Das auffälligste Merkmal der Gibbons sind ihre langen und kräftigen Arme, mit denen die Tiere elegant von Ast zu Ast schwingen. Forscher entzifferten das Erbgut der Primaten und fanden heraus, dass sich im Lauf der Evolution unter anderem jene Gene bevorzugt weiterentwickelten, die zur Entwicklung der langen Arme beitrugen.
Dies berichtet ein internationales Forscherteam unter Beteiligung des Deutschen Primatenzentrums in Göttingen im Fachblatt «Nature». Das Team um Lucia Carbone vom Oregon National Primate Research Center in Beaverton (USA) entzifferte das Erbgut verschiedener Arten von Gibbons.
Chromosomale Unordnung
Bei der Analyse stellten die Forscher fest, dass es im Verlauf der Evolution sehr schnell gravierende Änderungen im Aufbau des Genoms gegeben hatte. «Die genetische Information an sich gleicht der unsrigen», wird Christian Roos vom Deutschen Primatenzentrum in einer Mitteilung zur Studie zitiert. «Allerdings sind grosse Teile der DNA und damit viele Gene auf den einzelnen Chromosomen anders angeordnet.»
Vermutlich passierte das, nachdem sich die Entwicklungslinie der Gibbons von der der «grossen» Menschenaffen trennte, berichten die Wissenschaftler. Ursache der «chromosomalen Unordnung» sei vermutlich ein sogenanntes springendes DNA-Element. Dieses LAVA-Transposon kann an unterschiedlichen Stellen in das Genom eingebaut werden.
Das Hangeln vererbt
Schliesslich identifizierten die Forscher noch einige Gene, die in der Evolution der Gibbons bevorzugt an die Nachkommen weitergegeben wurden. Darunter waren solche, die anscheinend die Entwicklung der hangelnden Fortbewegung begünstigten, zum Beispiel Gene für die Entwicklung der Gliedmassen oder für ein Protein in Muskeln und Sehnen.
Gibbons leben in den Wäldern Südostasiens, von Nordostindien über Südchina bis nach Indonesien. Es gibt vier Gattungen, den Siamang (Symphalangus), die Schopfgibbons (Nomascus), die Weissbrauengibbons (Hoolock) und die Kleinen Gibbons (Hylobates). Die Gibbons sind entfernte Verwandte von uns: Sie sind eine Schwestergruppe der Menschenaffen, zu denen neben Schimpansen, Gorillas, Bonobos und Orang-Utans auch der Mensch zählt.