Um die betroffenen Rübenbauern bemühen sich bereits zwei große Zuckerhersteller.
Francine Poffet
In Frankreich werden die Kapazitäten zur Produktion von Zucker weiter schrumpfen. Wie bekannt wurde, hat die unabhängige Zuckerfabrik in Souppes-sur-Loing im Département Seine-et-Marne ihre Tore endgültig geschlossen. Nach mehr als 150 Jahren sieht sich das Familienunternehmen Ouvré ausserstande, notwendige Modernisierungskosten zu stemmen.
Fischsterben
Den Eigentümern fehlt nach eigenem Bekunden auch die Unterstützung der Banken. Laut dem Verband der Rübenerzeuger (CGB) wurden seit 2019 bereits sechs Zuckerfabriken in Frankreich geschlossen, den Standort in Souppes-sur-Loing eingerechnet.
Die etwa 100 Kilometer südlich von Paris gelegene Raffinerie hatte nach technischen Schwierigkeiten bereits im vergangenen Herbst den Betrieb einstellen müssen. Offiziell noch untersucht wird ein Zusammenhang mit einem Fischsterben, das Ende Oktober im Loing-Kanal beobachtet wurde. Damals waren aufgrund erheblicher Einträge von Saccharose in mehreren Abschnitten des Kanals nahezu alle Fische verendet. Medienberichten zufolge hatte es 2019 bereits einen ähnlichen Vorfall gegeben.
Lösung für Rübenbauern
Die betroffenen Rübenbauern konnten ihre Ernten zuletzt in Fabriken der Genossenschaft Cristal Union in benachbarten Départements abliefern. Der Zuckerhersteller hat bereits seine Absicht bekundet, dieses Arrangement fortzuführen und die Landwirte dauerhaft an sich zu binden. Auch für die noch vorhandenen Lagerbestände und die 109 Angestellten des Standorts in Souppes-sur-Loing will Cristal Union eine Lösung anbieten. Konkurrent Tereos interessiert sich indes ebenfalls für die Anbaukapazitäten. Frankreichs grösster Zuckerhersteller will den Rübenbauern ebenfalls ein Angebot machen.
Für den CGB ist die Schliessung des Standorts das Ergebnis politischer Fehlentscheidungen auf nationaler und europäischer Ebene. Eingeleitet wurden die Krisen demnach durch das Ende der Zuckerquotenregelungen im September 2017. Für die Ernteeinbussen durch die viröse Vergilbung im Jahr 2020 macht der Verband das französische Neonikotinoid-Verbot verantwortlich; in der Folge sei die Investitionsfähigkeit der Branche stark beeinträchtigt worden. Kritisch sieht der Erzeugerverband zudem einen «massiven Zustrom» von Zucker aus der Ukraine, vor allem vor dem Hintergrund der zuletzt stark gesunkenen Zuckerpreise.
Ähnlich hatte sich im vergangenen Monat die Vereinigung der europäischen Rübenanbauer (CIBE) positioniert. Neben dem Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten sieht der Dachverband die Lieferungen aus der Ukraine als eine der grössten Bedrohungen für die europäische Branche an. Die Landwirte in der EU könnten mit den Standards und Strukturen der Ukraine nicht konkurrieren, warnte CIBE. Die bestehenden Zollerleichterungen dürften daher nicht verlängert werden.