Nach zähem Ringen hat sich die UNO-Klimakonferenz in Lima auf erste Eckpunkte für einen Weltklimavertrag geeinigt. Aber die meisten Fragen sind noch offen. Nur das Ziel ist klar: Die Erderwärmung soll auf höchstens zwei Grad begrenzt werden.
Vertreter von 195 Staaten verständigten sich am Sonntag zum Abschluss der zweiwöchigen Verhandlungen auf einen Rahmenentwurf für ein Abkommen, das Ende 2015 in Paris vereinbart werden soll. Die Konferenz endete wegen verhärteter Fronten zwischen Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern fast eineinhalb Tage später als geplant.
Schwache Vorgaben
Der Rohentwurf für das Abkommen umfasst 37 Seiten und ist dem Lima-Beschluss als Anhang beigefügt. Es handelt sich um eine Liste von Wünschen, die unverbindlich sind und noch zahlreiche Optionen enthalten. Verhandelt und endgültig entschieden wird erst in Paris. Die nächste Verhandlungssitzung wird im Februar in Genf stattfinden.
Eher schwach fielen die Vorgaben für die nationalen CO2-Minderungsziele aus, die die meisten Staaten bis März vorlegen sollen. Die Angaben sind de facto freiwillig. Angestrebt waren vergleichbare Kriterien und eine gerechte Lastenverteilung. Laut Umweltschützern ist das Zwei-Grad-Ziel so kaum zu schaffen.
Umweltschutzverbände enttäuscht
«Zwar bringt uns das Ergebnis gerade so auf den Weg von Lima nach Paris. In der Substanz aber sind die gefassten Beschlüsse beunruhigend schwach», sagte Oxfam-Klimaexperte Jan Kowalzig. «Es wurde nicht einmal die Baugrube fertig gestellt», meinte Martin Kaiser, Leiter Internationale Klimapolitik von Greenpeace.
Der WWF kritisierte, die Regierungen seien auch dabei gescheitert, klare Pläne für Emissionsreduzierungen vor 2020 zu vereinbaren. Der Vertrag soll erst dann in Kraft treten; daher sind mehr Minderungen bis 2020 nötig, denn seit Jahren gibt es neue Emissionsrekorde.
Grosse Anstrengungen nötig
Für ein globales Klima-Abkommen braucht es laut dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) noch grosse Anstrengungen, um die verschiedenen Positionen anzunähern. Die in dem in Lima verabschiedeten Dokument enthaltenen Positionen seien noch «sehr weit voneinander entfernt», bilanzierte das BAFU am Sonntag in einem Communiqué. Nun sei es Aufgabe einer Arbeitsgruppe, die diversen Elemente zu einem Abkommensentwurf zu verarbeiten, der in Paris genehmigt werden könne.
Für die Schweiz besonders wichtig sei, dass die bisherige Unterscheidung zwischen Industrie- und Entwicklungsländern fallen gelassen wurde. Stattdessen sollen nun Kriterien wie die Verantwortung für die Klimaerwärmung und die verfügbaren Kapazitäten zur Senkung der Emissionen gelten. Damit wird laut BAFU die heutige Situation besser berücksichtigt, insbesondere in Bezug auf die Schwellenländer, die zu den Grossemittenten gehören.
Für den Schweizer Delegationschef, Franz Perrez, ist es sehr wichtig, dass die Staaten mit grossem CO2-Ausstoss dem Schlussdokument zugestimmt haben. Die Staaten sind nicht gezwungen, in den kommenden Monaten Reduktionsziele festzulegen. «Wir gehen aber im Prinzip davon aus, dass sie dies tun werden», zeigte sich Perrez gegenüber der Nachrichtenagentur sda zuversichtlich.
Schwierige Suche nach Kompromissen
In der Schlussphase waren mehrere Entwürfe der Konferenzleitung abgelehnt worden. Es folgten «Beichtstuhlverfahren»: Mit zögerlichen Staaten wurden einzeln Kompromisse gesucht.
Im Plenum griffen mehrere Länder die Industriestaaten an und wehrten sich dagegen, selbst zu grosse Anstrengungen unternehmen zu müssen - aus Sorge, das könnte ihr Wachstum bremsen. Dieser Kampf dürfte sich in Paris fortsetzen. China wehrte sich gegen eine Überprüfung eigener Minderungsziele.
Die Verpflichtungen sollen erlauben, die weltweiten Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2050 um 40 bis 70 Prozent zu senken. Dies gilt als notwendig, um die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius im Vergleich zum Niveau vor Beginn der Industrialisierung zu begrenzen. Bei einer stärkeren Erwärmung gilt der Klimawandel als unbeherrschbar.