Die kantonalen Verbände von WWF, Pro Natura und BirdLife sowie Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz AefU reichen zusammen mit ihren nationalen Organisationen beim Gesamtregierungsrat von Luzern eine Aufsichtsbeschwerde ein. Der Kanton Luzern verletze damit Umweltgesetze, zerstöre Lebensräume und setze die Gesundheit der Bevölkerung aufs Spiel.
In einer Medienmittilung schreiben Vertreter verschiedener Umweltorganisationen, das sie in den vergangenen Jahren immer wieder darauf aufmerksam gemacht hätten, dass im Kanton Luzern seit Jahrzehnten viel zu viel Ammoniak und Phosphor in die Umwelt gelange. Die Behörden seien in der Vergangenheit mit ihren Massnahmen gescheitert. Unter Druck gesetzt von der Agrarlobby, habe es das BUWD nicht gewagt, griffigere Massnahmen durchzusetzen und verzögere deren Inkraftsetzung.
Nachbesserungen gefordert
Die verabschiedeten Ziele zur Ammoniak- und Phosphor-Reduktion sind zu wenig ambitioniert und reichten bei weitem nicht aus, um die Umwelt zu entlasten und die geltenden Gesetze des Bundes einzuhalten. Die Organisationen forderen deshalb, dass das BUWD umgehend nachbessert oder ansonsten mit dem Bund zusammen einen Notfallplan zwecks Gesetzesvollzug erarbeitet.
Ammoniak und Phosphor
97% des Ammoniaks, welches im Kanton Luzern in die Umwelt gelange, stamme aus der Landwirtschaft. Die Grenzwerte von Ammoniak, das über die Luft Wälder und ökologisch wertvolle Lebensräume überdüngt, würden gebietsweise um einen Faktor zwei bis drei überschritten. Die mit Phosphor überversorgten Böden seien einerseits eine auf die Landwirtschaft zurückzuführende Altlast, andererseits eine Folge der ungenügend eingeschränkten Düngevorgaben.
Mit jedem Regen werde das übermässig vorhandene Phosphor ausgewaschen und in die Mittellandseen geschwemmt. Diese Probleme seien im Kanton Luzern besonders ausgeprägt, da hier seit Jahrzehnten überdurchschnittlich viele Nutztiere gehalten würden – mehr, als der Boden und die Umwelt ertrügen. Die Umweltverbände fordern deshalb seit Jahren auch eine Reduktion der Nutztierbestände.
Zahlreiche Folgen der Emissionen
Die Folgen der Emissionen seien gravierend: Die durch das Ammoniak über die Luft gedüngten Wiesen und Weiden verfetteten, Magerwiesen und Moore würden schleichend zerstört, die Biodiversität nähme ab. Die Wurzeln von Bäumen würden geschwächt, gleichzeitig wüchsen die Bäume schneller. Die Wälder würden so ihre Stabilität verlieren unddie Schutzfunktion. Ammoniak in der Luft sei nicht zuletzt auch fu¨r den Menschen gesundheitlich bedenklich, Asthma oder Lungenkrankheiten über Feinstaubbildung seien die Folgen.
Seen müssen "beatmet" werden
Die hohen Phosphor-Einträge belasteten den Sempachersee, den Baldeggersee und den Hallwilersee seit Jahrzehnten. Algenwachstum, Sauerstoffmangel und Fischsterben seien die Folgen. Die Seen müssten deshalb seit bald 40 Jahren «beatmet» werden, finanziert mit Steuergeldern. Es brauche jetzt endlich ambitionierte Ziele und taugliche Massnahmen, denn zu viel stünde auf dem Spiel: unsere Gesundheit, eine intakte Umwelt, das Leben künftiger Generationen.