Viele Betriebe klagen über warme Silagen und hohe Futterverluste. Die Ursache: Die Silos sind oft falsch dimensioniert.
Schweizer Viehbetriebe werden immer grösser und brauchen deshalb neue Lagerkapazitäten für ihr Grundfutter. Gleichzeitig wird wegen der Schliessung von Hartkäsereien immer mehr Silage verfüttert. Die Folge: Der Bau von Flach- und Hochsilos boomt.
Investieren in die Höhe
Bei der Planung von Neuanlagen muss der Joker «Vorschub» unbedingt gesetzt werden. Der notwendige Vorschub kann gewährleistet werden, wenn man einen hohen Silo statt einem dicken Silo baut. Die etwas höheren Investitionskosten für einen hohen Silo sind schnell amortisiert.
Hierzu ein Rechenbeispiel: Sinkt der Energiegehalt in einem 500-m3-Silo wegen zu geringem Vorschub und daraus folgender Nachgärungen um 5 Prozent, so bedeutet das einen Verlust von 25 m3 Silage bzw. von rund 2'500 Franken. Bei einer Nutzungsdauer von 25 Jahren summieren sich die Verluste auf bis zu 75'000 Franken. Und Energieverluste von 5 Prozent sind keine Seltenheit.
Unentdeckte Verluste
Viele Landwirte haben sich an den speziellen Geruch von leicht erwärmter Maissilage gewöhnt und realisieren nicht mehr, was in ihren Futterlagern abgeht. Zudem kühlt der Lufttransport mit der Siloentnahmefräse das Futter auf dem Weg in den Stall so weit ab, dass viele schleichende Nacherwärmungen mit Energieverlusten von 5 bis 10 Prozent (das heisst 0,4 bis 0,8 MJ NEL/kg TS) gar nie entdeckt werden.
Wie viele Kühe mit meinem Silo füttern?
Die Anschnittfläche eines Hochsilos nimmt überproportional mit dem Durchmesser zu. Bei einem Durchmesser von 4m beträgt die Anschnittfläche 12m2 (Faktor 3). Bei einem Durchmesser von 8m sind es 50m2 (Faktor 6,25). Ein Mindestvorschub von 10cm pro Tag bedeutet bei einem so breiten Silo eine Entnahme von 5m3 bzw. 1'100kg TS fester Silage. Das ist viel. Frisst eine Kuh pro Tag 10kg TS Mais, reichen diese 1100kg TS für 110 Kühe. Mit 15cm Vorschub, wie im Sommer nötig, müssten bereits 150 Kühe fressen. Wer weniger Kühe hat, erreicht bei einem Silo mit 8m Durchmesser den notwendigen Vorschub nicht und wird mit Nacherwärmungs-Problemen zu kämpfen haben. gt
Drei statt einem Silo
Zum Teil können Landwirte die notwendige Höhe für ihre Silos wegen landschaftsschützerischen Baubeschränkungen nicht realisieren. In diesem Fall empfehlen wir, pro Futterkomponente eine Silobatterie mit drei Silos à 15 bis 18 Meter Höhe zu erstellen. Natürlich verursachen drei dünne Silos höhere Kosten als ein dicker.
Aber nur so kann sichergestellt werden, dass man einen genügend hohen Vorschub erreicht und sich nicht über Jahre hinweg mit teuren Nachgärungen herumschlagen muss. Eine Untenentnahmefräse wäre im Gegensatz dazu keine befriedigende Lösung für das Höhenproblem. Der Unterschied zwischen Oben- oder Untenentnahmefräse ist nicht so gross wie allgemein angenommen.
Flachsilo nicht zu breit
Nur wenn die Untenentnahme den Lufteintritt während der Entnahme wirksam verhindert, kommt man mit einem Vorschub von minimal 7cm pro Tag aus. Doch auch dafür ist bei einer Ganzjahresfütterung eine Nettohöhe des Silos von 25m notwendig (365 Tage7cm).
Dieselben Überlegungen wie für die notwendige Höhe und den maximalen Durchmesser von Hochsilos gelten auch für die Länge und den Querschnitt von Flachsilos. Nur mit genügend langen und nicht zu breiten Flachsilos kann der notwendige Vorschub gewährleistet und damit Nacherwärmungen vorgebeugt werden.
* Der Autor ist Geschäftsführer der Schweizerischen Silovereinigung. www.silovereinigung.ch