Forschende der Universität Bern haben untersucht, wie sich eine biologische, biodynamische und konventionelle Bewirtschaftung in Weinbergen auf die Insektenfauna auswirkt. Sie konnten zeigen, dass biologische – und in einem geringeren Masse auch biodynamische – Bewirtschaftung bessere Lebensraumbedingungen für Insekten bietet als konventionell bewirtschaftete Weinberge.
Die Forschenden der Universität Bern haben die Effekte der drei Bewirtschaftungsformen «biologisch», «biodynamisch» und «konventionell» im Zusammenhang mit der Bodenbegrünung auf die Insektenfauna in Walliser Weinbergen untersucht.
Bessere Bedingungen für Insekten
Als Bodenbegrünung wird eine spontane Begrünung oder das bewusste Einsäen oder Zulassen geeigneter Pflanzen im Weinberg zwischen den Rebzeilen bezeichnet. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass biologische und biodynamische Bewirtschaftung bessere Lebensraumbedingungen für die Bodeninsekten bieten als konventionell bewirtschaftete Weinberge, wobei die biologische Bewirtschaftung einen stärkeren Effekt zeigt.
Dieser Zusammenhang ist aber weiter mit der Bodenbegrünung verknüpft, so dass in biologischen Weinbergen die Insektendichte mit zunehmender Bodenbegrünung stetig zunimmt. In biodynamischen und konventionellen Parzellen ist der Zusammenhang mit der Bodenbegrünung etwas komplexer und weniger eindeutig.
Je grüner, desto mehr Insekten
«Wir interpretieren diese Resultate so, dass biologische Parzellen bessere Bedingungen für die Insekten bieten, indem die Bodenbegrünung strukturell komplexer und vielfältiger ist und weniger oft bewirtschaftet und somit gestört wird», wird Professor Raphaël Arlettaz vom Institut für Ökologie und Evolution in der Mitteilung zitiert.
Eine Hypothese besagt, dass Ökosysteme, die leicht gestört werden, im Gegensatz zu ungestörten und stark gestörten mehr Nischen für die Artenvielfalt bieten. Beim biodynamischem Anbau wird nach Angaben der Forscher häufig jede zweite Reihe einer Rebparzelle oberflächlich gepflügt, was eine stärkere Störung des Bodens zur Folge hat. In konventionell bewirtschafteten Weinbergen wird die Bodenbegrünung oft mit Herbiziden. Damit werde den Insekten die Nahrungsgrundlage entzogen.
Schafe und fermentierter Mist
Im Gegensatz dazu werden im biologischen und biodynamischen Anbau mechanische Methoden eingesetzt, um die Bodenvegetation zu minimieren. Teilweise kommen auch Schafe zum Einsatz. Es dürfen nur natürliche Düngemittel und Fungizide verwendet werden.
Im biodynamischen Anbau werden darüber hinaus auch fermentierter Mist und Pflanzenpräparate ausgebracht, die den Nährstoffkreislauf im Boden stimulieren sollen. Die biologisch-dynamische Landwirtschaft beruht auf Ideen des Begründers der Anthroposophie, Rudolf Steiner.
«Diese neuen Forschungsresultate zeigen, dass alternative Bewirtschaftungsformen in Weinbergen biodiversitätsfördernd sind, insbesondere für Insekten in biologischen Weinparzellen», erklärt die Erstautorin der Studie, Laura Bosco von der Abteilung Conservation Biology im IEE.
Boden wichtiger Faktor
Im Rebbau gilt der Boden als wichtiger Faktor für die Ausprägung des Terroirs. Insekten wiederum spielen für die Bodenqualität eine nicht zu unterschätzende Rolle. Heute begreifen immer mehr Winzer ihre Rebberge als vielfältig vernetzte Ökosysteme.
Die Forschenden haben ihre Erkenntnisse im Fachjournal «Frontiers in Conservation Science» publiziert. Ob sich die Schlussfolgerungen der Berner Forscher auf andere Agrarsysteme, andere Organismen oder Grössenverhältnisse verallgemeinern lassen, bedarf weiterer Studien, wie die Universität Bern in ihrer Mitteilung festhält.
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