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Warum die Banane fairer ist als der Schoggi-Osterhase

Jede zweite Banane, die im Schweizer Detailhandel verkauft wird, stammt aus dem fairen Handel. Bei den Schoggi- Osterhasen sind weit weniger aus Fairtrade-Kakao gefertigt. Grund: Schokolade besteht aus verschiedenen Rohstoffen, was eine Fairtrade- Zertifizierung komplizierter macht.

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    Jede zweite Banane, die im Schweizer Detailhandel verkauft wird, stammt aus dem fairen Handel. Bei den Schoggi- Osterhasen sind weit weniger aus Fairtrade-Kakao gefertigt. Grund: Schokolade besteht aus verschiedenen Rohstoffen, was eine Fairtrade- Zertifizierung komplizierter macht.

    «Ein verarbeitetes Produkt wie Schokolade ist gegenüber einem  Monoprodukt wie Banane generell komplexer», sagte Katrin  Dorfschmied, Sprecherin des Stiftung Max Havelaar, die das  bekannteste Fairtrade-Gütesiegel der Schweiz vergibt. Da gemäss  Standards für fairen Handel sämtliche Verarbeitungsstufen eines  Produktes ins Fairtrade-System eingebunden sein müssen, müssen  sämtliche Inhaltsstoffe von Schokolade zertifiziert werden.

    Bei der Schokolade steht dabei neben dem Zucker vor allem die  Kakaobohne im Zentrum. Bei den Kakaobauern - alleine in Westafrika,  wo rund 72 Prozent der weltweiten Produktion herkommt, sind es mehr  als 20 Millionen - braucht die Implementierung von Standards aber  Zeit. Zudem können viele Bauern nicht lesen und schreiben.

    «Schwierig an sich sind Zertifizierungen nicht», sagt Raphael  Wermuth, Mediensprecher bei Barry Callebaut, dem weltweit grössten  und damit wohl mächtigsten Schokoldeproduzenten. «Es bedeutet aber  einen Initialaufwand, um das Wissen bei den Kakaokooperativen  aufzubauen und die Prozesse entsprechend anzupassen.»

    Für Barry Callebaut, der Geschäftskunden mit Kakaoware beliefert,  ist darum an der Elfenbeinküste beispielsweise ein Team von 20  Personen unterwegs, welches die Kooperativen auf Zertifizierungen  vorbereitet. Die Zertifizierung durch die entsprechenden  Organisationen wird dann jedes Jahr wiederholt. Barry Callebaut  bietet seinen Kunden, also dem Gewerbe und der Gastronomie, Kakao- Produkte mit allen gängigen Zertifikaten an.

    Politik als Schranke

    Nebst den grossen Produzenten wie Barry Callebaut beziehen auch  kleinere Spezialitätenanbieter Kakao direkt vor Ort - beispielsweise  die Firma Max Felchlin mit Sitz in Schwyz. «Die Beschaffung ist  komplex», sagt Geschäftsführer Christian Aschwanden Das Unternehmen  agiert nach eigenen strengen Richtlinien und beliefert Bäckereien,  Confiseure und die Gastronomie mit Schokoladespezialitäten wie  beispielsweise Füllungen und Glasuren.

    Den Einkauf schwierig für Max Felchlin machen die  kleinbäuerlichen Strukturen. Und auch die politischen Bedingungen  und wirtschaftlichen Strukturen in den Ländern sowie die  Infrastruktur erweisen sich oft als Barriere.

    Dennoch schafft es die kleine Schwyzer Firma nach eigenen  Angaben, eng mit lokalen Kooperativen zusammenzuarbeiten. «Wir legen  Wert auf langfristige Beziehungen. Nebst den Preisen und den  Bedingungen gehört die Kontinuität zur Fairness», sagt  Geschäftsführer Christian Aschwanden. Beim Kleinunternehmen kommt es schon mal vor, dass Kunden  Schulungsmaterial oder Bücher vorbeibringen für die Kakaobauern.

    Schweiz als Etikette

    Doch das Bewusstsein der Konsumenten auf breiter Front für die  Arbeitsbedingungen und Verdienste der Produzenten im Kakaohandel ist  noch nicht vorhanden.

    «Weil die Kakaobohne nicht mehr erkennbar ist in der Schokolade,  interessiert es die Menschen wohl auch weniger, woher sie kommt und  wie sie hergestellt wird», sagt Andrea Huesser von der  Menschenrechts- und Entwicklungsorganisation Erklärung von Bern  (EvB). «Zudem hat die Schokolade den Ruf, ein typisches Schweizer  Produkt zu sein, was von der Banane niemand behaupten würde», sagt  sie. «Und Schweizer Produkte haben per se einen sauberen Ruf».

    Bei der Kaufentscheidung im Laden spielen Nachhaltigkeitsaspekte  bei Schokoladenprodukten noch eine untergeordnete Rolle, sagt denn  auch eine Sprecherin von Chocolat Frey auf Anfrage. Das Unternehmen der Migros will bis Ende Jahr das gesamte  Sortiment des Grossverteilers auf das UTZ-Label umstellen. Das  Zertifikat steht für eine nachhaltige Produktion, bei der sowohl  wirtschaftliche und soziale Kriterien berücksichtigt werden.

    Fairtrade-Offensive

    Auch Coop hat bereits eine Fairtrade-Offensive gestartet und das  Eigensortiment von Tafelschokoladen auf Fairtrade umgestellt. Das  sorgte in der Statistik immerhin für eine Zunahme der Fairtrade- Schokolade um fast 130 Prozent. Gemäss Max Havelaar kommt die faire  Schoggi aber insgesamt dennoch nur gerade auf einen Marktanteil von  zwei Prozent.

    Die Initiativen der Detailhändler zeigen aber: Die  Sensibilisierung der Kunden wächst - nach der Banane auch für den  Schokoladehasen. Nach Ansicht der Erklärung von Bern gibt es aber  dennoch noch viel zu tun. In einem Firmenvergleich der EvB haben nur gerade zwei der  Schweizer Schokoladenhersteller mit einer guten Wertung  abgeschlossen, nämlich Halba, die Produzentin von Coop, und Pronatec.

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