Stefan Suter hat eine Box entwickelt, die Wildschweine mit ihren eigenen Warnrufen vertreiben soll. Erste Versuche verliefen ermutigend. Nun soll das Projekt ausgeweitet werden. Das Bafu reagiert zurückhaltend.
Stefan Suter, Geschäftsführer der Wildlife Solutions (WLS), beschäftigt sich seit 2008 mit Wildschweinen. Der Biologe hat am Südufer des Neuenburgersees ein interkantonales Wildschweinprojekt umgesetzt und dabei gemerkt, wie gross die Schäden des Schwarzwilds in der Landwirtschaft sind.
Elektrozäune sind störungsanfällig
«Auch wenn die Bauern ihre Felder so gut wie möglich schützen, können sie die Tiere nicht immer fernhalten», so sein Fazit, «die Elektrozäune sind sehr arbeitsaufwendig, störungsanfällig, werden manchmal von den Wildschweinen durchbrochen, und sie können nicht um jede Parzelle gezogen werden.»
Suter kann, so seine Hoffnung, den geplagten Bauern Abhilfe in Aussicht stellen. Er hat letztes Jahr eine Box entwickelt, die die Wildschweine mit ihren eigenen Warnrufen in die Flucht schlagen soll. Gemäss ersten Erfahrungen funktioniert das System, das sich bei der Vogelabwehr im Rebberg bewährt, auch bei den Wildschweinen. Diese hätten ein ausgezeichnetes Gehör, so Suter. Er schätzt das Risiko, dass sich die Tiere an die Warnrufe der eigenen Art gewöhnen, als klein ein. Dies im Gegensatz zu anderen Geräuschen wie Schüssen, die mit der Zeit wirkungslos werden.
Warnton muss unregelmässig ertönen
Wichtig ist laut Suter, dass die Rufe in unregelmässigem Abstand ertönen. Das bewerkstelligt ein Computerchip. Bei einer zweiten Warnbox experimentiert er mit einem Bewegungssensor.
«Der Wildschweinschreck wird das Zäunen wohl nicht überflüssig machen», vermutet der Biologe, «doch es wäre eine Ergänzung, die rasch und flexibel gehandhabt werden kann.»
Nach den ermutigenden Resultaten letztes Jahr will Suter die Boxen nun grossflächig testen und untersuchen, ob der Gewöhnungseffekt tatsächlich ausbleibt. Er sucht deswegen das Gespräch mit den kantonalen Jagdverwaltungen.
Flächendeckender Einsatz problematisch
Für die Regulierung der Wildschweine sind die Kantone zuständig, der Bund gibt die Leitlinien vor. Martin Baumann vom Bundesamt für Umwelt (Bafu) anerkennt die Problematik der Wildschweinschäden durchaus und findet Suters Idee als punktuelle Massnahme interessant, hat aber Bedenken: «Der Warnruf reicht weit über die Feldgrenze hinaus und könnte die Wildschweine nicht nur aus dem Acker, sondern auch aus angrenzenden Gebieten, z.B. Wald- oder Schilfgebieten, vertreiben.»
Dies wird dann problematisch, wenn die Box flächendeckend eingesetzt würde. «Von Orten, wo Wildschweine keine Schäden anrichten, dürfen sie nicht ohne Grund vertrieben werden.» Dieser weiträumige Störungsaspekt müsse vorgängig geprüft werden, bevor der Einsatz der Box als unbedenklich betrachtet werden könne.