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Weltrindfleischmarkt im Umbruch

Am globalen Rindfleischmarkt gibt es 2016 eine spürbare Verschiebung der Handelsströme, und die Hauptprotagonisten gehen mit völlig unterschiedlichen Perspektiven ins kommende Jahr.

 

 

Am globalen Rindfleischmarkt gibt es 2016 eine spürbare Verschiebung der Handelsströme, und die Hauptprotagonisten gehen mit völlig unterschiedlichen Perspektiven ins kommende Jahr.

 Zu den Gewinnern dürften 2017 laut einer aktuellen Prognose des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) vor allem Brasilien und die USA zählen. Dort wurden die Rinderbestände aufgestockt, und es ist mit einer steigenden Rindfleischerzeugung zu rechnen. Diese Länder werden deshalb von der besonders in Asien zunehmenden Nachfrage profitieren und ihre Exporte steigern können. Hilfreich dürfte dabei die gestiegene Wettbewerbsfähigkeit sein, denn insbesondere in den USA sind die Rinderpreise zuletzt deutlich gesunken; sie lagen im August um rund ein Fünftel unter dem Vorjahresniveau.

In der Europäischen Union lief das Exportgeschäft im bisherigen Jahresverlauf ebenfalls flott, vor allem durch den Verkauf von Lebendrindern in die Türkei und andere Staaten. Die EU-Kommission schätzt, dass der Lebendexport gegenüber 2015 um ein Drittel auf 235 000 t Schlachtäquivalent zunehmen und der Absatz von Rindfleisch in Drittländern um 10 % auf 227 000 t steigen wird. Im kommenden Jahr soll das hohe Niveau gehalten werden. Ganz anders sieht dagegen die Situation in Australien aus. Aufgrund von Dürreperioden haben die dortigen Rinderhalter in den vergangenen zwei Jahren ihren Bestand um fast 3 Millionen auf 26,1 Millionen Stück abgebaut; die Zahl der Rinder lag Ende Juni 2016 auf dem niedrigsten Niveau seit 20 Jahren. Australien war im vergangenen Jahr noch der weltweit führende Exporteur von Rindfleisch und lebenden Rindern, doch aufgrund der dramatischen Angebotsverknappung ist diese Position nicht mehr zu halten. „Down Under“ wird laut USDA in diesem und auch im kommenden Jahr Marktanteile verlieren und einer der großen Verlierer am Weltrindfleischmarkt sein.

Australien verliert Marktanteile

Der Schwund im australischen Rinderbestand ist bereits jetzt spürbar. In den Schlachthäusern bleiben die Tiere aus, der Lebendexport ist spürbar rückläufig und die Preise für die knappen Rinder bewegen sich auf Rekordhöhen. Gemäß Schätzungen der Branchenorganisation Meat and Livestock Australia (MLA) wird die Rindfleischerzeugung 2016 im Vorjahresvergleich um rund ein Fünftel auf 2,08 Mio t zurückgehen und im kommenden Jahr um weitere 2,1 % auf 2,03 Mio t sinken. Der starke Produktionsrückgang und die hohen Preise schränken zudem die Exportmöglichkeiten ein. Laut MLA dürfte die Rindfleischausfuhr im laufenden Jahr gegenüber 2015 um ein Viertel auf 1,44 Mio t einbrechen und der Verkauf von Lebendrindern mit 1,05 Millionen Stück um fast 300 000 Tiere hinter dem Vorjahresergebnis zurückbleiben.

Kaum besser dürfte es 2017 aussehen, wo mit Lebendexporten von nur noch 850 000 Tieren und einer Rindfleischausfuhr von 1,38 Mio t gerechnet wird. Starke Einbußen werden vor allem im Geschäft mit dem bisherigen Hauptkunden USA erwartet; die Rindfleischausfuhren dorthin sind in den ersten neun Monaten 2016 gegenüber dem Vorjahreszeitraum bereits um 42 % auf 196 000 t gesunken. Aber auch die Verkäufe nach Kanada, Japan und vor allem China waren im bisherigen Jahresverlauf rückläufig, weil Konkurrenten wie die USA oder Brasilien mehr und vor allem preiswerteres Rindfleisch im Angebot hatten. Das MLA geht davon aus, dass diese Wettbewerbsnachteile 2017 bestehen bleiben und Australien weitere Marktanteile in den asiatischen Zielländern einbüßen wird.

Steigende Erzeugung in den USA

In die Lücke, die das geringere australische Rindfleischangebot am Weltmarkt hinterlässt, werden voraussichtlich die USA stoßen. Dort wird die Rindfleischerzeugung laut Prognose des USDA in diesem Jahr voraussichtlich um 5,3 % steigen und 2017 nochmals um 3,7 % auf 11,81 Mio t zulegen. Erstmals seit Jahren ist wieder mit höheren US-Exporten zu rechnen, die 2016 im Vorjahresvergleich um 8,9 % und 2017 um 6,5 % auf dann 1,19 Mio t steigen sollen. Ein besserer Absatz wird dabei vor allem in Japan, Südkorea und Mexiko erwartet, wo die Geschäfte aktuell schon sehr gut laufen. Aufgrund des Preisverfalls für Rinder in den USA kann - vor allem im Vergleich zu Australien - am Weltmarkt konkurrenzfähig angeboten werden.

Das größere Angebot in den USA, gepaart mit sinkenden Preisen, dürfte auch am heimischen Markt Veränderungen nach sich ziehen. So erwarten die Analysten aus Washington einen spürbaren Anstieg des Verbrauchs, der 2016 im Vorjahresvergleich um rund 390 000 t oder 3,4 % auf 11,66 Mio t zulegen soll und sich im nächsten Jahr um weitere 1,6 % auf 11,85 Mio t erhöhen könnte. Noch deutlicher dürften die Effekte bei den Einfuhren des weltweit größten Rindfleischimporteurs sein. Das USDA geht davon aus, dass die höhere Eigenerzeugung die Importe bereits in diesem Jahr um rund 160 000 t oder gut 10 % schrumpfen lassen wird und 2017 eine nochmalige Abnahme in dieser Größenordnung erfolgt. Leidtragender dieser Entwicklung ist als wichtiger Anbieter vor allem Australien.

Brasiliens Exporte steigen

Zu den Gewinnern der Entwicklung am globalen Rindfleischmarkt dürfte auch Brasilien gehören. Die dortige Rinderherde wird nach Einschätzung des USDA im laufenden Jahr um rund 6 Millionen auf gut 219 Millionen Stück zunehmen und 2017 weiter auf 226 Millionen Tiere anwachsen. Aufgrund eines Mangels an schlachtreifen Rindern - teilweise auch, weil die weiblichen Tiere für den Bestandsaufbau zurückgehalten wurden - dürfte die Erzeugung 2016 gegenüber dem Vorjahr um 1,5 % rückläufig sein; sie soll im kommenden Jahr jedoch wieder um 2,0 % auf 9,47 Mio t zunehmen. Die Rindfleischausfuhr des Landes veranschlagt das USDA in seiner Prognose für das laufende Jahr auf 1,85 Mio t, was gegenüber 2015 einem Anstieg von 145 000 t oder 8,5 % entspricht. Im kommenden Jahr soll der internationale Absatz um weitere 100 000 t beziehungsweise 5,4 % auf 1,95 Mio t zunehmen. Damit würde sich Brasilien vor Indien wieder Platz eins der Topexporteure sichern.

Die Südamerikaner haben in jüngster Zeit weitere Märkte für ihr Rindfleisch geöffnet; unter anderem dürfen sie im Rahmen eines Zollkontingents wieder frische Ware in die USA liefern. Zudem sind sie nach dem russischen Einfuhrembargo für Lebensmittel aus westlichen Ländern dort einer der wenigen verbliebenen Lieferanten. Im ersten Halbjahr beliefen sich die Ausfuhren nach Russland wegen der dortigen Wirtschaftskrise und dem schwachen Rubel jedoch nur auf 65 800 t; das waren fast 27 % weniger als im Vorjahreszeitraum. Weitaus stärker profitierte Brasilien von der Wiederzulassung in China, wo der Importbedarf spürbar steigt. Dorthin wurden im ersten Halbjahr 2015 nur knapp 4 000 t Rindfleisch verkauft, von Januar bis Juni 2016 jedoch fast 87 000 t.

Zunehmender Importbedarf in China

In der Volksrepublik ist momentan die weltweit größte Nachfragedynamik zu beobachten. Die Rindfleischimporte dürften nach Schätzungen des USDA im laufenden Jahr gegenüber 2015 um rund 160 000 t oder ein Viertel steigen und 2017 um weitere 125 000 t oder 15 % auf 950 000 t zulegen. Damit ist China innerhalb weniger Jahre zum zweitgrößten Rindfleischimporteur der Welt hinter den USA aufgestiegen. Werden die etwa 375 000 t Hongkongs hinzugerechnet, ist die Volksrepublik bereits das wichtigste Einfuhrland der Welt. Durch die Urbanisierung und die wachsende Mittelklasse mit veränderten Verzehrsgewohnheiten wächst „im Reich der Mitte“ der Rindfleischkonsum stetig und dürfte von 7,67 Mio t im laufenden Jahr auf 7,89 Mio t im Jahr 2017 zunehmen.

Der Ausbau der Eigenerzeugung kann da nicht mithalten, zumal sich die Rinderbestände durch die Aufgabe vieler Kleinerzeuger eher verringern als vergrößern. Der Importbedarf von Rindfleisch steigt deshalb kontinuierlich an, kann aber wegen veterinärrechtlicher Beschränkungen nicht von allen Exportnationen genutzt werden. So spielen beispielsweise die EU oder die USA wegen früherer Probleme mit der Bovinen Spongiformen Enzephalopatie (BSE) als Anbieter noch keine Rolle. In den vergangenen Jahren war Australien wichtigster Lieferant; das Land ist aber im ersten Halbjahr 2016 mit einem Marktanteil von 19 % auf den dritten Rang zurückgefallen. Davor rangierten Uruguay mit 23 % und die wieder zugelassenen Brasilianer mit 31 %. China importiert auch immer mehr Lebendrinder. Im laufenden Jahr sollen es laut USDA etwa 150 000 Stück sein, die ausschließlich aus Australien und zu einem geringeren Teil aus Neuseeland bezogen werden.

EU stark im Lebendexport

Für den EU-Rindfleischmarkt ist in diesem Jahr die Milchkrise ein prägender Faktor. Nach Angaben der EU-Kommission wurden im ersten Halbjahr 2016 gegenüber dem Vorjahreszeitraum 268 000 oder 7,8 % mehr Kühe geschlachtet; bei den Färsen kamen 108 000 Tiere oder 6,0 % mehr ins Schlachthaus. Das größere Angebot drückte auf die Erzeugerpreise, die teilweise um mehr als 10 % unter dem Vorjahresniveau lagen. Für das Gesamtjahr 2016 erwarten die Brüsseler Analysten in ihrer Herbstprognose im Vorjahresvergleich einen Anstieg der Nettorindfleischerzeugung um 200 000 t oder 2,6 % auf 7,92 Mio t. Im kommenden Jahr soll die Erzeugung stabil auf diesem Niveau liegen. Zu einer ähnlichen Einschätzung gelangt das USDA in seiner Prognose, auch wenn die absoluten Zahlen aus methodischen Gründen etwas abweichen. Den Zuwachs beim Rindfleischverbrauch in der Gemeinschaft schätzt die Kommission in diesem Jahr auf 2,4 %; das würde im Schnitt einem Plus von 200 g auf 10,9 kg je EU-Bürger entsprechen.

Trotz der größeren Nachfrage im Binnenmarkt ist 2016 aber noch Spielraum für Exportzuwächse. Dabei boomt vor allem die Ausfuhr von Lebendrindern mit der Türkei, Israel und dem Libanon als Hauptzielländer. Die Kommission rechnet für 2017 mit einem Absatz von umgerechnet 235 000 t Schlachtgewichtsäquivalent in diesem Marktsegment, womit sich die Ausfuhrmenge innerhalb von drei Jahren verdoppelt hätte. Das USDA geht davon aus, dass die EU im kommenden Jahr rund 1,1 Millionen Lebendrinder in Drittstaaten verkauft und damit Australien als führende Ausfuhrnation überholen wird. Den EU-Rindfleischexport ohne Nebenerzeugnisse schätzt die Kommission in diesem Jahr auf 227 000 t, was gegenüber 2015 ein Plus von 10 % bedeuten würde. Im kommenden Jahr wird ein moderaterer Anstieg um 2 % auf 232 000 t erwartet.

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