundstück mit einem Weinberg gehörte, lernte er den Weinanbau, das Leben im Rhythmus der Jahreszeiten und den ewigen Neubeginn einer idealisierten Arbeit zu schätzen. Von der «Krücke, die es ihm erlaubte, die Last des Lebens zu tragen», wurde der Wein oder genauer gesagt dessen Anbau zum Mittel, um «in Harmonie mit der Natur zu leben», fügt die Museumsdirektorin hinzu.
Um diese drei Schriftsteller zu begleiten, wollte das Weinmuseum einen Beitrag leisten, mit einer mehr visuellen und zeitgenössischen Seite in Form einer Fotoausstellung der Walliser Künstlerin Laurence Bonvin. Nach Montagnola und Siders wird die Ausstellung nach Neuenburg ins Centre Dürrenmatt gehen.

