Am Plantahof kam dieses Jahr ein erstes genetisch hornloses Kalb zur Welt. Es wird mit seinen enthornten Artgenossen dereinst im neuen Laufstall aufwachsen – und dort auf einer speziellen Einstreu liegen.
Vor zwei Jahren fand das Braunviehseminar am Plantahof in Landquart GR letztmals statt. Seit damals habe sich einiges verändert, betonte Carl Brandenburger, Leiter Gutsbetrieb des Plantahofs. Er begrüsste vergangene Woche die Teilnehmer des diesjährigen Seminars und zählte auf: «Der Plantahof hat einen neuen Milchviehstall, die Milchleistung unserer Kühe ist weiter gestiegen auf 10'266 kg in der Leistungs- und 8'612 kg in der Raufutterherde, und das Braunviehseminar wird immer internationaler.»
Mühsame Hornloszucht
Tatsächlich waren auch Braunviehzüchter aus Deutschland und Österreich anwesend, als Hermann Swalve von der Universität Halle (D) erklärte: «Die Zucht auf Hornlosigkeit ist mühsam, aber möglich.» Eine Erfahrung, die auch am Plantahof gemacht wurde. «Wir haben unsere Spitzenkuh Nixe mit dem genetisch hornlosen deutschen Stier Promo gespült und drei Kälber bekommen», so Brandenburger, «die beiden Stierkälber waren behornt, das Kuhkalb heterozygot hornlos.»
Swalve wusste zu berichten, dass genetisch hornlose Rinder schon vor etwa 5500 Jahren vorkamen. Doch ist die Hornlos-Mutation gerade bei Rassen wie Holstein oder Braunvieh selten: «Es gibt viele Versuche, mit den wenigen genetisch hornlosen Stieren züchterisch zu arbeiten», erzählte Swalve: «Bei den Holsteinzüchtern macht man sich sogar Überlegungen, hornlose amerikanische Fleischgenetik einzukreuzen.» Noch seltener sind die hornlosen Linien beim Braunvieh. Das, so die Bilanz von Swalve, birgt auch ein Risiko der Inzucht, und deshalb ist die Zucht auf Hornlosigkeit wie erwähnt zwar möglich, aber mühsam und langwierig.
Auch Hörner hätten Platz
Der Plantahof hat zwar schon ein genetisch hornloses Kalb. Ansonsten werden die Kälber noch traditionell enthornt – auch wenn dies im neuen Laufstall nicht nötig wäre, wie Brandenburger bei der Besichtigung des fast fertigen Baus betonte: «Das ist eigentlich ein Kuh-Fünfsternhotel. Wir haben so grosszügig geplant, dass wir auch behornte Kühe halten könnten. Einzig das Selbstfangfressgitter müsste ausgetauscht werden.»
Dass grosszügig gebaut wurde, ist nicht nur allfälligen Hörnern, sondern in erster Linie dem Kuhkomfort geschuldet. Auch davon konnten sich die Tagungsteilnehmer bei den Workshops im neuen Stall mit eigenen Augen überzeugen. Marcel Wipfli, Tierzuchtlehrer am Plantahof, gab die Geheimnisse der Liegeboxen preis. «Die Nackenrohre haben nur stabilisierende Funktion», erklärte er, «die Steuerung der Kühe übernehmen die flexiblen Nackenbänder. Auch bei der Einstreu will der Plantahof nichts dem Zufall überlassen. Geplant ist eine doppellagige Matratze aus Güllefeststoffen und einem Kalk-Strohhäcksel-Gemisch, das mit einem Plattenvibrator in zwei Etappen verdichtet wird.
Auf die Knie fallen
Die Mühe hat laut Wipfli einen Grund: «Die Liegefläche muss weich, aber genug fest sein, dazu trocken und möglichst keimfrei.» Für Letzteres sorge der Kalk, der bindet und den pH-Wert reguliere. Fest muss die Liegefläche sein, damit sie beim Aufstehen nicht durchwühlt wird, und weich, damit die Kühe keine Druckstellen bekommen. Wipfli, der auch die Ausbildung zum Kuhsignaltrainer absolviert hat, zeigte einen Test, den man als Kontrolle im heimischen Stall durchführen kann: «Lasst euch auf die Knie fallen. Das darf nicht weh tun. Zudem müssen die Knie trocken bleiben. Insbesondere an der hinteren Schwelle darf sich zwischen Holz und Matratze keine Delle bilden. «Kühe haben es nicht gern, wenn sie mit den Afterklauen anstossen.»
Wipfli wies auf die wirtschaftliche Bedeutung des Liegens hin: «Kühe, die liegen, stören nicht an der Fressachse, sie entlasten ihre Gelenke und die Euteraufhängung, die Klauen trocknen ab, und sie produzieren 30 Prozent mehr Milch als im Stehen.» Und die Milchleistung steht auch beim Plantahof immer noch im Fokus.