Weshalb gibt es künftig keine weissen Bio-Eier mehr? Dieser Frage ging das «Bieler Tagblatt» nach. So hat Bio Suisse 2021 beschlossen, dass ab 2026 auch die männlichen Küken leben sollen. Die Brüder der Legehennen wurden bisher vergast. Im Grunde sei das Ende der weissen Bio-Eier nur ein Nebeneffekt davon.
Weil nur bei den braunen Hühnerrassen – heisst bei Rassen mit roten Ohrscheiben – die Hähne ausreichend Fleisch ansetzen, wird sich deren Aufzucht finanziell lohnen.
Woran zeigt sich, ob ein Huhn braune oder weisse Eier legt?
Das lässt sich an der sogenannten Ohrscheibe ablesen. Ist der Fleck auf dem Ohrläppchen weiss, gibt es weisse Eier. Hühner mit roten Ohrscheiben legen braune. Laut Daniel Würgler, Präsident der Vereinigung der Schweizer Eierproduzenten Gallo Suisse, sind rund 70 Prozent der Schweizer Eier weiss und 30 Prozent braun.
Bereits in diesem Jahr soll die Hälfte der Bio-Eier-Produktion entsprechend umgestellt werden. Nächstes Jahr wird ein Anteil von 75 Prozent angepeilt, und ab 2026 sollen alle Bio-Betriebe ihre männlichen Küken aufziehen. Weil es aber viele kleine Betriebe gibt, die auch seltenere Rassen halten, würden die weissen Eier nicht verschwinden, ist man beim «Bieler Tagblatt» überzeugt.
Geschlecht bestimmen
Mit der In-Ovo-Technologie liesse sich bei den Embryonen im Ei das Geschlecht bestimmen und die Männchen könnten vor dem Schlüpfen entsorg werden. Die konventionelle Eierproduktion setzt auf diese Methode. Doch für Bio Suisse ist das keine Lösung, weil das seinen Grundsätzen widerspricht, sagt die Organisation zum «Bieler Tagblatt».
Sie löse zudem das Problem des Kükentötens nicht, da die Männchen nun einfach in einem früheren Schritt getötet würden. Ausserdem führe die Fehlerquote von fünf bis zehn Prozent dazu, dass unentdeckte männliche Küken überleben und weibliche Embryonen fälschlicherweise aussortiert werden. Daniel Würgler vom Produzentenverband bestätigt gegenüber der Zeitung, dass die Technologie noch nicht ganz ausgereift sei.
Zweinutzungshühner und Bruderhahnmast
Seit einigen Jahren findet man im Detailhandel beige Eier von sogenannten Zweinutzungshühnern. Das sind Rassen, die sowohl eine anständige Anzahl Eier legen, als auch für die Mast geeignet sind. Entsprechend können die Hähne später geschlachtet und gegessen werden. Doch ihre Schwestern legen weniger und kleinere Eier als die klassischen Legehennen. Deshalb kam eine Alternative auf: die sogenannte Bruderhahnmast. Bio-Bauern, die sich dafür entscheiden, halten weiterhin klassische Legehuhn-Rassen und ziehen einfach deren Brüder auf. Dies gelingt aber nur mit braunen Rassen.
Kann man nicht Rassen züchten, die weisse Eier legen?
Die Zuchtlinie der weissen Rassen sind auf Effizienz beim Eierlegen ausgerichtet, wird im Artikel weiter erklärt. Die schweren Rassen hingegen, die schnell an Gewicht zulegen, seien braun.
Renate Hodel vom landwirtschaftlichen Informationsdienst weist darauf hin, dass nur vier Konzerne die Welt mit Zuchtmaterial für Legehennen, Masthähne, Truthähne und anderes Geflügel beliefern. Es gebe wohl auch deshalb bislang nur wenige Rassen, die für die Aufzucht der Männchen geeignet seien.

Diese Legehenne hat rote Ohrscheiben und legt darum braune Eier.
Susanne Meier
Was bedeutet der Entscheid von Bio Suisse für die Eierproduzenten?
Derzeit stammen rund 20 Prozent aller Schweizer Eier aus einer Bio-Produktion. Laut Willi Neuhauser von Gallo Circle verzichten viele Produzenten nicht gerne auf die weissen Legehennen. Diese seien leistungsfähig und unkompliziert in der Haltung.
Dass die männlichen Küken nicht mehr getötet werden dürfen, bringt für die Bio-Produzenten einige Nachteile: Die Männchen brauchen Platz, der Futterverbrauch steigt, die Hennen legen weniger Eier und für das Fleisch der Hähnchen müssen Abnehmer gefunden werden. Für die Produzenten steigen die Kosten und entsprechend werden auch die Eier teurer.
«Wenn jeder Haushalt jedes Jahr ein Suppenhuhn essen würde, wäre das Problem gelöst»
Was passiert mit den Legehennen nach Ostern?
Nach Ostern werden die Legehennen ausgestallt und geschlachtet. Während früher die meisten Hühner in der Biogasanlage landeten, werden Daniel Würgler zufolge dieses Jahr fast alle Tiere als Fleisch verwendet. Damit das funktioniert, müssen auch die Konsumentinnen und Konsumenten bereit sein, Burger, Würste und Nuggets aus Legehennen zu kaufen. «Wenn jeder Haushalt jedes Jahr ein Suppenhuhn essen würde, wäre das Problem gelöst», wird Würgler im Artikel des «Bieler Tagblatt» zitiert.



Lange kochen industriell und dann so
vorgegart ganz
vorgekocht gezupft
in verschiedenen Halbfertig- und Convenience - Produkten verkaufen,
statt Geflügelklebefleisch?
Man kann nicht mehr guten Gewissens essen was die tierischen Produkte betrifft.
En Guete!