Die Weizenernte ist sehr weit fortgeschritten. Bis am vergangenen Freitag waren gegen 80 Prozent der Fläche gedroschen. Die Erträge sind deutlich tiefer als letztes Jahr, und auch das Hektolitergewicht könnte besser sein.
Die warmen Sommertage seit vergangenen Dienstag kamen gerade richtig. Viele haben auf dieses kurze Sommerfenster gewartet und es genutzt. Landauf landab sind in den letzten Tagen wohl alle verfügbaren Mähdrescher zum Teil bis in die Nacht im Einsatz gestanden. Bis gestern Freitag war der grösste Teil der Weizenernte, ausser Sommerweizen, im Flachland mehr oder weniger geerntet, und auch das Weizenstroh konnte meistens trocken eingebracht werden.
Kein Getreidejahr
Eine Umfrage des «Schweizer Bauer» bei den wichtigsten Sammelstellen zeigt, dass wie schon bei der Gerste auch beim Weizen die Unterschiede zwischen Extenso und ÖLN ausgeprägter sind als im letzten Jahr. Der Krankheitsdruck sei wegen des feucht-warmen Wetters speziell in diesem Segment ausgeprägt und habe sich negativ auf die Erträge und Hektolitergewichte ausgewirkt. Weil sich schwache Hektolitergewichte abzeichneten, hat IP-Suisse diese Anforderungen von 77 auf 75 Kilo gesenkt.
Gemäss verschiedenen Sammelstellenleitern liegen die Erträge für Extenso-Weizen zwischen 50 bis 60 Kilo pro Are. Zum Teil wurden aber auch Posten von unter 40 Kilo gemeldet. Bei diesen Fällen seien die Erträge zum Teil auch wegen Auswinterungsschäden oder des erhöhten Krankheitsdrucks tief. Die Hektolitergewichte beim Extenso-Weizen seien mit 75 bis 78 Kilo eher tief, erklärten viele Sammelstellenleiter. Vereinzelt, etwa aus Hallau, wurden aber auch 78 bis 80 Kilo gemeldet.
Teilweise Mycotoxin
In einigen Regionen ist Mycotoxin das grössere Problem, alarmierend ist die Situation aber meistens nicht. Die regionalen Unterschiede sind allerdings sehr gross. In der Ost- und Westschweiz wurden kaum grosse Problemposten gemeldet. Und wenn, dann sei vor allem der Extenso-Weizen und dort die anfälligen Sorten wie etwa Levis und Forel betroffen, speziell wenn die Vorfrucht Mais war. Im Mittelland und in der Region Zürich, Aargau, und speziell auch im Freiamt und den angrenzenden Gebieten wurden vermehrt Meldungen laut, dass Mycotoxin primär bei Extenso-Weizen ein Problem ist. Der behandelte ÖLN-Weizen dagegen komme oft besser daher, hiess es weiter.
Keine Super-Erträge
Beim ÖLN-Weizen liegen die gemeldeten Erträge im Schnitt bei 70 Kilo. Allerdings werden je nach Sorte grosse Unterschiede festgestellt. Das Hektolitergewicht ist etwas höher als bei Extenso-Weizen und bewegt sich zwischen 78 bis 82 Kilo. Die Fallzahlen sind praktisch in allen Regionen erfreulich und liegen zwischen 300 und 400 Sekunden. Teilweise wurden bis 420 Sekunden gemessen. Die Erträge dürften gemäss Schätzungen der Sammelstellen je nach Region zwischen 10 bis 20 Prozent tiefer liegen als im Vorjahr.
Auffallend viele Sammelstellen meldeten dieses Jahr relativ viele spitze Körner gebe, sogenannten «Schiffli-Weizen» der in den Futterkanal gehe. Speziell die Sorte Claro sei dieses Jahr negativ aufgefallen.
Im Kanton Aargau und den umliegenden Gebieten wurden noch tiefere Hektolitergewichte gemeldet als im Schnitt der übrigen Schweiz. 71 bis 74 seien die Regel, während 77 bis 78 kg schon gut seien, hiess es.
Dinkel ist mässig gut
Beim Dinkel sei die Situation vergleichbar mit dem Weizen. Auch hier sei das Hektolitergewicht mit 37 bis 40 Kilo deutlich schwächer als im Vorjahr. Die Erträge und auch die Fallzahlen sind durchschnittlich. Die Ernte ist aber noch nicht ganz so weit wie beim Weizen.


